Therapie oder doch lieber Abenteuertrip?

von | 18.12.2019 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

„Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.“ erzählt von einem Mädchen, das ihr Licht verliert und sich in der Dunkelheit zurechtfinden muss, um neu zu scheinen. Dabei geht Ava Reed unter anderem darauf ein, wie schnell psychische Probleme entstehen können und wie man trotz allem nicht die Hoffnung verliert. – Von Bücherstädterin Jasmin

Lenida, genannt Leni, steht kurz vor dem Abitur und das bedeutet: Stress, Stress, Stress … Plötzlich ist ihr das alles zu viel. Sie kann nicht mehr aufhören, sich über alles, insbesondere über ihre Zukunft, Sorgen zu machen. Aus dieser Angst entstehen Übelkeit und Panik. Jeden Tag verliert sie ein weiteres Stück ihrer Hoffnung und weiß bald nicht mehr, wie sie sich ohne Hilfe aus dieser Abwärtsspirale befreien soll. Als nichts mehr zu funktionieren scheint und auch die Therapie nicht anschlägt, lernt sie eines Tages Matti kennen. Zusammen begeben sie sich trotz ihrer Probleme auf ein einzigartiges Abenteuer.

Erster Eindruck

Zu Beginn muss ich sagen, dass ich das in dem Buch angesprochene Thema psychische Krankheiten (in diesem Fall schwerpunktmäßig Angststörung und Depressionen) als ein sehr wichtiges Thema erachte und es mich auch sehr interessiert. Das hat mich letztendlich dazu bewegt, dieses Buch zu lesen. Doch auch das Cover hat mir sehr gefallen, da es sofort auffällt, und beim näheren Betrachten wird man sich dann der Details bewusst. Der Titel hatte ebenfalls etwas Außergewöhnliches an sich. All das hat dazu beigetragen, dass ich mich schnell dazu entschieden habe, diesen Roman zu lesen.

Charaktere

Die Veränderungen der Protagonistin Leni, die sich immer weiter in ihre Sorgen und Ängste vertieft, sind der Autorin sehr gut gelungen, doch trotzdem bin ich mit dem Charakter nicht richtig warm geworden. Es fehlte etwas, eine gewisse Tiefe, die einen dazu veranlasst, die Situation nicht nur von außen zu betrachten, sondern auch wirklich mitzufühlen. Bei Matti ist es ähnlich. Ich fand seine Krankheit und auch seinen Charakter durchaus interessant, doch schien er mir immer noch fremd. Auch die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten wirkt des Öfteren gestellt. Die Nebencharaktere hingegen haben mir äußerst gefallen und ich hätte gerne mehr über sie erfahren.

Starker Anfang, lässt im Verlauf jedoch nach

Am Anfang bringt die Autorin sehr viel Gefühl in das Geschehen und man kann dem Thema näherkommen, doch leider wird es mit der Zeit immer oberflächlicher. In der Mitte des Buches kommt die Handlung nicht von der Stelle und als Leni und Matti dann endlich aufbrechen, geht alles viel zu schnell. Es wirkt, als hätte die Autorin am Ende keine Lust mehr gehabt, wodurch die Handlung nicht mehr richtig nachvollziehbar ist. Auch hätte ich mir gerne einen stärkeren Kontrast zwischen der glücklichen und der unglücklichen Leni gewünscht, wobei man die glückliche Leni nie wirklich kennenlernt.

Zwischendurch werden auch andere Themen erwähnt, wie zum Beispiel, dass ein Charakter schwul sei, doch dann wird das nicht weiter vertieft. Das ist schade, da man mit der Information nicht wirklich etwas anfangen kann. Der Epilog war mir zu kitschig, vor allem da die Romantik völlig fehl am Platz wirkt und es dazu beiträgt, dass es scheint, als hätte die Liebe Leni bei ihren psychischen Problemen geholfen und nicht ein stationärer Aufenthalt, was meiner Meinung nach die falsche Botschaft ist.

Fazit

Schlussendlich hat man gemerkt, dass die Autorin sich deutlich Mühe mit dem Buch gegeben hat, mich konnte es aber nicht überzeugen. Es ist einfach zu lesen, hat jedoch einen sehr oberflächlichen Schreibstil, der mich nicht wirklich fesseln konnte. Meine Vorfreude wurde leider enttäuscht, da ich bei diesem schweren Thema mehr Tiefe erwartet habe und keine kitschige Teenie-Romanze. Trotzdem vermute ich, dass es wohl vielen gefallen wird und mich hat das erste Drittel doch bewegen können.

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen. Ava Reed. Ueberreuter. 2019.

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