CJ Hauser schreibt in „Die Kranichfrau. Warum ich meine Hochzeit absagte und andere Liebeserklärungen“ über eigene Erfahrungen und Erlebnisse. Der Titel hat Satzhüterin Pia neugierig gemacht. Aber konnte der Inhalt mithalten?
Die Autorin CJ Hauser nennt ihr Buch „Die Kranichfrau“ in einer Anmerkung am Ende „ein nichtfiktionales Werk aus einer persönlichen Perspektive“ und erwähnt, dass es ihr eher um ihre „eigenen Schwierigkeiten, in dieser Welt zu leben […] als um konkrete Beziehungen“ gehe. Es gibt also einige Anpassungen, aber die Essays, die einzelnen Rück- und Einblicke erinnert Hauser so oder so ähnlich. Die Geschichten drehen sich um die eigene Wahrnehmung und Lebensplanung. Dabei blickt sie in dem Zuge auch stark auf das Rollenverständnis von Mann und Frau, betrachtet Klischees und die eigene Emanzipation. So weit, so interessant.
„In dem Jahr, das meiner Hochzeitsabsage vorausging, hatte ich oft geweint und meinen Verlobten angeschrien, zu überzeugen versucht oder angefleht, er solle mir sagen, dass er mich liebe.“
(S. 90f)
Der Erzählstil Hausers ist recht gefällig, leicht selbstironisch und durchaus humorvoll. Die verschiedenen Erzählungen beziehungsweise Anekdoten sind dabei mal mehr und mal weniger gelungen. Einige feministische Denkanstöße und Erinnerungen, die zum Schmunzeln anregen, stehen im Kontrast zu langatmigen oder doch arg aufgesetzt und konstruiert wirkenden Passagen. Hauser ist eine Suchende, sie präsentiert keine Lösungen oder universellen Ratschläge. Ihre Suche führt sie immer wieder in die gleichen Muster und wiederkehrenden Schemata. Irgendwie bewegt sich nichts, irgendwie nehme ich am Ende kaum etwas mit, was mir die Ansammlung an Erinnerungen nun eigentlich sagen will.
„Jede Beziehung, die unter meinem Seziermesser lag, jede post mortem aufgestellte Theorie, jedes neue Glaubenssystem, das ich ausprobierte – sie alle waren immer nur ein neuer Türgriff, an dem ich rüttelte. Ein neues Monster, vor dem ich mich fürchtete, während ich weiter nach dem Ausweg suchte. Und ich war die handelnde Person. Ich hörte nicht auf, neue Monster zu produzieren.“
(S. 165)
An einigen Stellen entwickelt die Offenheit der Autorin eine regelrechte Sogwirkung, andere wiederum sind gefüllt mit konturlosen Menschen (Ex-Partnern), die irgendwie auch die Texte verschwommen werden lassen. Die Autorin zeigt sich zudem als große Liebhaberin verschiedener popkultureller Phänomene, wie zum Beispiel der Serie „Akte X“. Sie zieht Parallelen zwischen den eigenen Erlebnissen und Szenen mit Mulder und Scully, vergleicht sich mit den Charakteren und zitiert immer wieder aus den Staffeln. Dass ich während der Lektüre den Titel der Serie „Akte X“ geflissentlich überlas und ich mir den Zusammenhang via Google raussuchen musste, erklärt vielleicht meine leichte Langeweile bei diesen langatmigen Abschnitten. Dabei ist das grundsätzlich ein spannendes Stilmittel, das in mir wohl nicht die richtige Adressatin gefunden hat.
Am Ende ist „Die Kranichfrau“ nach diesem Neugierde weckenden Titel passagenweise eine unterhaltsame und auch gelungen geschriebene Lektüre, die ich dennoch schon nach kurzer Zeit kaum mehr inhaltlich erinnere. Ich bin mir aber sicher, dass das Buch auch eine begeisterte Leserschaft hat. Vielleicht findet mein Exemplar in einem Bücherschrank so einen Menschen.
Die Kranichfrau. Warum ich meine Hochzeit absagte und andere Liebeserklärungen. CJ Hauser. Aus dem Englischen von Hanna Hesse. C.H.Beck. 2023.
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