Eine Welt ohne Beatles, ist die überhaupt denkbar? Im neuen Film von Regisseur Danny Boyle wurde Worteweberin Annika plötzlich in eine solche Welt hineingeworfen. Für den Protagonisten Jack Malik überschlagen sich in „Yesterday“ dadurch die Ereignisse.
Seit er mit einem Cover von Oasis‘ „Wonderwall“ die Schulbühne rockte, möchte Jack Malik (Himesh Patel) Musiker werden. Gemanaged von seiner Schulfreundin Ellie (Lily James), zieht er von kleinen Auftritten in Pubs zu Gigs in leeren Festivalzelten – der große Durchbruch liegt in weiter Ferne. So beschließt Jack gerade zu Ellies Entsetzen, die Gitarre an den Nagel zu hängen, als es passiert: Weltweit fällt der Strom aus und Jacks Fahrrad rauscht in einen Bus. Im Krankenhaus wacht er nicht nur als „umgedrehtes Kaninchen“ wieder auf, sondern als der scheinbar einzige Mensch, der sich noch an die Beatles (und Coca Cola, Zigaretten und „Harry Potter“) erinnern kann. Was mit diesem Wissen anfangen?
Alternative Welt
Mit seinen „neuen“ Songs ergeht es Jack vorerst auch nicht viel besser als mit den alten. Zwar sind Ellie und sein Freundeskreis begeistert, doch die Familie und die Hörerinnen und Hörer des Baumarkt-Radios bleiben unbeeindruckt. Bis Ed Sheeran zufällig auf Jacks Lieder aufmerksam wird und ihn als Vorband groß rausbringt. Bald ist Jack ein Star, doch darunter leidet die Beziehung zu Ellie, für die Jack doch eigentlich viel mehr empfindet. Ob sich eine Lösung finden lässt?
Wie genau es nun zu dieser Welt ohne Beatles kommt, bleibt offen. Möglich, dass Jack und die verstreuten anderen Menschen, die sich ebenfalls erinnern können, in ein Paralleluniversum gerutscht sind. Wieso dann dort gerade die aufgezählten Dinge nicht existieren, wird ebenfalls nicht erklärt und ist auch nicht unbedingt ganz und gar logisch. Aber zumindest mich hat das beim Kinobesuch nicht gestört. Nur mal ehrlich: Ist eine Welt ohne „Harry Potter“ nicht viel tragischer als eine ohne Beatles? Das ist natürlich Ansichtssache, aber zumindest eine Geschichte, die man auch mal erzählen könnte.
Große Fußstapfen
Drehbuchautor Richard Curtis machte sich mit erfolgreichen romantischen Komödien wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Notting Hill“ einen Namen. In dieser Manier ist auch „Yesterday“ vor allem ein Liebesfilm, gewürzt mit einer stimmigen musikalischen Note. Auch Zuschauerinnen und Zuschauer wie ich, die keine großen Fans der Pilzköpfe sind, kommen am Ende sicherlich mit dem ein oder anderen Ohrwurm aus dem Kino. Besonders unterhaltsam war dabei für mich, wie durch Ed Sheeran und die kalte Produzentin Debra (Kate McKinnon) der Musikzirkus auf die Schippe genommen und aus dem Beates-Klassiker „Hey, Jude“ kurzerhand „Hey, Dude“ gemacht wird.
Mit der Liebesgeschichte um Jack und Ellie wurde das Rad natürlich nicht neu erfunden. Zwei Schulfreunde stellen nach Jahren fest, dass sie sich gegenseitig in die „falsche Schublade“ einsortiert haben. Doch bevor sie das ändern können, kommen ein paar ungünstige Umstände sowie ein Nebenbuhler dazwischen. Durch die sympathischen Figuren funktioniert die Geschichte aber gut und so ist „Yesterday“ sehr solide Unterhaltung, die gleichwohl nicht ganz an die Klassiker des Genres heranreicht.
Yesterday. Regie: Danny Boyle. Drehbuch: Richard Curtis. Mit Himesh Patel, Lily James, Ed Sheeran u.a. Universal Pictures. 2019. // Fotos: Universal Pictures
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