Vorurteile bei Musikgenres

von | 30.05.2014 | Gedankenkrümel, Kreativlabor

Lange Haare, schwarz gekleidet? Hose hängend bis fast an die Knie? 2 Kilo Goldketten und Baseball-Mütze? Weiß geschminkt mit tiefschwarzen Augen? Schon mal gesehen? Und schon hat man bestimmte Emotionen, Meinungen und Bilder im Kopf. Bilder von bestimmten Gruppierungen, Außenseitern vielleicht, Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Vielleicht haben sie keine Freunde? Wollen auffallen und rebellieren? Haben keinen Job? Sind sie vielleicht sogar gefährlich?

Allein die Wahl der Kleidung weckt in uns Vorurteile, leider nicht immer auf Erfahrungswerten basierend. Hip Hopper und Rapper sind grundsätzlich schon irgendwie gefährlich, haben wahrscheinlich schon einmal mindestens eine Bank oder eine Tankstelle überfallen, Heavy Metal-Fans auch, immerhin haben sie es mit Blut und dem Hang zum Okkulten, sie tanzen mit Hexen, Dämonen und dem Teufel selbst. Gothic-Fans sind genauso gefährlich. Und gruselig. Sehen ja schon aus wie der Tod selbst.
Mit diesen und solchen Vorurteilen hat jede Gruppe, die nicht ganz der Norm entspricht, zu kämpfen. Manche schüren die Klischees, machen sich einen Spaß daraus. Andere halten diesem Druck nicht mehr stand und kleiden sich dezent und normal, um nicht aufzufallen, oder um im Alltag mehr Chancen zu haben. Jeder, der den Vorurteilen und schrägen Blicken standhält, ist ein Rebell für die Außenwelt.
Doch trotz aller Klischees und der Fülle an Gemeinsamkeiten der Anhänger bestimmter Gruppierungen (gleiche Hobbies, Musik,…) findet man Individuen in dem Bulk von „Rebellen“, die nicht nur aus verschiedenen Gründen solchen Gruppen angehören, sondern auch absolut nicht dem Klischee entsprechen. Und manchmal überrascht es. Nein, eigentlich oft.

Sieht man sich die oft in Leder und schwarzen Stoff gekleideten Brüder des Heavy Metal unter der Lupe an, wird man unter der lauten, fröhlichen und sehr dominanten Schale einen durchaus weichen Kern finden. Sie sind dem Feiern und dem Alkohol genauso wenig abgeneigt wie tiefsinnigen Gesprächen. Und man wird überrascht sein (geht man auf den Spruch „Lange Haare – kurzer Verstand“ zurück), welcher Schwall an Intelligenz einem entgegen schwappt. Da findet man Bankangestellte und Manager, IT-Experten, Ärzte, Richter, Lehrer, Handwerker und natürlich Musiker in den verschiedensten Bereichen. Dass viele dieser schwarz-seeligen Metaller Wikingerlegenden und Fantasy-Bücher lieben, kommt nicht von ungefähr, spiegelt dies auch oft der Text der Songs wieder, die sie hören, mitsingen und mitfeiern. Egal, wie verschieden die einzelnen Genres auch sein mögen, sie alle sind verbunden in der Musik, in dem Drang nach Einheit und einer gleichen Bewegung. Und dennoch wird man auch dort Leute finden, mit denen man sich stundenlang unterhalten kann, andere, denen man nach dem Smalltalk nichts mehr zu sagen hat. Wie eben bei „normalen“ Menschen auch.

Und so wie es in dieser Gruppierung der Fall ist, läuft es auch in allen anderen „Randgruppen“. Sie suchen eine Einheit, verstanden zu werden, im gleichen Hobby, in den gleichen Gedanken, den gleichen Interessen und in der gleichen Musik verbunden zu sein. Man zieht sich einheitlich an, aber dennoch individuell, schafft seinen eigenen Trend innerhalb des Trends. Ein wenig sein eigener Herr und dennoch nicht allein in der Gruppe. Egal, wie groß der Zusammenhalt und die Einigkeit auch sein mögen, am Ende sind es viele einzelne Charaktere, viele davon kennens- und liebenswert, harmloser, als ihnen angedacht wird. Und definitiv mit den ein oder anderen Überraschungen ausgestattet.

Nur vor einem sei gewarnt. Die Überzeugungen anderer, die Meinung aus einer Sichtweise heraus, die man selbst nicht hat und nicht erkennt, führt oftmals dazu, dass man Verständnis zeigt, sich in die Lage der anderen hineinfühlen kann, versteht und Toleranz entwickelt. Dies sollte jedem bewusst sein, der sich mit „Wesen“ aus Gruppierungen einlässt, die gegen den Strom schwimmen.

Elisabeth

Mehr zum Thema Musik könnt ihr am 01. Juni 2014 im neuen Bücherstadt Kurier lesen.
Bild: Azlan DuPree, Anna Xin, piqs.de

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