“For centuries, mankind has been the dominant species. We’ve domesticated animals, locked them up, killed them for sport. But what if all across the globe, the animals decided no more? What if they finally decided to fight back?“
Mit diesen Zeilen beginnt der Vorspann der amerikanischen Drama-Serie „Zoo“. Es klingt nach einer revolutionären Idee: Dürfen Tiere sich endlich gegen all die Gräueltaten wehren, die der Mensch ihnen angetan hat? Dreht sich die Geschichte um und der Mensch findet sich in der Opferrolle wieder? Kann die Serie unseren Umgang mit Tieren verändern? Neugierig hat sich Erzähldetektivin Annette mit dem CBS-Drama „Zoo“ auseinandergesetzt.
Um es gleich vorwegzunehmen: Sämtliche genannten Fragen lassen sich leider nur mit „Nein“ beantworten. „Zoo“ hält keines der Versprechen, die es so großspurig zu Beginn jeder Folge macht – jedenfalls nicht in den ersten fünf Episoden der ersten Staffel; so viel konnte ich durchhalten, bis ich es weder mit meinem cineastischen Geschmack noch meinen moralischen Vorstellungen vereinbaren konnte, weiterzugucken.
Klischee über Klischee
Da wäre zunächst einmal die Grundprämisse: Überall auf der Welt kommt es immer häufiger zu heftigen Attacken von Tieren gegen Menschen. Schon der Vater des Biologen Jackson Oz glaubte, dass sich die Tiere gegen die Menschheit verschworen haben und Rache nehmen für das, was ihnen über Jahrtausende angetan wurde. Der Vater wurde von der wissenschaftlichen Welt verlacht, Sohn Jackson muss nun leider feststellen, dass an den Theorien doch etwas dran sein könnte. Gemeinsam mit dem afrikanischen Kollegen Abraham Kenyatta versucht er, dem Geheimnis des aggressiven Tier-Verhaltens auf die Spur zu kommen.
Soweit, so klischeehaft. Doch es wird noch schlimmer. Natürlich glaubt den beiden niemand und natürlich werden sie schon bald von außen in ihren Nachforschungen behindert. Die wenigen Personen, die sich ihnen nach und nach anschließen, sind – genau wie Jackson und Abraham – auf wenige Charaktermerkmale reduziert. So ist der Tierforscher Mitch Morgan „einer dieser Wissenschaftler, die Tiere lieber mögen als Menschen“ – aber auch Bier und Pizza, sodass er versuchen kann, mit der ehrgeizigen Journalistin Jamie Campbell anzubandeln. Auch Jackson findet schnell ein romantisches Interesse in der jungen Chloe, der einzigen Überlebenden eines Tierangriffs während einer Touristen-Safari in Afrika. Das Geflirte geht bereits in den ersten fünf Episoden stark auf die Nerven und trägt in keiner Weise zur Handlung bei. Dass es sich sämtlich um heterosexuelle Paare handelt, sei nur am Rande erwähnt.
Keinerlei schlechtes Gewissen
Viel schwerer wiegt, dass überhaupt kein moralisches Hinterfragen stattfindet. Zwar wird an einigen Stellen kurz auf das folgenschwere Fehlverhalten des Menschen hingewiesen, welches auf dessen „kognitive Fähigkeiten“ und den damit verbundenen „Entwicklungsfortschritt“ zurückgeführt wird. Werden Tiere dargestellt, dann hingegen entweder als treu-doofe Zoobewohner, die sich freuen, ihren geliebten Wärter zu sehen. Oder als gefährliche Bestien, die einem jeden Menschen an den Kragen wollen, der ihren Weg kreuzt. Die Tiere müssen gestoppt werden – und, zugegebenermaßen, auch der Konzern, dessen genmanipuliertes Futter irgendwie an dem ganzen Schlamassel schuld sein soll.
Doch haben die Tiere nicht auch ein gewisses Recht auf Rache am Menschen? Zumindest sollte doch der Umgang mit unseren tierischen Mitlebewesen – die Ermordung von jährlich Milliarden Tieren für unsere Mittagsteller, „modischen“ Pelz oder als Sport beispielsweise – in irgendeiner Weise hinterfragt oder wenigstens reflektiert werden. Derartige Überlegungen sucht man bei „Zoo“ jedoch vergebens. Die unlogische, unreflektierte Story wird dabei von platten Charakteren getragen, für die kaum bis keine Sympathie aufzukommen vermag. „Zoo“ wirkt wenig originell und bietet seinem Publikum nichts, um längerfristiges Interesse aufrecht zu erhalten.
Ein halbgares Fazit
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ich nach der ersten Hälfte der ersten Staffel entnervt aufgegeben habe. Es mag sein, dass „Zoo“ in den nachfolgenden zweieinhalb Staffeln eine gewaltige Wende hinlegt. Vielleicht ergeben die abstrusen pseudowissenschaftlichen Erklärungen plötzlich Sinn? Vielleicht zeigen die Serie und ihre Macher tatsächlich ein Herz für Tiere – statt für die Produktion lebende Wildtiere einzusetzen, wie PETA bemängelt? Vielleicht sind die farblosen Liebesgeschichten plötzlich prickelnd und sehenswert? Wer die ersten fünf Folgen durchsteht und noch immer Lust auf „Zoo“ hat, könnte Antworten auf diese Fragen finden. Teilt uns gerne in den Kommentaren mit, wenn ihr anderer Meinung seid, was diese Drama-Serie angeht. Eine Sehempfehlung kann an dieser Stelle jedoch nicht ausgesprochen werden.
Zoo – Staffel 1. Regie: Steven A. Adelson, Zetna Fuentes u.a. Mit James Wolk, Kristen Connolly, Nonso Anozie u.a. Paramount (Universal Pictures). USA. FSK: ab 16. 2016.
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