Philosophieren: 3, 2, 1 … Film ab!

von | 17.02.2018 | #philosophiestadt, Filmtheater, Specials

Einen Film zu sehen ist nicht dasselbe wie ein Buch zu lesen. Auch wenn im anbrechenden 21. Jahrhundert mobile Geräte den Zugang zu Filmen überall und jederzeit vereinfachen, bleibt das Erlebnis ein anderes. Wortklauberin Erika denkt darüber nach, wie man sich Filmen und TV-Serien analytisch-philosophisch annähern kann.

Während das haptische Erlebnis eines Buchs von vielen als wichtig empfunden wird – „ein richtiges Buch in den Händen zu halten ist halt doch etwas anderes“, befinden viele in der Diskussion eReader vs. analoge Form – wird dieses in Analysen und Diskussionen nur selten beachtet. Anders ist dies im Fall von Filmen. Das visuelle Erlebnis, das mit Filmvorführungen von Alltagsszenen und Tieren durch Eadweard Muybridge oder die Gebrüder Lumière begann, hat seinen Anreiz bis heute nicht verloren. So wird das Kino im Besonderen, inzwischen allerdings auch das Heimkino, zu einem Hort der Schaulust, in dem die Zuschauer in andere Welten eintauchen können.

Es ist ähnlich wie mit dem Theater: Der bedeutendste Unterschied zu Film und Serie ist hierbei der „silver screen“, der Bildschirm, der einerseits eine Barriere zwischen Zuschauern und der Welt des Films, andererseits einen Raum zur (Selbst-)Projektion darstellen kann. Es stecken viele verschiedene Ansätze im theoretischen Nachdenken über das Filme- und Serienschauen. Es müssen zum Beispiel auch immer die Inszenierung mitgedacht werden und der Raum, in dem der Film spielt. Dies wird besonders durch die Kameraführung verdeutlicht. Die beklemmende Atmosphäre von Horrorfilmen entsteht etwa häufig durch die Kamera, die den Bewegungen der Protagonisten folgt.

Auch die Musik kann eine bedeutende Rolle spielen. Die wohl berühmteste Szene aus Hitchcocks „Psycho“, der Tod der Protagonistin, wird gerade durch die abgehackte Musik im Hintergrund verdeutlicht. Daneben kann man auch darauf achten, ob ein Film eine Vorlage in irgendeiner Form hat und danach fragen, wie diese denn umgesetzt wird. Im Falle von Margaret Atwoods „The Handmaid’s Tale“ wird die serielle Adaption etwa sehr gelobt, weil sie, angelehnt an die Vorlage, ihr visuelles Potential stark ausschöpft. Kommt eine dominante Erzählerfigur vor wie in „Pushing Daisies“ oder „Alias Grace“, muss man sich, ähnlich wie in der Literatur, danach fragen, wer denn erzählt und wie glaubhaft diese Erzählung sein könnte.

Die Ansätze, um über Filme zu philosophieren, sind vielseitig und sehr differenziert. Dabei sollte man aber, über all dem Nachdenken, nicht vergessen, auf die Details des Films zu achten und Spaß am Schauen zu haben: Schlussendlich entsteht aus dem Gefühl des „Hey, da war doch was“ zumeist ein sehr fruchtbarer Ansatz zum Nachdenken.

Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.

Bild: pexels.com

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