In der Advents- und Weihnachtszeit nehmen sich viele Familien die Zeit, gemeinsam zu lesen, Geschichten zu erzählen und so Ruhe im Trubel der Weihnachtsvorbereitungen zu finden. Worteweberin Annika und Buchstabenakrobatin Melanie haben Klassiker und neue Geschichten rund um die schönste Zeit des Jahres gelesen, in Erinnerungen an eigene Kindheitstage geschwelgt und eine neue Generation mit liebgewonnenen Figuren bekannt gemacht.

„Mein erster Weihnachtszauber“

Kathrin Lena Orso und Julia Christians haben mit „Mein erster Weihnachtszauber“ ein besonderes Weihnachts- und Adventbuch für Kinder ab etwa 2 Jahren geschaffen: Auf vier Doppelseiten hat Christians Weihnachtsmarkt, Plätzchenbacken, die Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum und den Heiligabend in farbenfrohe und detailreiche Pop-up-Szenen verwandelt. Hier gibt es viel zu entdecken und wer das Buch nach links und rechts schwenkt, kann weitere Elemente finden. Die Buchseiten und Pop-ups sind aus festem Papier und dadurch robust. Dennoch ist das Buch eher zum gemeinsamen Anschauen bestimmt, denn die dreidimensionalen Bilder halten allzu ungeduldigen Kinderfingern bestimmt nicht lange stand. Kurze, leicht verständliche Texte über die Weihnachtszeit der Hasenfamilie rahmen die Bilder. Fragen, die hierin eingewebt sind, verleiten dazu, über die gezeigten Szenen und eigene Wünsche und Vorstellungen vom Weihnachtsfest ins Gespräch zu kommen. Eine schöne Einladung für gemeinsame Vorlesemomente. (bm)

„Tomte Tummetott“

Kein Weihnachten ohne Astrid Lindgrens „Tomte Tummetott“, zumindest bei mir. Die Geschichte vom uralten Wichtel mit roter Mütze, der ungesehen seit vielen hundert Wintern auf leisen Sohlen schlafende Menschen und Tiere bewacht, lädt alle Jahre wieder zum Verweilen ein. Es verleitet dazu, es sich gemütlich zu machen – mit oder ohne Feuer im Herd – und ein weiteres Mal die geraunten Wichtelworte über den nahenden Frühling zu lesen.

In diesem Jahr ist der Bilderbuchklassiker als Pappbilderbuch im Oetinger Verlag erschienen. Die festen Pappseiten heißen Kinder ab 2 Jahren willkommen, den verschneiten Bauernhof und seine Bewohner*innen kennenzulernen. Die bekannten Illustrationen von Harald Wiberg wirken auch im neuen Format, vermitteln das warmherzige Wesen des Wichtels und die friedliche Ruhe der Winternacht. Sie sind detailreich, doch keinesfalls überladen und damit ideal zum gemeinsamen Entdecken mit den Allerkleinsten. Auf eine Kürzung des Textes wurde in dieser Fassung verzichtet. Die kurzen, doch zugleich poetischen Sätze sind schon für die Kleinen gut zu verstehen. Die farbliche Hervorhebung von Tomtes Worten und Gedanken unterstützt das Vorlesen und gibt auch den ansonsten weiß gehaltenen Textseiten etwas Besonderes. Ein schönes Buch für gemütliche Advent- und Winterabende. (bm)

„Gud Jul! Weihnachten mit Pippi Langstrumpf, Pettersson und Findus, Lotta und Mama Muh“

Wie viele Erwachsene verspüre ich in der Vorweihnachtszeit eine besondere Sehnsucht nach Skandinavien. Abhilfe schafft das Vorlesen der Geschichten im Band „God Jul“ aus dem Oetinger Verlag. Vier weihnachtliche Erzählungen über Mama Muh, Pippi Langstrumpf, Petterson und Findus und Lotta bringen mir meine Kindheitsheld*innen zurück und meinen Kindern die Gelegenheit, sie in der dunklen Jahreszeit kennen- und lieben zu lernen, wenn noch nicht geschehen. Den Anfang macht „Pippi Langstrumpf feiert Weihnachten“ mit Illustrationen, die in der knalligen Farbgebung und den Formen von Ingrid Vang Nymans Originalen inspiriert sind. Die folgenden Geschichten „Lotta kann fast alles“, „Mama Muh feiert Weihnachten“ und „Petterson kriegt Weihnachtsbesuch“ sind jeweils mit den Originalillustration von Ilon Wikland beziehungsweise Sven Nordqvist enthalten.

Alle erzählen von einer beschaulichen, ruhigeren Welt, in der Weihnachten noch mehr mit Gemeinschaft als mit Konsum zu tun hatte. Vielleicht können wir uns davon in diesem Jahr eine Scheibe abschneiden? Ob das nun bedeutet, wie Findus einen Baum mit Küchenutensilien zu schmücken, wie die Krähe auf Lichter zu schauen statt auf Päckchen, anderen zu helfen wie Lotta, wie Pippi zu tanzen oder mit den Kindern „God Jul“ zu lesen? Ich bin gespannt! (wa)

„Das große Buch vom Weihnachtsmann“

Jedes Jahr zu Weihnachten wurden bei mir zu Hause Mauri Kunnas Geschichten über den Weihnachtsmann und seine Wichtel gelesen – und niemals ist meine Mama beim Vorlesen über den schwierigen Namen des Berges Korvatunturi, an dessen Fuß das Weihnachtsdorf liegt, gestolpert. Nachdem ich die Erzählungen, die mit einer Ausnahme bereits in den 80er und 90er Jahren veröffentlicht wurden, schon einige Jahre nicht mehr gelesen hatte, habe ich mich über die Neuauflage besonders gefreut. Der Oetinger Verlag vereinte in diesem Herbst die vier Geschichten von Mauri Kunnas in einem Band und ergänzte ihn um ein Vorwort vom Autor sowie eine Doppelseite mit Feiertagen und Bräuchen rund um Weihnachten.

Obwohl „Wo der Weihnachtsmann wohnt“ – der Auftakt der Reihe – inzwischen über vierzig Jahre alt ist, sind die Erzählung und ihre Nachfolger keinesfalls eingestaubt (auch wenn der Computer nicht der neuesten Technik entspricht). Sie erzählen vom Zauber um die Weihnacht, der Freude am Schenken und Beschenktwerden, von gemeinsamen Ritualen und Festen und von Freundschaft und Nächstenliebe.

Dazu gibt es ganz viel Humor – im Text und im Bild. Die Illustrationen, die wie die Texte von Kunnas selbst stammen, sind bunt, wimmelig, detailreich und nehmen den Großteil der Buchseiten ein. So können Groß und Klein gemeinsam schauen und entdecken. Beim erneuten Lesen und Betrachten der Bilder sind mir viele Details aufgefallen, für die meine Kinderaugen blind waren: So scheint der Weihnachtsmann beispielsweise großer Krimifan zu sein, hat er doch neben „Sherlock Holmes“ auch Bücher von Agatha Christie in seinen Regalen. Und auch über seinen Musikgeschmack konnte ich Neues erfahren, denn neben einem Buch über die Beatles meine ich, auch einen John Lennon entdeckt zu haben. In meinen Augen eine rundum gelungene Neuauflage der Weihnachtsgeschichten von Mauri Kunnas, die ganz sicher nicht nur Kinder der 80er und 90er beim Wiederlesen in weihnachtliche Vorfreude versetzt. (bm)

  • Mein erster Weihnachtszauber. Text: Kathrin Lena Orso. Illustrationen: Julia Christians. Penguin Junior. 2025.
  • Tomte Tummetott. Text: Astrid Lindgren. Illustrationen: Harald Wiberg. Übersetzung: Silke von Hacht. Oetinger. 2025.
  • God Jul! Weihnachten mit Pippi Langstrumpf, Pettersson und Findus, Lotta und Mama Muh. Text: Sven Nordqvist, Astrid Lindgren und Jujja Wieslander. Illustrationen: Ingrid Vang Nyman und Ilon Wikland. Oetinger. 2025.
  • Das große Buch vom Weihnachtsmann. Text und Illustrationen: Mauri Kunnas. Übersetzung: Anu Pyykönen-Stoher, Friedbert Stoher, Tanja Küddelsmann und Salah Naoura. Oetinger. 2025.
Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

Wir sind umgezogen!

Wir sind vor einer Weile umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner