Beim Betreten der Sonderausstellung „Tell me more! Tell me more! – Literatur und Computerspiel“ des Computerspielemuseums in Berlin haben Geschichtenerzähler Adrian und Geschichtenzeichnerin Celina das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu werden. Es erwarten uns zehn Games, darunter auch einige aus den 1980/90iger Jahren. Auf geht’s!
An der Kasse kann ein 68-seitiger, zweisprachiger (Deutsch/Englisch) Katalog für 2,50€ erworben werden. Dies ist gut investiertes Geld, da hier interessantes Wissen rund um die Thematik „Literatur und Computerspiel“ vermittelt wird und auch nach der Ausstellung zum Durchblättern einlädt. Doch als die Jacken und Rucksäcke in den Schließfächern verstaut sind, haben wir nur noch Augen für die Spiele und sind uns einig, zuerst durch die Ausstellung schlendern und dann den Katalog durchlesen zu wollen.
Wir starten den Rundgang mit „Castlevania: Symphony of the Night“ (1997) und sind gefesselt vom Spiel, das auf eigene Art und Weise die Dracula-Geschichte im Metroidvania-Stil weitererzählt. Protagonist Alucard wird hier aus seinem ewigen Schlummer geweckt und muss die Geschöpfe der Finsternis bezwingen. Anfangs noch holprig steuern wir den Helden und setzen unsere vampirischen Kräfte sowie Waffen, Tränke und andere Zaubermittel ein.
Eher anstrengend als holprig wird es, als wir das Action-Adventure „Der Hobbit“ (2003) spielen, da die Kamerasteuerung invertiert – also die Kamera entgegengesetzt der Stickbewegung schwenkt, zum Beispiel: Stick hoch, Kamera runter. Die Steuerung ist somit ungewohnt und wird durch die schwammigen Bewegungen der Spielfigur erschwert.
Auch Spiele wie etwa „The Lost Files Of Sherlock Holmes“ (1993, Abenteuerspielserie) mit dem gleichnamigen Meisterdetektiv oder „Alone In The Dark“ (1992, Action-Adventures-Reihe), das auf Lovecrafts Cthulhu-Mythos beruht, gestalten sich für uns als schwierig zu spielen, da manches einerseits durch die Pixelgrafik schwer erkennbar ist, und andererseits eine gewöhnungsbedürftige Steuerung hat.
Mit „Splinter Cell“ (2002) von Ubisoft sind ebenso die Armee- sowie Spionagethriller von Tom Clancy innerhalb der Ausstellung vertreten, das sich eher an Stealth-Spieler richtet und mit seiner teils hakeligen Steuerung einiges an Fingerspitzengefühl abverlangt, um sich wirklich still durch die Level zu bewegen.
Das letzte Game, das wir spielen, ist „The Stanley Parable“ (2013), wobei wir aufgrund der rudimentären und leicht verständlichen Steuerung dankbar aufatmen. Wir haben viel Spaß bei diesem Spiel, das praktisch die Entscheidungsfreiheit in Computerspielen mit Humor in Frage stellt.
Schon zu Ende!?
Nach dem letzten Spiel schauen wir noch einmal genauer in die Vitrinen, die an den Seiten stehen. Schön schauen die Hüllen und ihre Cover aus, doch fänden wir es besser, einen Einblick in die darin enthaltenen Spiele zu bekommen. Schade, denn Games wie „Jurassic Park“, „The Witcher“ oder „Dantes Inferno“ etc. hätten uns sehr interessiert. Und sei es ein Einblick per Video, wie es das Computerspielemuseum in der Dauerausstellung mit der Wand der „Game Meilensteine“ umgesetzt hat.
Lohnt es sich?
Der Eintritt ins Museum kostet regulär 9 € (Spätticket ab 18:00 Uhr: 7 €) und ermäßigt 6 € (Spätticket ab 18:00 Uhr: 5 €) – die Sonderausstellung kann nicht separat besucht werden. Wir empfehlen, sowohl Sonder- als auch Dauerausstellung zu besuchen, da man für den Sonderbereich nicht länger als eine Stunde benötigt – das Lesen des Katalogs ergänzt dies nochmals um etwa eine Stunde.
Dieser hochwertige Katalog zu „Literatur und Computerspiele“ bietet Wissenswertes und einen guten Einblick in die Thematik. Allerdings hätten wir es auch angenehm gefunden, mit einem Audioguide durch die Ausstellung zu wandern. Hinzu kommt, dass alle Spiele auf Englisch dargeboten werden – auch solche, die recht textlastig sind. Daher sind für den optimalen Spielgenuss Englischkenntnisse wichtig. Wir empfehlen, wenn möglich, einen Besuch innerhalb der Woche, da es am Wochenende recht voll werden kann.
In der Sonderausstellung „Tell me more! Tell me more! – Literatur und Computerspiel“ kommen Nostalgiker ebenso auf ihre Kosten wie solche, die sich an Computerspielen und ihrer Historie erfreuen.
Tell me more! Tell me more! – Literatur und Computerspiel. Sonderausstellung. Computerspielemuseum Berlin. 10.09.2018 bis 31.03.2019. Weitere Informationen unter: computerspielemuseum.de
Plakat: computerspielemuseum.de / Foto: Geschichtenzeichnerin Celina
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