Mit „WILL“ hat Will Smith in Zusammenarbeit mit dem Autor Mark Manson seine Autobiografie geschrieben. Seitentänzerin Michelle-Denise erzählt, warum sie von diesem Buch nachhaltig beeindruckt ist.
Will Smith beginnt seine Autobiografie zunächst mit einer Geschichte aus seiner Kindheit, als er gemeinsam mit seinem Bruder eine Mauer für seinen Vater bauen sollte. Diese kraftraubende und zeitintensive Aufgabe sollte Smith noch für sein ganzes Leben prägen, denn sie zeigte ihm, dass man alles erreichen kann, was man möchte und man dem Ziel immer Stück für Stück näher kommt.
Aber nicht nur sein Vater, den er liebevoll Daddio nennt, sollte ihn prägen. Auch seine Mutter Mom-Mom und Oma Gigi waren wichtige Pfeiler in seinem Leben. Diese drei Menschen bilden für Smith das philosophische Dreieck, das ihm als moralischer Wegweiser dient und dabei unterstützt, ein gutes Leben zu führen. Während sein Vater großen Wert auf Disziplin legte, war für seine Mutter, die als Lehrerin arbeitete, die Vermittlung von Bildung von hoher Priorität. Seine Oma ergänzte die beiden mit ihrer Liebe und dem Glauben an Gott.
Besonders diese Kapitel haben mich nachhaltig beeindruckt und inspiriert. Für Will Smith ist die Familie das wichtigste. Ich konnte mich mit ihm und seinem moralischen Wertekompass sehr gut identifizieren und musste wirklich schmunzeln, als ich las, dass er beim Schreiben seiner Lieder darauf zu achtet, dass sie seiner Oma gefallen sollten. Bis heute muss Smith sich anhören, dass seine Musik zu weich für einen Rapper sei, aber es ist ihm wichtiger, dass seine Oma auf ihn stolz ist, als das Ansehen eines Gangsterrappers mit brutalen Texten zu haben.
Humor als Schlichtungsmittel
Smith wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen in West Philadelphia auf und besuchte eine Schule, in der er zu den wenigen Schwarzen Schülern gehörte. Als er aufgrund seiner Hautfarbe bei schulischen Veranstaltungen diskriminiert wurde, schickten ihn seine Eltern auf eine andere Schule, da sie dieses Verhalten nicht länger duldeten.
In seiner Kindheit war Smith häufig mit der Gewaltbereitschaft seines Vaters konfrontiert, die ihn dazu animierte, lustig zu sein. Wenn er es schaffte, seinem Vater ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, würde er von seiner Mutter, seinen Geschwistern und ihm ablassen und ihnen nichts tun. So fand er bereits als kleiner Junge sein Talent für Witz und Humor und baute dieses durch komödiantische Darstellungen im Kreise der Familie und Freunde weiter aus. Trotz der Wutausbrüche seines Vaters hat er diesen auch nach der Trennung seiner Eltern geliebt und weiterhin bei ihm gelebt.
Wenn man diese Kapitel nun, wie ich, nach den Geschehnissen der Oscarverleihung 2022 liest, bei der Will Smith dem Moderator Chris Rock eine Ohrfeige verpasste, nachdem dieser sich über den krankheitsbedingten Haarverlust seiner Frau Jada amüsiert hatte, sieht man diese Situation in einem anderen Licht. Ich konnte für Smiths Verhalten vollstes Verständnis aufbringen und nachvollziehen, warum er sich in diesem Moment in der Pflicht sah, seine Frau auf diese Art in Schutz nehmen zu wollen.
Tiefpunkte gehören zum Leben
Bereits in jungen Jahren entdeckte Smith seine Liebe zur Musik. Die bis dahin neue und noch kaum bekannte Musikrichtung des Hip-Hip zog ihn in ihren Bann. Er stellte sich eigene Mixtapes mit den besten Liedern auf Kassette zusammen und begann, sich selbst im Rappen zu probieren. Es war für ihn ein Leichtes, eigene Texte zu verfassen und so wuchs in ihm der Wunsch, ein richtiger Stern am Hip-Hop-Himmel zu werden.
Als er später seinen besten Freund DJ Jazzy Jeff kennenlernte, stimmte die Chemie sofort. Die beiden taten sich zusammen und traten seitdem als DJ Jazzy Jeff und The Fresh Prince auf und etablierten sich schnell in der oberen Liga des Hip-Hop. Ihre Musik wurde vielfach ausgezeichnet und nicht mehr nur von Schwarzen gehört. Dies war der Beginn von Smith‘ Musikkarriere, die über seine eigens für ihn konzipierte Sitcom „The Fresh Prince of Bel-Air“ („Der Prinz von Bel-Air“) in einer Karriere als bestbezahltem Hollywoodstar mit Filmen wie „Bad Boys“ oder „Das Streben nach Glück“ mündete.
Aber Smith scheut sich in seiner Autobiografie nicht davor, nach diesem fulminanten Beginn seiner Karriere einen genauen Blick auf die Tiefpunkte zu werfen. So erzählt er von seiner Insolvenz, die eine Folge von unterlassenen Steuerzahlungen und der gescheiterten Ehe mit seiner ersten Frau war. Die Ehe endete damit, dass er das Hab und Gut seiner Ex-Frau vor seinem Haus in Brand setzte. Des Weiteren macht Smith keinen Hehl aus seiner Eifersucht auf den verstorbene Rapper 2Pac, dem bis heute eine Beziehung zu Smiths zweiter Ehefrau Jada nachgesagt wird.
Smith wirkt in seiner Autobiografie nahbar. Von der ersten bis zur letzten Seite verdeutlicht er seinen Ansporn, sich stets zu verbessern, auch wenn er nur ein Mensch ist, der sich irren kann. Er macht Fehler (und davon mehr, als man denkt) und reflektiert diese, um aus ihnen zu lernen und mit Hilfe seines philosophischen Dreiecks wieder den richtigen Weg zu finden.
Die ersten 50 Jahre
Die Autobiografie umfasst vom Kennenlernen seiner Eltern bis zu seinem 50. Geburtstag alle schönen und weniger schönen Ereignisse Smiths Leben. Er erzählt immer mit einer guten Prise Humor, die mich beim Lesen laut auflachen ließ. Aber auch die leisen, nachdenklichen Kapitel zogen mich in ihren Bann. Das Buch liest sich, als ob Will Smith in seiner lockeren Sprache einfach mal seine Lebensgeschichte erzählt. Aus dem Moment heraus und ohne darüber nachzudenken.
Gespickt ist das Buch zudem mit besonderen Momentaufnahmen: von seinen Eltern über seine Jugendfreunde (mit denen er bis heute eng befreundet ist), seine erste Ehefrau und Jada mit seinen drei Kindern, bis hin zu Treffen mit berühmten Persönlichkeiten. Die Fotos zeigen die verschiedenen Lebensstadien und wichtigen Personen, über die er in der Autobiografie berichtet.
Es war mir wirklich eine Freude, in die ersten 50 Jahre von Will Smiths Leben einzutauchen, und es wäre zu schade, wenn er nicht irgendwann noch eine weitere Autobiografie veröffentlichen würde, die sich mit seinem Leben ab 50 und seinem ersten Oscar befassen könnte.
WILL. Die Autobiografie. Will Smith mit Mark Manson. Übersetzung: Claudia Arlinghaus, Bernhard Schmid, Peter Torberg, Maja Ueberle-Pfaff, Anke Wagner-Wolff, Elvira Willems. Heyne. 2021.
[tds_note]Ein Beitrag zum Themenjahr #OwnVoicesBK. Alle Beiträge findet ihr hier.[/tds_note]
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