Sind zwei einer zu viel?

von | 09.09.2024 | Bilderbücher, Buchpranger

Olivier Tallecs Eichhörnchen ist zurück. Im Bilderbuch „Mein bester bester Freund“ muss es sich erneut mit großen Fragen beschäftigen: Sind Freundschaften vergleichbar und kann man eigentlich mehr als einen besten Freund haben? Bücherstädterin Melanie begleitet voller Freude die emotionale Reise von Tallecs skurrilem Nager.

Das Eichhörnchen ist überglücklich, als es in Pilz Pok seinen besten Freund findet. Endlich hat es jemanden, mit dem es Lieblingsplätze, Geheimnisse und Unternehmungen teilen kann. Lange musste der kleine Nager nach seinem besten Freund suchen, denn „[a]nders als Kiefernzapfen fallen sie nicht von den Bäumen“. Das Glück scheint perfekt, wären da nicht Fliege Momo und Maus Günther. Auch sie scheinen ideal, um beste Freunde des Eichhörnchens zu werden. Aber es will doch nur „einen besten Freund. Nicht zwei!“ Was also tun?

Wer das Werk von Tallec kennt, weiß, dass der Franzose nicht viele Worte braucht, um sich den bedeutenden Fragen des Lebens zu widmen, dass er beim Illustrieren mit wenig sehr viel ausdrücken und Humor mit beinahe jedem Thema verbinden kann. Auch in „Mein bester bester Freund“ vertraut Tallec auf dieses Konzept und kombiniert ein weiteres Mal kurze Textpassagen mit unaufdringlichen Illustrationen zu origineller Bilderbuchkunst.

Die vorwiegend in Grün- und Brauntönen gehaltenen, großflächigen Zeichnungen machen mal als Doppelseiten, mal als Panels, dann wieder als Einzelseiten den Großteil des Buches aus und ergänzen die prägnante Erzählstimme des Eichhörnchens. Tallec gelingt es, Emotionen über Körpersprache und die großen Augen von Eichhörnchen und Co. im Bild darzustellen. Schon eine kleine Variation im Blick oder eine veränderte Sitzposition verraten, wie es um die Gefühlswelt der Freunde steht. Aus Neugierde wird Freude, aus Unsicherheit Verzweiflung. Ein Wechselbad der Gefühle, das mich nicht nur in der wiederkehrenden Kombination aus einer starren Körperhaltung, weit geöffneten, leicht erschrockenen Augen und dem Satz „Ich habe ein Weilchen gebraucht, bevor ich ihn angesprochen habe“ beim ersten Zusammentreffen zwischen Eichhörnchen und seinen Freunden immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat.

„Mein bester bester Freund“ ist ein wundervolles Comeback des Eichhörnchens, das ich allen Liebhabern von Olivier Tallec und denen, die es werden wollen, ans Herz legen kann. Unaufgeregt, humorvoll und dabei unverstellt herzlich widmen sich der Bilderbuchkünstler und sein liebenswerter Nager den Geheimnissen echter Freundschaft und regen Kinder wie Erwachsene zum Mitfühlen, Nachdenken und Diskutieren an. Absolut lesenswert!

Mein bester bester Freund. Olivier Tallec. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger Gerstenberg. 2024. Ab 4 Jahren.

Melanie Trolley

Melanie Trolley

Die Leidenschaft für das geschriebene Wort hat Melanie nach Bremen und dort an die Uni verschlagen. Das Studium der Germanistik hat ihr einen veränderten Blick auf Bekanntes ermöglicht, die Augen für Neues geöffnet und Begeisterung fürs Bilderbuch entfacht. Als Texterin arbeitet Melanie täglich daran, die richtigen Worte zu finden – im Beruf vorerst ohne literarische Berührungspunkte.

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