Das Point-and-Klick-Computerspiel „Sofies Welt – Über die Geschichte der Philosophie“ (1997) ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Jostein Gaarder. Stadtbesucherin Änne tauchte in die virtuelle Welt von Sofie und Alberto ein, und wurde durch verschiedene Denk- und Entdeckungsspiele dazu angeregt, sich mit bedeutenden philosophischen Fragen zu beschäftigen.
Wer ist Sofie und existieren wir wirklich?
„Sofies Welt“ handelt von der Protagonistin Sofie, welche wunderliche Briefe von dem Unbekannten Major Albert Knag erhält, in denen mythologische und philosophische Textausschnitte und Fragen enthalten sind. Erstaunt über diese Briefe spricht Sofie via E-Mails und Dialogfenster sowohl mit ihrem Freund, dem Philosophen Alberto Knox, als auch mit den jeweiligen Spielern darüber. Durch die Briefe wird Sofie angeregt, sich tiefergehend mit den gestellten Fragen auseinanderzusetzen, und so beginnt eine Reise durch die verschiedenen Epochen der Philosophie. Es tauchen Fragezeichen auf dem Bildschirm auf, die auf einen Klick hin Fragen verlauten lassen wie: „Haben wir einen freien Willen?“, „Was ist Raum? Was ist Zeit?“, „Woraus besteht die Welt?“ und „Wer bin ich?“ Gerade die letzte Frage, die sich mit der Begründung der menschlichen Existenz beschäftigt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel.
„Vielleicht gibt es jemanden, der dich die ganze Zeit beobachtet, ohne daß du es weißt, und das ist der einzige Grund, daß du existierst“, meint Alberto zu Sofie, als sie im Barock ankommen und sich mit Descartes‘ Auffassung beschäftigen, die Welt um ihn herum sei nur imaginär. Diese Idee führt schließlich dazu, dass Sofie sich fragt, ob sie wirklich existiert oder doch nur eine fiktive Figur in den Gedanken eines anderen ist. Hier wird die Frage nach dem Verhältnis von Realität und Fiktion aufgeworfen: Durch die Einbindung der realen Spieler in die virtuelle Welt von Sofie eröffnet sich eine Metaebene, in der auf sehr eindrückliche Weise das Verhältnis von Text, Erzähler/Spielleiter und Figuren infrage gestellt wird.
Spielend philosophieren
Die Spieler bewegen sich durch verschiedene Räume, in welchen sie mithilfe der Maus nach Items suchen können, die entweder weiterführende philosophische Fragen verlauten lassen, oder Rätsel eröffnen, welche mithilfe von philosophischen Thesen zu lösen sind. Taucht die „philosophische Bremse“ auf – benannt nach Sokrates, der sich selbst als Bremse beschrieb, die die Menschen immer wieder sticht, um sie zum Denken zu bewegen – so gibt sie weiterführende Informationen zu den Ansichten der jeweiligen Philosophen. Auch Alberto regt die Spieler immer wieder dazu an, sich tiefergehend mit den jeweiligen Themen zu beschäftigen, indem er sie mithilfe des Dialogfensters direkt anspricht und ihr Wissen testet. Wissen sie die Antwort nicht, so kann in der oberen „Philosophie-Leiste“ nachgelesen werden, welche Ansichten verschiedene Philosophen wie Plato, Hobbes, Locke oder Kant vertreten. Das Spiel dient somit als virtuelles Nachschlagewerk, in Bibliographien wird sogar weiterführende Literatur aufgeführt.
Ein phantasievolles Philosophievergnügen
Sofern die Kompatibilität mit dem inzwischen 20 Jahre alten Computerspiel hergestellt ist, ist dieses ein kreativ gestaltetes, interaktives Wissensspiel, welches die Spieler aktiv einbindet und Philosophieinteressierte phantasievoll an Fragen und Thesen zur Beschaffenheit von Welt und Sein heranführt. Durch die Vielfalt der Aufgaben bietet es genügend Abwechslung, und die Möglichkeit, es auf verschiedene Weisen zu spielen. Ob die Spieler sich in den langen Abhandlungen der Philosophen verlieren, sich lieber mit der Lösung kniffliger Rätsel begnügen, oder mit Alberto und Sofie über die Fragen des Lebens debattieren, bleibt ihnen selbst überlassen.
P.S.: Leider ist dieses Spiel inzwischen nicht mehr käuflich zu erwerben. Weshalb ich es trotzdem rezensiere? Nachdem ich meinem Cousin den Roman „Sofies Welt“ zur Konfirmation geschenkt habe, habe ich selbst Lust bekommen, diesen zu lesen. Stattdessen fand ich dann das Computerspiel auf meinem Dachboden, habe direkt begonnen zu spielen und war so begeistert, dass ich diese Spielerfahrung einfach teilen musste.
Sofies Welt – Über die Geschichte der Philosophie. Nach dem Roman von Jostein Gaarder. Navigo in der United Soft Media Verlag GmbH. Ersterscheinung 1997 (Gespielte Version von 2004). Genre: Abenteuerspiel. Spieleranzahl: Eine, lässt sich aber auch mit mehreren Spielen. Spielzeit: ca. 4 Stunden bis unendlich. Altersangabe: ab 12.
Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.
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