Was passiert, wenn ein bärbeißiges, leicht reizbares Tiermonster und ein ebenso temperamentvoller, aufbrausender, neunjähriger Junge aufeinanderstoßen? In dem Anime „Der Junge und das Biest“ von Regisseur Mamoru Hosoda (Studio Chizu), der erfolgreiche Animes wie etwa „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ und „Summerwars“ erschuf, werden diese beiden Protagonisten zusammengeführt. Geschichtenzeichnerin Celina hat diesen Anime genauer in Augenschein genommen.
Direkt zu Beginn des Films wird dem Zuschauer erklärt, dass es auf der Welt mehrere Tiermonsterstädte gibt. Die größte davon ist Jutengai mit 100.000 Tiermonstern, in der auch ein großer Teil des Animes spielt. Der märchenhafte Einstieg wird weitergeführt mit Silhouetten aus Flammen, mit denen die derzeitige Situation, die in der Stadt herrscht, geschichtlich erzählt wird.
Es geht um den als Hasen dargestellten Großmeister der Tiermonster, der in nächster Zeit als Gott wiedergeboren werden möchte. Er braucht für seine Stellung einen Nachfolger, wobei zum einen Josen, ein starkes und würdevolles Tiermonster in Wildschweinform in Frage kommt. Zum anderen ist da sein Konkurrent, der nicht sehr umgängliche, zornige, arrogante Kumatetsu, welcher in Bärenform in Erscheinung tritt. Doch wer von beiden wird beziehungsweise kann der nächste Großmeister werden?
Ein alleingelassener Junge
Nach diesem Einstieg in die Geschichte folgt eine Überblendung in die derzeitige Menschenwelt des Animes. Auf den Straßen Tokios wird der alleingelassene Junge Ren gezeigt, welcher gerade seine Mutter verloren hat. Zu seinem Vater hat er keinen Kontakt mehr. Schon nach den ersten sechs Minuten des Animes wird klar, was für eine Wut der kleine Junge in seiner verzweifelten Lage mit sich herumschleppt. Trotz Wutausbrüchen anderen gegenüber und dem Hass in sich selbst hat er jedoch sein Herz am rechten Fleck.
Kumatetsu trifft auf Ren
Der oben angesprochene Kumatetsu braucht einen Schüler, um sich gegen Josen behaupten zu können. Als er in der Menschwelt ist, trifft er auf Ren und fragt ihn, ob dieser sein Schüler sein will. Zunächst ist Ren von dem Tiermonster abgeschreckt und weicht vor Kumatetsu zurück. Jedoch gleich im nächsten Moment erscheint die Polizei, die den Neunjährigen nicht nachts auf den Straßen herum laufen lassen möchte. Sie jagt das Kind, doch Ren folgt Kumatetsu und schafft es schließlich im Tiermonsterreich Unterschlupf zu finden. Ren möchte seinen wahren Namen nicht nennen, daher wird er von Kumatetsu Kyūta genannt. Kyu bedeutet in der Tiermonsterwelt neun, was dem Alter des Jungen entspricht.
Kyūta wird zu Kumatetsus Schüler und eine Menge humorvoll inszenierte Streitereien folgen. Schaffen es die beiden, sich gegenseitig zu unterstützen, sodass Kyūta zu einem gut ausgebildeten Kampfkunstschüler wird sowie Kumatetsu sich als Lehrmeister behaupten kann? Und wie wird sich Kumatetsu im Kampf gegen Josen schlagen?
Der Stil des Mamoru Hosoda
Mamoru Hosoda hat diesen Anime liebevoll in Szene gesetzt. So handelt der Film von Freundschaft, Vaterliebe, Zugehörigkeit und Verarbeitung von Schicksalsschlägen. Die dabei aufkommenden Emotionen werden durch Gestik und Mimik der Charaktere verständlich vermittelt. Ebenfalls kann beobachtet werden, dass beim Zeichenstil keine übergroßen Manga-Augen zu sehen sind. Hosodas Stil ähnelt mehr dem der 1980er Jahre. Seine Animes können mit denen des Ghibli-Studios von Regisseuren wie Hayao Miyazaki oder Isao Takahata mithalten.
Weiterhin wirkt das Zusammenspiel zwischen Zeichnung und Animation ausgeglichen. Es erscheinen besonders die Figuren in einem bestimmt geprägten Zeichenstil und dennoch wird die Animation geschickt eingesetzt, damit unter anderem Stadtlandschaften und Perspektiven real nachempfunden werden können.
Generell wird den Betrachtern ein Perspektivenspiel eröffnet, in dem beispielweise Szenen wie Ren, der durch Tiermonstermengen und Marktstände rennt, aus direkter Sicht des Jungen gezeigt werden, sodass kurz das Gefühl erzeugt wird, selbst der Protagonist zu sein. Hinzu kommt, dass auch die Animation einen speziellen Stil aufzuweisen scheint, indem zum Beispiel dynamische Bewegungen, wie etwa das Wehen der Haare im Wind, durch verschiedene, sich bewegende Farbflächen dargestellt werden.
Der Film kann durchaus ab 12 Jahren gesehen werden, aber auch Erwachsene können sich von diesem, mit dem Japanese Academy Award ausgezeichneten Film, in eine fantastische Tiermonsterwelt erführen lassen.
Der Junge und das Biest. Studio Chizu / Universum Film GmbH. Japan, 2015. Regie: Mamoru Hosoda. Synchronsprecher u.a.: Aoi Miyazaki, Kôji Yakusho.
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