Ulrike Kuckero

von | 22.02.2016 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

„Ich schreibe die Bücher, die ich auch selber gern lesen würde.“

Interview mit Ulrike Kuckero

Foto © Ulrike Kuckero

Buchstaplerin Maike war vor einiger Zeit in einem der Schreibworkshops der Kinderbuchautorin Ulricke Kuckero und hat ihr im Interview entlockt, was sie am Schreiben für Kinder reizt…

BK: Liebe Ulrike, schön, dass Du dem Bücherstadt Kurier ein paar Fragen beantworten möchtest. Erzähl uns bitte etwas über Dich!

UK: Ich bin in Bremen geboren, habe in Kiel, New York City und Hamburg Literaturwissenschaften studiert und dann in Hamburg meinen Staatsexamen für das Lehramt Primarstufe und Sek. I abgelegt. Wegen Stellenstopps habe ich mich in Bremen beworben, wo ich zum Glück eine der letzten Lehrerstellen bekam. Mit dem Schreiben begann ich im Alter von acht Jahren, habe als Studentin zwei Romane geschrieben, die liegen noch in meiner Schublade. Für Kinder fing ich 1999 an zu veröffentlichen.

BK: Was war als Kind Dein Traumberuf? Oder wolltest Du schon immer Bücher schreiben?

UK: Ich wollte eine Weile Frisörin werden, weil das meine Freundinnen werden wollten. Dass ich aber eigentlich Schriftstellerin werden wollte und musste, habe ich niemandem verraten.

BK: Wie kamst Du zum Schreiben?

UK: Durchs Lesen, denke ich. Uns wurde in meiner Kindheit sehr viel vorgelesen. Ich lernte die großen literarischen Kinderklassiker kennen und konnte schon früh die Qualität eines Textes erkennen. Die sogenannte „Scheider-Bücher“, die man zum Geburtstag bekam, las ich zum Beispiel erst gar nicht, weil ich sie langweilig fand. Ich liebte es, Geschichten weiterzuspinnen und schrieb auch mehrere in meine Schulhefte – leider sind sie verloren gegangen.

BK: Was macht Dir Spaß daran, für Kinder zu schreiben?

UK: Ich denke, beim Schreiben fügt sich etwas für mich zusammen, und das ist beglückend. Ich fühle mich lebendig, auch wenn manches quälend ist.

BK: Du hast jahrelang als Grundschullehrerin gearbeitet. Wie hat der Umgang mit den alltäglichen Problemen der Kinder beeinflusst, worüber Du schreibst?

UK: Enorm. Wie wüsste ich sonst, welche Sorgen Kinder haben, welche Probleme sie wälzen und welche Freuden sie erleben? Meine Schulkinder haben das Kind in mir wieder auferweckt.

BK: Viele Deiner Bücher behandeln relativ schwierige Themen – in „Paulas Tagebuch“ hast Du über die erste Menstruation geschrieben, in „Alice im Mongolenland“ geht es um die Abenteuer eines Mädchens mit Down-Syndrom, in „Das Ende der Stille“ um den Umgang mit Trauer. Was fasziniert Dich an Themen, die auf dem Buchmarkt ein wenig „abseits“ stehen?

UK: Ich schreibe die Bücher, die ich auch selber gern lesen würde. Mich interessieren als Schreibende (und Lesende) Geschichten, in denen jemand ein Problem bewältig, seinen Weg findet. Das macht für mich den Sinn des Schreibens (und Lesens) aus. Ich möchte durch das Buch einen anderen Blick auf die Dinge des Lebens erleben und vielleicht Seiten an mir herausfinden, die ich noch nicht kenne. Mit jedem neuen Buch möchte ich auf eine neue, andere Reise gehen. Es ist dann immer, als ginge ich in mein eigenes Kino. Und nie weiß ich im Voraus das Ende.

BK: Schreibst Du zurzeit an einem neuen Buch?

UK: Ja, es ist eigentlich fertig, ich überarbeite gerade das Lektorat. Es erscheint im September 2015 bei Thienemann-Esslinger.

BK: Kannst Du uns schon etwas darüber verraten?

UK: Es ist ein Roman für Kinder und handelt von einer chaotischen aber liebenswürdigen Klasse, die verrückte Dinge erlebt. Hat mir viel Spaß gemacht – im Übrigen mal ein Buch ohne „richtige“ Probleme, dennoch aber mit genügend „Tiefgang“.

BK: Wie schreibst Du? Brauchst Du dafür bestimmte Rituale oder Orte, an denen Du dich aufhalten musst?

UK: Ich brauche ein Zimmer für mich allein. Und keine Termine.

BK: Du leitest auch Schreib-Workshops. Dieses Jahr hast Du zum ersten Mal Erwachsene an der Universität Bremen unterrichtet. Wie war das für Dich?

UK: Es war spannend, die unterschiedlichen Gedanken, Ideen und Schreibstile zu erleben und zu verfolgen. Aber eigentlich ist es nicht anders als mit Kindern, nur das Niveau ist komplexer.

BK: Was ist für Dich der Grund zum Schreiben? Was gibt es Dir?

UK: Ich fühle mich lebendig. Vielleicht auch mächtig? Alles geschieht, wie ich es will. Ist mal ganz nett.

BK: Was empfiehlst Du Leuten, die jetzt selber gerne ihre Ideen zu Papier bringen möchten, aber noch nicht so recht wissen, wie sie anfangen sollen?

UK: Anfangen ohne Scheu. Man kann alles wieder löschen oder ändern. Anfangen und nicht aufhören. Was anderes gibt es leider nicht…

BK: Und zum Schluss unsere Bücherstadt Kurier-Spezialfrage: Wenn Du ein Buch wärst, welches wärest Du?

UK: „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath.

Dieses Interview erschien erstmals in der 16. Ausgabe des Bücherstadt Kuriers.
Foto © Ulrike Kuckero

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