Spiele, egal ob digital oder analog, spielt man meistens zu Hause, weit weg von der Natur. Worteweberin Annika und Zeichensetzerin Alexa haben einige Spiele gesammelt, in denen unsere Umwelt trotzdem eine große Rolle spielt.
Einmal ein Blütenblatt sein
Nachdem ich „Journey“ von Thatgamecompany bereits mehrmals mit großer Begeisterung gespielt hatte, musste ich mir selbstverständlich auch „Flower“ anschauen: Die Spieler:innen steuern in diesem Spiel ein Blütenblatt, wirbeln damit andere Blüten auf, lassen es von einem Ort zum nächsten fliegen und bringen damit wieder Farbe, Leben und Bewegung in die Welt. Spannend ist bei diesem Spiel der Umgang mit dem Motiv der Vergänglichkeit und des Neuanfangs, ebenso wie die Darstellung vom (Un-)Gleichgewicht der Natur. Der Kontrast zwischen unbelebter Natur und Stadt wird zunehmend deutlicher, je mehr man sich dem Ende des Spiels nähert. Der Spielspaß liegt dabei vor allem darin, das Gleichgewicht wieder herzustellen, indem durch das gesteuerte Blütenblatt mehr Farbe in die trostlose, verwüstete Welt gebracht wird. Das bringt auch ein Stück weit Hoffnung: Indem die Spieler:innen im Spiel im Sinne der Natur agieren – ohne die Stadt zu zerstören –, werden sie zu Architekt:innen einer Welt, in der Natur und Stadt nebeneinander existieren können. Dies alles vermittelt „Flower“ – wie auch schon „Journey“ – ohne Schriftsprache. An „Journey“ kommt „Flower“ zwar auf der ästhetischen Ebene nicht heran, bietet jedoch einige Stunden Spielspaß – wenn man sich denn mit der Steuerung anfreunden kann. (za)
Kohlenstoffdioxid + Wasser = Sauerstoff + Glucose
Von der Fotosynthese hat man zumindest im Biologieunterricht schon gehört: Grüne Pflanzen machen aus Kohlenstoffdioxid und Wasser im Sonnenlicht Sauerstoff und Zucker. Unbestritten ist das praktisch – dass es auch als Aufhänger für ein Brettspiel dienen kann, beweist „Photosynthese“. Die Spielerinnen und Spieler lassen bei diesem Spiel zu Anfang Samen in einem kleinen Waldgebiet fallen. Daraus werden bald größere Bäume, vorausgesetzt jedenfalls, sie bekommen genug Licht. Denn nur dann erhält man begehrte Lichtplättchen, die Währung in diesem Spiel. Man braucht sie, um weitere Samen zu verteilen, Bäumchen sozusagen freizuschalten, wachsen zu lassen oder letztendlich auch zu fällen. Erst für das Fällen der Bäume bekommt man dann Siegpunkte – hier entscheidet auch ein besonders guter Standort im Waldgebiet über die Ausbeute. Da die Sonne im Laufe des Spiels mehrfach um den Wald herumwandert und die Schatten der anderen Bäume den eigenen Pflänzchen das Licht nehmen können, wollen die nächsten Schritte gut geplant sein. Wenn das nicht gelingt, kann gerade im Spiel zu viert mangels Handlungsmöglichkeiten Langeweile aufkommen. Ansonsten ist „Photosynthese“ kurzweilig und überzeugt neben der Spielidee auch mit einer schönen Gestaltung. (wa)
„Juchu!“
Das 2012 erschienene point-and-click-Adventure „Botanicula“ vom tschechischen Entwicklerstudio Amanita Design überzeugt auf vielen Ebenen. In diesem Spiel werden fünf botanische Figuren gesteuert, die versuchen, ihren Lebensraum, den Baum, zu retten, indem sie sich einem Parasiten stellen. Um ihn zu bekämpfen, müssen die Spieler:innen unterschiedliche Rätsel lösen, die mal simpel ausfallen und mal kreatives Denken erfordern – beispielsweise indem die Umgebung zum Vorteil der Figuren genutzt wird. Diese haben verschiedene Fähigkeiten wie fliegen, leuchten oder schrumpfen, mit denen die Aufgaben gemeistert werden können. „Botanicula“ bietet nicht nur eine schöne Geschichte mit witzigen interaktiven Elementen, sondern auch ein ästhetisches Erlebnis: Die Mischung aus farbenfroher Grafik, niedlichen Figuren und einem sehr guten Sound Design bereitet sehr viel Freude. Die Musik und die Geräusche, komponiert von der Band DVA, bleiben im Gedächtnis – ebenso wie das von den Figuren ausgerufene „Juchu!“, sobald sie ein Rätsel gelöst haben. Das Spiel funktioniert ohne Schriftsprache, Dialoge werden mithilfe einer Fantasiesprache geführt und diese zum besseren Verständnis mit Bildern begleitet. „Botanicula“ ist ein sehr empfehlenswertes Spiel, das man gut zwischendurch und zur Entspannung spielen kann. Auch wenn man es bereits durchgespielt hat, freut man sich auf ein Wiedersehen mit den Figuren und das Erleben dieser großartigen Geräuschkulisse. (za)
- Flower. Entwickler: Thatgamecompany. Publisher: Sony Computer Entertainment, Annapurna Interactive. 2007. Plattformen: PlayStation 3, PlayStation 4, PlayStation Vita, iOS, Microsoft Windows. Genre: Abenteuerspiel. Einzelspieler. Ab 0 Jahren.
- Photosynthese. Entwickler: Hjalmar Hach. Publisher: Blue Orange. 2017. Genre: Analoges Strategiespiel. 2-4 Spieler. Ab 8 Jahren.
- Botanicula. Entwickler & Publisher: Amanita Design. 2012. Plattformen: Linux, Mac OS X, Microsoft Windows, iOS, Android. Genre: point-and-click-Adventure. Einzelspieler. Ab 6 Jahren.
[tds_note]Ein Beitrag zum Special #BKUmwelt. Hier findet ihr alle Beiträge.
Screenshot „Flower“: Thatgamecompany // Screenshot „Botanicula“: Zeichensetzerin Alexa // Illustration: Satzhüterin Pia[/tds_note]
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