Philosophischer Humor, gepaart mit sich verwandelnder Kunst

von | 15.11.2015 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Im Sommer 2014, genauer gesagt am 5. April des Jahres, eröffnete die vom Schweizer Künstler Martin Schwarz antizipierte Dauerausstellung „Kunstzoo“ im Schloss Schrozberg im gleichnamigen Ort im Norden Baden-Württembergs. Gegenstand der Ausstellung waren – ganz profan ausgedrückt – sich wandelnde Tiere. – Von Bücherhorterin Claudia

So spielte Schwarz mit der Darstellung von Mensch und Tier in unterschiedlichsten Medien und formte diese in etwas Neues um. Da fand sich das ein oder andere Anzug tragende Eulenmännchen oder auch eine Katzendame im vornehmen Kleid. Diese und noch viele weitere Kunstwerke, die nach dem Aspekt der Verwandlung entstanden, finden sich im zur Ausstellungseröffnung in Schwarz‘ EigenArt-Verlag publizierten Band „Jakob und Zelli. Ein philosophisches Appenzeller-Allotria“.

Vielfältige Verwandlungskünste

Der 96-seitige Band erscheint dem Betrachter im handlichen Querformat, sein Cover wird von zwei hübschen heimeligen Lampen geziert. Aber Moment! Das sind gar keine Lampen… eigentlich handelt es sich um ein Buch. Klingt unmöglich? Keineswegs.

Dieses und viele weitere Ausstellungsstücke im Band verkörpern Schwarz‘ langjähriges Projekt, mit Büchern zu arbeiten und diese durch den Einsatz von Pappmaché und anderen Naturmaterialien in neue Objekte zu verwandeln. Der Band enthält thematisch also nicht nur Tiere, sondern erweitert das Spektrum von traditionell erstellten Gemälden nach dem Vorbild anderer bedeutender Künstler wie Picasso, Cézanne und van Gogh noch um künstlerisch bearbeitete unbewegte Gegenstände. Und diese erwachsen nicht nur aus Büchern! Ebenso finden sich Blumentöpfe mit wortwörtlich zu verstehenden „Hörnergewächsen“, oder eine Muschel, die sich aus einem vasenähnlichen Objekt entwickelt – oder andersherum.

Diese zahlreich abgebildeten Gemälde und Fotografien zeigen unter anderem abgewandelte Portraits und Appenzeller Landschaftsgemälde, die die im Band abgedruckte Erzählung um das frisch gebackene Ehepaar Zelli und Jakob Gamser abrunden. Die beiden heißen eigentlich Anna-Chronista und Egon Plüsch und leben nun im Appenzeller-Land. Um sich an das bäuerliche Leben anzupassen, haben sie sich umbenannt und leben in einer Hütte ein recht zufriedenes Leben. In diesem erleben sie allerhand mehr oder minder wundersame, seltsame Begebenheiten und Begegnungen und sinnieren darüber und vieles mehr, nicht nur zu nachtschlafender Zeit im Bett.

Die Erzählung ist gespickt mit Appenzeller Humor sowie philosophischen Gedanken und Zitaten. Sie schlägt erzählerische Haken, denen der Laie vielleicht nicht ganz zu folgen vermag – weiß aber durchaus zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen. Die Mischung aus Text und Bild ergibt einen sehr interessanten Kunstband, der zum Lesen und Staunen einlädt – ein Band, den man gerne mehrmals in die Hand nimmt!

Über den Künstler

Martin Schwarz, geboren 1946 in Winterthur, hat sich zum Grafiker-Lithographen ausbilden lassen und die Kunstgewerbeschule in Zürich besucht. Schwarz ist seit 1968 in der Schweiz und Köln, sowie seit einigen Jahren in Bartenstein und seinem Geburtsort Winterthur als freischaffender Künstler in vielen unterschiedlichen Bereichen der Kunst tätig, unter anderem in der Malerei, Objektkunst, Fotografie, Konzeptkunst und Computer Art. Ebenso gibt er in seinem Winterthurer EigenArt-Verlag Bücher heraus und agiert auch selbst als Autor.

Schwarz hat seit 1982 auch mit dem Schweizer Künstler HR Giger zusammengearbeitet – mehrere Ausstellungen und ein Kunstband entstanden aus dieser Kooperation.

Für weitere Informationen über die Arbeiten von Martin Schwarz empfiehlt sich ein Besuch auf seiner Homepage, auf der man Kunstwerke bestaunen, Texte über seine Arbeiten und Ausstellungen lesen und auch seine Buchausgaben sowie Postkarten bestellen kann.

Zelli und Jakob. Ein philosophisches Appenzeller-Allotria. Das eingefärbte Echo: Bilderverwandlungen nach Picasso, van Gogh, Modigliani, Cezanné, Arp. Exponate aus dem Kunstzoo. Martin Schwarz. EigenArt-Verlag. 2014.

 

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