„Philosophie ist (…) keine gerade aufsteigende Linie. Sie ist eine Bewegung von vielen Wellen; so wenig zielführend wie Alkohol, aber hoffentlich erhellend.“ Dieses Zitat stammt aus Richard David Prechts neuem Buch „Erkenne dich selbst – Eine Geschichte der Philosophie 2“. Geschichtenzeichnerin Celina hat sich erneut auf eine Reise begeben.
Renaissance bis Deutscher Idealismus
Der philosophiegeschichtliche Zeitabschnitt, auf den Bestsellerautor Richard David Precht in diesem zweiten Teil seiner Trilogie eingeht, reicht vom 15. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Die einzelnen ausschließlich männlichen Philosophen werden genauer unter die Lupe genommen. Dabei werden prägnante biografische Elemente aufgegriffen und Einblicke in deren Lebenssituation geboten. Währenddessen bezieht Precht ebenso Aspekte der Wirtschaft, Soziologie, Naturwissenschaft, Politik und Technik aus jener Zeit mit ein. Diese Aspekte sind Einflüsse, die sich auf die Entwicklung der Philosophie ausgewirkt haben. Die Leser schreiten somit durch philosophische und geschichtliche Gefilde und können sich mehr und mehr die Zusammenhänge zwischen den Philosophen und ihrer Zeit erschließen. Dabei werden viele abendländische Orte bereist, wie etwa Italien, Frankreich oder England.
Precht unterteilt sein Buch in vier Abschnitte: Renaissance, Barock, Aufklärung und Deutscher Idealismus. In jedem Teil werden unter anderem berühmte Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Galileo Galilei, Martin Luther, René Descartes oder Immanuel Kant aufgegriffen. Aber auch Philosophen, die einem, besonderes als Neueinsteiger in dieses Terrain, kaum oder gar nicht bekannt sind, wie beispielsweise Tommaso Campanella, Thomas Hobbes oder John Locke, werden beleuchtet. Somit wird ein umfangreiches Bild der zeitspezifischen Philosophie aufgezeigt.
Precht bleibt sich treu
Richard David Precht hat es in der NDR-Talkshow vom 20.10.17 ganz gut auf den Punkt gebracht. Er meint, dass sein Buch kein typisches Nachschlagewerk sei, sondern vielmehr eine Art Ideenroman. In diesem erzählt er die abendländische Philosophiegeschichte schöner nach – als sie in einem Geschichtsbuch dargestellt ist – und fokussiert nicht direkt die Philosophen, sondern die Geschichte der Ideen. Dazu werden sich wiederholende philosophische Fragen aufgeworfen, wie „Was ist der Mensch?“, „Gibt es Gott“ etc. Darüber hinaus ist die Erdung der Philosophie, wie Precht meint, fundamental, wobei er zum Beispiel Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, Politik und Kunstphilosophie mit einfließen lässt.
Diese benannten Merkmale finden sich ebenso im ersten Band. Auch, dass er die Erzählung der Philosophiegeschichte weiterhin verständlich und übersichtlich strukturiert, ist ein bleibender Vorteil. Somit kommt man in einen Lesefluss und, durch die immer wieder auftretenden Absätze und Untertitel, kann man sich nicht in der Zeitlinie verlieren. Die Leser erhalten somit einen ansprechenden Zugang zur Thematik und bekommen auf ihrem Weg durch die Geschichte der Philosophie einigen, verständlichen Input geboten.
Aha!
Precht zeigt in seinem aktuellen Buch „Erkenne dich selbst – Eine Geschichte der Philosophie 2“ wieder einmal, wie nachvollziehbar Philosophie sein kann. Er trägt dazu bei, dass Lesende das Gefühl haben zu partizipieren, indem etwa vielerlei Fragen direkt an die Lesenden gestellt werden. Man fühlt sich angesprochen und wird zum Mitdenken angeregt. Dieses Buch beziehungsweise Prechts Trilogie – wovon Teil drei noch erscheinen wird – ist für all jene, die sich auf die Reise durch die Philosophie und ihre geschichtlichen Zusammenhänge begeben möchten.
Erkenne dich selbst – Geschichte der Philosophie 2. Richard David Precht. Goldmann. 2017.
Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.
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