Springen, schießen, Schätze finden

von | 06.09.2022 | Digitale Spiele, Spielstraße

Action und Archäologie bilden ein erstaunlich gutes Duo. Indiana Jones, Tomb Raider und auch Filme wie „Die Mumie“ haben das schon mehrfach bewiesen. Für viele begeisterte Spieler*innen da draußen gehört in diesen Kreis auch die „Uncharted“-Reihe. Zeilenschwimmerin Ronja steigt verspätet ein.

Uncharted 4: A Thief’s End

Auf der Suche nach einem Spiel griff ich ohne große Recherche „Uncharted 4“ aus dem Bibliotheksregal. Nachdem ich kurz in einen Trailer reingeschaut hatte, war ich zuerst skeptisch, ob das wirklich etwas für mich ist. Kampfbasierte Spiele mit (modernen) Schusswaffen liegen mir im Allgemeinen nicht. Doch der Trailer war irreführend. Schießereien sind zwar genügend vorhanden, aber hin und wieder durch geschicktes Schleichen auch vermeidbar.

Der (ehemalige) Abenteuer und Dieb Nathan Drake erhält unerwarteten Besuch: von seinem totgeglaubten Bruder Sam. Um Sams Leben zu retten, müssen die beiden einen sagenumwobenen Piratenschatz finden und geraten dabei schnell ins Visier eines alten Weggefährten, der ebenfalls hinter dem Schatz her ist.

Die Story an sich ist zwar nicht überraschend und greift gern auf klassische Elemente des Genres zurück, die auch in Diebesfilmen wie „Ocean’s Eleven“ sehr beliebt sind. Die Mischung funktioniert jedoch gut – vor allem durch die cineastische Umsetzung. Neben der hervorragenden Grafik tragen die Filmsequenzen entscheidend zur Atmosphäre bei und sind weder zu lang noch zu kurz. Dazwischen muss man vor allem klettern und springen, manchmal kleine Rätsel lösen, sich durch ein feindliches Lager schießen (oder schleichen) und auch mal eine Verfolgungsjagd hinter sich bringen.

„Uncharted 4: A Thief’s End“ ist ein überzeugendes Spiel, das mich dazu gebracht hat, gleich noch die anderen Teile der Reihe auszuleihen. Besonders angetan bin ich vom Spielaufbau an sich, der am Ende fast das Gefühl zurücklässt, einen Film gesehen zu haben.

Uncharted 1-3

Die ersten drei Teile handeln von Nathans größten Abenteuern. Auf der Suche nach El Dorado, Shangri-La und der verlorenen Wüstenstadt Iram begibt er sich in Wettkämpfe mit deutlich mächtigeren Gegnern – und rettet dabei mehr als einmal die Welt.

Zuerst mag es so scheinen, als wäre es nicht sonderlich clever, den vierten Teil der Reihe zuerst zu spielen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich gleichermaßen von „Uncharted“ gepackt worden wäre, hätte ich tatsächlich mit dem ersten Teil angefangen. Die Grundlagen sind natürlich gleich: die filmische Erzählweise, die lustig-blöden Sprüche und die Kombination aus springen, rätseln und schießen. „Uncharted 4“ bietet hier lediglich etwas mehr Abwechslung als seine Vorgänger (etwa durch Enterhaken und Autofahrten).

„Uncharted: Drakes Schicksal“ (2007) ist das Alter natürlich sowohl grafisch als auch bei der Steuerung anzumerken – wobei es sich mit stolzen 15 Jahren in der aufgepeppten Version von „Uncharted: The Nathan Drake Collection“ (2015) immer noch gut macht. „Uncharted 2: Among Thieves“ (2009) und „Uncharted 3: Drake’s Deception“ (2011) profitieren bereits vom grafischen Fortschritt.

Die größte Überraschung hielt Teil eins kurz vor Schluss für mich bereit: Plötzlich kamen zombieartige Wesen um die Ecke! Von Fantasy (oder Horror) war zuvor und auch im vierten Teil keine Spur – wenn man einmal davon absieht, dass die Schatzsuchen samt uralter, immer noch intakter Fallen und Rätsel nicht direkt realistisch sind. Da ich Zombies nicht sonderlich mag, wäre ich beim Start mit Teil eins hier wohl abgesprungen. Der zweite Teil hat seine fantastischen Wesen immerhin schon früh in Filmsequenzen eingeführt – dafür gingen sie mir am Ende ziemlich auf den Nerv, als ich sie besiegen musste. „Uncharted 3“ schafft schließlich einen Übergang vom Fantastischen zum „Realistischen“.

Mein größter Kritikpunkt ist das klar erkennbare Handlungsmuster. Die ersten drei Teile folgen sehr starr dem gleichen Konzept und werfen Nathan zu Anfang immer wieder in dieselbe Ausgangsposition zurück. Doch in „Uncharted 3“ gibt es erstmals Informationen über Nathans Vergangenheit und es ist eine gewisse Charakterentwicklung zu sehen, die in „A Thief’s End“ fortgeführt wird.

Uncharted: The Lost Legacy

Nathan Drake ist im zuletzt erschienenen Teil nicht mehr als (illegaler) Schatzsucher aktiv – Chloe Frazer, eine Weggefährtin aus „Uncharted 2“, dagegen schon. Auf ihrer Suche nach einer lang vergessenen Stadt in Indien wird sie von Nadine Ross begleitet, die im vierten Teil auf der Seite von Nathans Gegenspieler stand.

Diese Figurenkombination funktioniert deutlich besser, als ich zuerst dachte. Mir war Chloe im zweiten Teil nicht unbedingt sympathisch (aber das liegt ja an persönlichen Präferenzen), dagegen fand ich Nadine als Antagonistin erfrischend pragmatisch. „The Lost Legacy“ legt noch mehr Wert auf die Geschichte und Beweggründe seiner Charaktere als „Uncharted 4“. Beiden Figuren tut die größere Aufmerksamkeit gut – sowohl in Sachen Sympathie als auch aus erzählerischer Sicht.

Grafik und Spielsteuerung entsprechen voll und ganz Teil vier. Einzige Neuerung ist Chloes Fähigkeit, Schlösser zu knacken, und die stärkere Ausweitung des Open World-Anteils. Während sich die Öffnung der Spielwelt im Vorgänger noch auf lediglich etwas verzweigte Wege zum gleichen Zielpunkt beschränkte, ist der Ablauf in „The Lost Legacy“ im mittleren Drittel flexibler. Zwar landet man am Ende natürlich immer an derselben Stelle, davor jedoch gibt es eine kleine Welt zu entdecken, mit drei zentralen Orten und ein paar optionalen Nebenschauplätzen, die in beliebiger Reihenfolge angefahren werden können.

Insbesondere die größere Charaktertiefe sagt mit bei „Uncharted: The Lost Legacy“ sehr zu. Optisch ist es ebenso ein Hingucker wie Teil vier und bietet alles, was aus den Vorgängern bekannt ist. Inklusive eines weiteren bekannten Gesichts, das erst im letzten Drittel auftaucht und aus dem neuen, unterhaltsamen Duo potentiell ein Trio für eventuelle weitere Fortsetzungen macht.

Empfehlungen zur Spielwahl und Reihenfolge

Alle Spiele sind grundsätzlich empfehlenswert, müssen aber keineswegs in chronologischer Reihenfolge „abgearbeitet“ werden, da sie gut ohne Vorwissen funktionieren. Sofern die gesamte Reihe auf eurer To-Do-Liste steht, spricht allerding die stetige Verbesserung von Optik und Spielmechanik doch für eine chronologische Ordnung. Bei meiner Spielreihenfolge (4-1-2-3-5) habe ich die gefälligere Steuerung aus Teil 4 vor allem in Teil 1 vermisst. Wer auf der Suche nach einem Spielerlebnis ist, das in Optik und Spielmechanik auf der Höhe der Zeit ist, ist daher mit „A Thief’s End“ und „The Lost Legacy“ natürlich am besten beraten. Wer Gefallen an der Reihe an sich oder an ähnlichen Spielen gefunden hat, wird auch mit den ersten drei Teilen Freude haben.

Uncharted: The Nathan Drake Collection. Naughty Dog. Sony Interactive Entertainment. 2015. Exklusiv für Playstation (gespielt auf PS 4). Action-Adventure. Einzelspieler. USK 16.

Uncharted 4: A Thief’s End. Naughty Dog. Sony Interactive Entertainment. 2016. Exklusiv für Playstation (gespielt auf PS 4). Action-Adventure. Einzelspieler. USK 16.

Uncharted: The Lost Legacy. Naughty Dog. Sony Interactive Entertainment. 2017. Exklusiv für Playstation (gespielt auf PS 4). Action-Adventure. Einzelspieler. USK 16.

Ronja Storck

Ronja Storck

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