Schreiben – nicht nur Worteweberin Annika macht das jeden Tag. Die Fähigkeit zu schreiben prägt unser Denken, immerhin sagt man „Wer schreibt, der bleibt“. In „Es steht geschrieben“ erklärt Vitali Konstantinov, wie die heutigen Schriften entstanden sind und sich entwickelt haben.
„Es steht geschrieben“ ist alles andere als ein normales Sachbuch für Kinder. Vitali Konstantinov orientiert sich an Graphic Novels: In einzelnen Panels und Bildern sind alle Informationen kompakt verpackt. Auch wenn das Buch nur gut 70 Seiten umfasst, sollte man einige Zeit mitbringen, um darin in Ruhe zu stöbern, vor- und zurückzublättern und alle Schriften und Geschichten zu entdecken, denn es sind wirklich viele Informationen enthalten.
Mehr als nur 26 Buchstaben
Übersichtlich bleibt es trotzdem, denn das Buch ist in Schwarz-Weiß mit einigen roten, blauen und grünen Farbtupfern gestaltet. Hilfreich sind außerdem die verschiedenen Worterklärungen im Anhang, da Konstantinov auch Fachbegriffe verwendet. Dass eine Abjad eine Konsonantenschrift und ein Abugida ein Silbenalphabet ist, muss man sich dann zum Glück nicht merken.
Am Ende hat man trotzdem das Gefühl, etwas gelernt zu haben, auch wenn nicht alle Informationen über jede einzelne Schrift hängen bleiben. Zumindest eines wird mehr als deutlich: Schriften sind deutlich vielfältiger als die 26 Buchstaben in unserem lateinischen Alphabet!
Schmunzeln in drei Kapiteln
Die Illustrationen in den Panels sorgen für den nötigen Spaß, so dass das Buch nicht zu einer bloßen Vorlesung in Sprachwissenschaften verkommt. Immer wieder geistern Emojis durch die Bilder und geben ihre Kommentare ab. Die dargestellten Personen sind überzeichnet, landen in lustigen Situationen und laden so zum Schmunzeln ein. Die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreis hat „Es steht geschrieben“ auch deswegen in der Kategorie Sachbuch nominiert und lobt es als „bizarres grafisches Buchwunder“.
Drei Kapitel hat „Es steht geschrieben“. Zu Beginn geht es um „Sprechen – Zeichen – Schreiben“, also die Grundlagen. Seit wann können Menschen schreiben? Wo auf der Welt leben heute wie viele Analphabeten? Wie kommen die verschiedenen Schriften in den Computer? Außerdem werden verschiedene Schriftsysteme, also zum Beispiel die erwähnten Abugidas und Abjads, und auch die Verständigung mit Lauten erklärt.
Von Hieroglyphen bis zur klingonischen Schrift
Im zweiten Kapitel beschreibt Konstantinov die „ersten Schriften der Welt“. Eine Spurensuche von der Keilschrift, über die ägyptischen Hieroglyphen und das hebräische Alphabet bis zu den verschiedenen indischen, japanischen und chinesischen Schriftsystemen beginnt. Bei allen Schriften werden in einem Panel die Buchstaben ihren Entsprechungen im lateinischen Alphabet zugeordnet. Manchmal können das auch ganze Lautfolgen oder Begriffe sein. Hinzu kommen Hintergründe zur Geschichte, Entstehung und Grammatik der Sprachen und Schriften.
Das dritte Kapitel widmet sich dann „Schriften-Schöpfern“, also den Erfinderinnen und Erfindern (die meisten sind männlich) einzelner Schriftsysteme. Auch hier werden aber die Alphabete vorgestellt. Für Literaturliebhaberinnen und Literaturliebhaber sind die letzten Seiten über Kunstschriften wohl besonders interessant: Hier geht es um das Alphabet, das Thomas Morus für seinen Roman „Utopia“ erfand, vor allem aber ums Klingonische und die verschiedenen Sprachen und Schriften, die J.R.R. Tolkien entwickelte.
In „Es steht geschrieben“ kann man wunderbar blättern und in der Vielfalt der Schriftsysteme unserer Welt stöbern. Dem Autor gelingt es, in unterhaltsamen Panels viele Informationen unterzubringen und damit die Lust am Lernen zu wecken.
Es steht geschrieben. Von der Keilschrift zum Emoji. Vitali Konstantinov. Gerstenberg. 2019.
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