Wenn die Sagenwelt zum Leben erwacht

von | 28.10.2024 | #Todesstadt, Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher, Specials

Die irische Sagenwelt harmonisiert perfekt mit der beeindruckenden Landschaft der Insel, ihren weitläufigen Ebenen, den historischen Burgen und Schlössern und den schroffen Klippen am peitschenden Meer. Kein Wunder, dass die Fabelwesen noch immer ein integraler Bestandteil der irischen Kultur sind. Bücherstädterin Luisa hat sich mit Anna Hoghtons Buch „Orla und die wilde Jagd“ auf ein wundervolles Abenteuer in die Sagenwelt Irlands entführen lassen.

Die Geschichte beginnt direkt in Irland: Orla und ihr Bruder Apollo verbringen dort die Ferien bei ihrer Oma – vor allem Orla hegt bei diesem Besuch die Hoffnung, nach dem Tod ihrer Mutter einen Bezugs- und Ankerpunkt zu finden und ein lang ersehntes Stück Geborgenheit wiederzubekommen, von der sie die Trauer bisher trennt.

Eine Rettungsmission

Doch alles kommt ganz anders als erwartet: Gran, wie die beiden ihre irische Großmutter nennen, verhält sich angespannt und pflegt merkwürdige neue Rituale – offensichtlich versteckt sie ein Geheimnis vor den Kindern, das sie beunruhigt und zu bedrücken scheint. Haben die Vermisstenfälle, die sich in letzter Zeit häufen, etwas damit zu tun? Als Gran schließlich nach einer verhängnisvollen Nacht selbst spurlos verschwindet, fassen die Geschwister den Entschluss, sich auf eine abenteuerliche Reise zu begeben, um ihre Oma zu retten. Mit dabei: ein kratzbürstiger Pooka und ein geheimnisvoller Junge.

Auf ihrem Abenteuer begegnen sie zahlreichen weiteren fabelhaften Gestalten, die die Autorin entweder der irischen Sagenwelt entnimmt, oder aus anderen Mythen, Legenden und Märchen adaptiert – viele dieser Geschichten bewahren dadurch ihren traditionellen Ursprung, werden jedoch neu interpretiert, miteinander vermischt und erweitert oder kreativ ausgeschmückt. So begegnen wir auf Orlas und Apollos Reise unter anderem einem niedergeschlagenen Riesen oder furchteinflößenden Meerwesen. Fast nebenbei schaffen es die Kinder auf ihrer Reise zudem, ihre Fehde zu beenden und über sich selbst hinauszuwachsen.

Grusel und Spannung zur Halloweenzeit

Das Buch besticht durch beeindruckende landschaftliche Beschreibungen, charismatische Hauptfiguren und eine spielerische Einführung in die irische Mythologie und Sagenwelt, die die kindliche Fantasie aufleben lässt.

Die Hauptcharaktere sind nicht gegen Irrtümer, Verfehlungen und Charakterschwächen geschützt, doch das führt schlussendlich nur dazu, dass man die Gruppe rund um die Geschwister immer mehr ins Herz schließt. Und obwohl vorhersehbar ist (für Kinder eventuell weniger), dass die Geschichte mit einem Happy End enden wird, gibt es zwischendurch viele unerwartete Wendungen, die die Spannung intakt halten. Dabei gewinnt das Buch definitiv an Gruselfaktor und ist somit nicht für schwache Kindernerven geeignet – ausgeglichen wird das aber wiederum durch lustige Einschübe und komische Momente, die die Spannung wieder abschwächen und für Unterhaltung, Lacher und ein gutes Tempo der Geschichte sorgen.

Eine schöne biografische Anekdote ist außerdem, dass die Autorin sich bei der Geschichte von den Erzählungen und Sagen inspirieren lassen hat, die ihr ihre eigene irische Großmutter als Kind erzählte und die sie seit jeher faszinieren.

„Orla und die wilde Jagd“ eignet sich durch das Setting im stürmischen Irland und durch die unheimlichen Gestalten perfekt für die kommende Halloween-Zeit. Macht es euch mit dem Buch und einer Tasse Tee auf dem Sofa bequem und lasst euch in ferne Welten entführen. Viel Spaß beim Abenteuer!

Orla und die wilde Jagd. Anna Hoghton. Übersetzung: Katja Hald. dtv. 2024. Ab 10 Jahren.

Luisa Rinsch

Luisa Rinsch

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