In der unberührten Natur des wilden amerikanischen Westens wächst ein ungestümes Fohlen zu einem energiegeladenen und neugierigen Hengst heran: „Spirit – der wilde Mustang“. Seine Freiheit lernt er jedoch erst zu schätzen, als er diese verliert. Satzhüterin Pia ist zum wiederholten Mal mit Spirit auf diese abenteuerliche Reise gegangen.
Der junge Mustang Spirit ist frischer Leithengst seiner Herde, als sein neugieriges Verhalten ihm zum Verhängnis wird. Seine erste Begegnung mit Menschen zwingt ihn auf eine unfreiwillige und lange Reise, auf der er gezähmt werden soll, um seine Freiheit kämpft und neue Freunde findet – und ganz nebenbei noch seine Heimat vor dem Bau einer Eisenbahnstrecke bewahrt.
Besonders innovativ scheint die Geschichte auf den ersten Blick nicht zu sein, sogar ein wenig pathetisch und plakativ. Aber irgendwie reißt sie dennoch mit. Am Anfang weiß der freie Mustang nichts mit diesem Wort anzufangen: frei. Heldenhaft verhindert er, dass seine Herde ebenfalls gefangen genommen wird, verbissen kämpft er gegen den Zwang der Menschen an und darum, wieder frei zu werden. Richtig viel Glück hat er damit nicht, denn kaum scheint er die Army, die wegen der Indianerkämpfe in der Gegend weilt, hinter sich gelassen zu haben, landet er in einer neuen Gefangenschaft. Immer wieder muss das Pferd um die Freiheit kämpfen – aber nicht immer nur um seine eigene. Und so wird auch die Freundschaft wichtiger Bestandteil des Films.
Unberührte Natur
Die Bilder der unberührten und wilden Natur des amerikanischen Westens des 19. Jahrhunderts sind fesselnd. Wie schnell fiebern wir als Zuschauerinnen und Zuschauer mit den Tieren mit, als es darum geht, die Menschen davon abzuhalten, die Freiheit durch Gefangenschaft und durch den Bau einer Eisenbahnstrecke zu beschneiden. Wie in weiteren berühmten Produktionen, zum Beispiel Disneys „Der König der Löwen“, wurde hier die traditionelle 2D-Handzeichnung mit der CGI-Computeranimationstechnik kombiniert. Aus heutiger Sicht vielleicht kein herausragendes Meisterwerk mehr, aber der Film ist immerhin schon volljährig. Auch wenn er an einigen Stellen sicher runder und detailreicher hätte gestaltet werden können, ist er wirklich schön anzusehen.
Zusätzlich zu den tierischen und menschlichen Charakteren wird der Film besonders durch die Darstellung der Natur getragen. Und damit zeigt sich auch der sozialkritische Kern: Neben den Indianerkämpfen sind dies die Eingriffe in die Umwelt und der damit für viele Arten dezimierte und bedrohte Lebensraum. Die Natur selbst ist dabei Gefahr und Chance: Ein indirekt durch Spirit geschaffenes Feuer zerstört nicht nur Lebensraum und bedroht das Leben des tierischen Helden, es hilft auch bei der Verhinderung des Bahnstreckenbaus.
Das Problem der Übersetzung
Anthropomorphismus, also die „Vermenschlichung“ der Tiere, spielt auch in diesem Film eine große Rolle. Anders als in vielen DreamWorks-Produktionen sprechen die Tiere hier jedoch nicht. Stattdessen werden Gefühle und Kommunikation über die Mimik und Körpersprache transportiert sowie durch pferdeeigene Geräusche wie Wiehern und Schnauben. Das Fehlen der Sprache – lediglich Spirits Gedanken werden als gelegentliche voice over transportiert – wird so über die gewählten Mittel kompensiert und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle überkompensiert. Das stört (mich) jedoch nicht weiter. Es ist immer noch natürlicher und somit glaubhafter, als wenn die Pferde sprechen würden.
Spirits Gedanken leiht Matt Damon im Original seine Stimme. In der Synchronisation ins Deutsche funktioniert dies noch gut (hier wird er vom Schauspieler Steffen Wink gesprochen), es wird bei der Übersetzung der Lieder jedoch schon schwieriger. Tatsächlich ist dies aber auch Geschmackssache und vor dem Hintergrund der wahrscheinlich angestrebten Zielgruppe (junge Pferdenärinnen und -narren) ist die Übertragung ins Deutsche auch verständlich. Während der Originalsoundtrack durch die Musik von Hans Zimmer und den Gesang von Bryan Adams getragen wird, war die deutsche Variante mit Hartmut Engler – Sänger der Gruppe PUR – nicht für jeden Geschmack eine gute Wahl. Ein Fan von PUR bin auch ich nicht – ehrlich gesagt kenne ich fast nichts von der Band und verbinde somit auch nichts mit der Stimme –, für den Film empfand ich die Stimme und die über den Gesang transportierten Gefühle jedoch als passend. Mehr Spaß bereitet sicher der Originalsoundtrack durch die eindrucksvolle Stimme von Bryan Adams, aber eine solche Katastrophe wie viele Kommentare im Internet verlauten ließen und lassen, war die deutsche Wahl aus meiner Sicht nicht.
Naturgewaltig und emotional
… so lässt sich der Film sicher gut beschreiben. Die Entscheidung, auf Sprache weitestgehend zu verzichten und über die Mimik und Körpersprache (mit schlichter, aber schöner Zeichentrickoptik) zu kommunizieren sowie mit eindrucksvoller Musik Emotionen zu schaffen, trägt den Film gut über die kurzweiligen 80 Minuten. Dabei ist er keinesfalls nur für junge pferdeverrückte Menschen etwas, sondern hinterlässt mit seiner sozialkritischen Ader auch bei erwachsenen Zuschauerinnen und Zuschauern durchaus einen bleibenden Eindruck.
Spirit – Der wilde Mustang. Regie: Kelly Asbury, Lorna Cook. Drehbuch: John Fusco. Deutsche Sprecher: Steffen Wink, Gerrit Schmidt-Foß, Jürgen Heinrich u.a. DreamWorks Pictures. USA. 2002. FSK 0.
[tds_note]Ein Beitrag zum Special #BKUmwelt. Hier findet ihr alle Beiträge.
Illustration: Sathüterin Pia[/tds_note]
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