Sabrina Qunaj

von | 12.09.2015 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

„Ich bin eher eine Bauchschreiberin. Bis auf ein paar Eckdaten lasse ich mich meistens überraschen.“

Zwischenzeilenverstecker Marco begibt sich mit Autorin Sabrina Qunaj auf eine Reise durch Familienchaos und Kreativität bis ins historische Wales, um Antworten auf die folgenden Fragen zu finden:

BK: Dein erstes Buch erschien 2012, also gerade mal vor 3 Jahren. Du bist somit noch relativ neu im Geschäft, hast aber schon ein beachtliches Repertoire vorzuweisen. Wie schaffst du es, all diese Bücher in so kurzer Zeit zu schreiben?

SQ: Leidenschaft und Disziplin. Das brennende Verlangen, meine Ideen auf Papier zu bringen, ist natürlich der Hauptantrieb. Es kommt aber auch durchaus vor, dass mich Flauten erwischen. Wenn die Kinder krank sind, durchwachte Nächte meine Konzentration stören oder ich einfach nur einen schlechten Tag habe, muss ich auf eiserne Willenskraft zurückgreifen, was zum Glück nicht zu oft vorkommt.

BK: Bleibt da noch Zeit für andere Hobbys?

SQ: Nicht wirklich. Das Schreiben und das Lesen sind meine Hobbys, auch wenn sie gleichzeitig mein Beruf sind. Mein Tag ist mit den Kindern, meinem Mann, dem Haushalt und den Büchern vollkommen ausgefüllt.

BK: Bekommt man das ohne Weiteres unter einen Hut?

SQ: Ich bin sehr gut im Organisieren und kann auch vieles gleichzeitig machen. Mein Mann unterstützt mich sehr mit den Kindern und schafft mir die nötigen Zeitfenster, indem er ein paar Nachmittage pro Woche mit den Kleinen etwas unternimmt. Da ich alles, was ich tue, gerne mache, bleibt mir natürlich auch sehr viel mehr Energie, als wenn ich meine Aufgaben als Arbeit empfinden würde. So komme ich auch mit wenig Schlaf aus.

BK: Hast du einen Lieblingsplatz, an dem du schreibst?

SQ: Im Sommer draußen auf der Terrasse, ansonsten an meinem neuen Schreibtisch.

BK: Woher nimmst du die Ideen für deine Geschichten?

SQ: Die Ideen finden mich ganz von selbst, in den unterschiedlichsten Situationen. Hinterher lässt sich immer ganz schwer sagen, wie der Ablauf war.

BK: Schreibst du einfach drauflos oder werden deine Geschichten vorher absolut durchgeplant?

SQ: Ich bin eher eine Bauchschreiberin. Bis auf ein paar Eckdaten lasse ich mich meistens überraschen.

BK: Wolltest du schon immer Schriftstellerin werden?

SQ: Ganz und gar nicht, der Gedanke kam mir überhaupt nie. Ich begann relativ spät mit dem Schreiben, wenn man von ein paar Fanfiction-Versuchen mit zwölf absieht, vor sechs Jahren, um genau zu sein. Von da an blieb ich aber dabei und mir wurde es auch relativ schnell sehr ernst damit. Ich fing an, mich mit dem Thema Veröffentlichen auseinanderzusetzen und war nicht mehr zu bremsen.

BK: Gibt es auch Nachteile, die der Beruf “Autorin” mit sich bringt?

SQ: Gewiss überwiegen die Vorteile, da ich meine Familie in den Vordergrund stellen kann und mein Alltag sich ganz nach ihren Bedürfnissen richtet. Manchmal sehnt man sich allerdings schon nach einem Feierabend oder Urlaubstage, vielleicht sogar Krankenstand, wenn es einem nicht gut geht, man aber unbedingt noch etwas erledigen muss. Die eigenen Geschichten begleiten einen natürlich ständig und ein Abschalten ist nur schwer möglich. Selbst wenn man krank ist, denkt man noch darüber nach oder grübelt, wie man die verlorene Zeit wieder aufholen kann.

BK: Deine ersten Veröffentlichungen waren aus dem Bereich Fantasy und Jugend-Fantasy. Wie hast du zum Historischen Roman gefunden?

SQ: Historische Romane habe ich schon immer gerne gelesen, mir aber nie zugetraut, auch einen zu schreiben. Erst die Erfahrung in anderen Genres und der gute Zuspruch meines Agenten gaben mir das nötige Selbstvertrauen, um mich doch noch diesem, von mir so geliebten, Genre zu widmen.

BK: Woher kam die Inspiration gerade Wales als Schauplatz für deine Historischen Romane zu wählen?

SQ: Zum Einen gewiss durch all die Sagen über König Arthur, Merlin, aber auch Tristan und Isolde, die ja britischen Ursprungs sind. Das britische Volk hat mich einfach schon immer fasziniert. In anderen Romanen fiel mir dann auch oft auf, dass Waliser gerade mal in einem Nebensatz erwähnt werden, wenn wieder mal eine Rebellion niedergeschlagen wurde. Ich aber wollte immer mehr darüber wissen und las mich ein wenig ein. Da bemerkte ich sehr bald, dass ich mich dort ganz und gar zu Hause und verbunden fühlte.

BK: Warst du schon selbst einmal an den Schauplätzen deiner Bücher?

SQ: Nicht an allen, aber an einigen. Wales ist ein wunderbares Land und im Juli werde ich auch wieder dorthin zurückkehren.

BK: Nach “Die Tochter des letzten Königs”, ist nun “Das Blut der Rebellin” erschienen. Kannst du uns kurz verraten, worum es in dem Buch geht?

SQ: Die Familiengeschichte der historisch überlieferten Geraldines geht in einer neuen Generation weiter, genauso der walisische Freiheitskampf. Isabel, die als Tochter normannischer Eroberer auch normannisch erzogen wurde, soll den Sheriff von Pembroke heiraten, um ein Bündnis ihrer Familien zu schließen und so eine enorme Macht gegen die aufständischen Waliser zu schaffen. Nur fühlt Isabel sich dem britischen Volk zugehörig, besonders wegen ihrer engen Beziehung zu ihrer walisischen Großmutter, der Protagonistin aus „Die Tochter des letzten Königs“. Sie hat schwere Entscheidungen zu treffen, wird hin und hergerissen zwischen dem, was sie für Recht hält und dem, was ihre Familie von ihr erwartet. Natürlich spielt auch noch die Liebe eine Rolle, Macht, Krieg und Heldentum.

BK: Für beide Bücher hast du eine Recherchereise nach Südwest-Wales unternommen. Was hast du dort erlebt? Und welche Eindrücke konntest du davon mitnehmen?

SQ: Meine Reise war ein ganz besonderes Erlebnis. Schon wenn man den Severn überquert, die Grenze zwischen England und Wales, spürt man, dass man jetzt in ein ganz anderes magisches Land kommt. Ich fühlte mich sofort zugehörig und zu Hause. Die Weite, die stellenweise noch völlig unberührte Natur, die Küsten und Flusslandschaften zogen mich in ihren Bann. Ich habe Schauplätze besucht, sowohl von „Die Tochter des letzten Königs“ als auch von „Das Blut der Rebellin“. In letzterem sollte meine Protagonistin zum Beispiel die schroffen Klippen des Burghügels von Tenby hinunter zum Strand klettern und es war eine Freude, das selbst auszuprobieren. Die historisch belegte Protagonistin aus dem ersten Band soll angeblich immer noch auf Carew Castle spuken und auch hier war es sehr aufregend, bei Sturm und Regen durch die dunklen Türme und Ruinen zu streifen, lauschend auf ein Zeichen.

BK: Wird es weitere Historische Romane von dir geben?

SQ: Im Moment schreibe ich an meinem dritten und wenn es nach mir geht, werden noch viele weitere folgen.

BK: Wirst du auch den anderen Genres (Fantasy und Jugend-Fantasy) treu bleiben?

SQ: Das möchte ich sehr gerne, es ist aber auch natürlich alles eine Zeit- und Angebotsfrage. Fix ist im Moment, dass ich in ein für mich neues Genre wechseln werde, über das ich aber noch nicht zu viel sagen kann. Ich kann aber klar und deutlich sagen, dass mir Krimis und Thriller überhaupt nicht liegen und ich diese Genres weder gerne lese noch schreiben möchte.

BK: Gibt es ein Buch, das dir besonders am Herzen liegt?

SQ: Von meinen eigenen? Das wäre dann wohl „Elfenkrieg“, der zweite Band meiner Elvion-Reihe, der für mich aus verschiedenen Gründen etwas ganz Besonderes ist. Und auch noch mein erster historischer Roman „Die Tochter des letzten Königs“, da die Arbeit an Nestas Geschichte eine unglaublich aufregende Zeit war. Bücher von anderen Autoren, die mir sehr wichtig sind, gibt es auch mehrere. Müsste ich mich entscheiden, würde ich „Küss mich, Engel“ von Susan Elizabeth Phillips wählen, da mich dieser Roman in jeder Lebenslage aufheitert und quasi zu meinem „Aufmunterungs-Notfall-Paket“ gehört, gemeinsam mit Schokolade.

BK: Kannst du dich noch an dein erstes selbstgekauftes Buch erinnern?

SQ: Das war ein Roman zur TV-Serie Buffy, nach der ich süchtig war. Da stehen noch einige in meinem Regal, denn von Büchern kann ich mich einfach nicht trennen.

BK: Zum Abschluss unsere Bücherstadt Kurier-Spezialfrage: Wenn du ein Buch wärst, welches wärst du?

SQ: Ein dickes, denn es fällt mir schwer, mich kurz zu fassen und ich habe immer viel zu erzählen.

Dieses Interview erschien erstmals in der 17. Ausgabe des Bücherstadt Kuriers.
Foto © Lydia Marek

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