„Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen.“
Bücherbändigerin Elisabeth hat es sich mit Barbarella Dura auf der LauschCouch bequem gemacht – und genauer nachgefragt, was das eigentlich ist.
1. Was ist das eigentlich – die „LauschCouch“?
Mit meiner „LauschCouch“ biete ich literarische Auszeiten. Das erklärt jetzt erst einmal nicht viel. Ich biete drei Dienstleistungen an, bei denen es um Menschen und Wörter geht. Zum Einen verfasse ich Kurzgeschichten und trage diese bei Lesungen vor. Hierfür können mich Interessierte buchen. Ich komme zu ihnen nach Hause oder an einen anderen Ort ihrer Wahl, lese und meist enden diese Lesungen in Diskussionen über das Gehörte. Das ist auch durchaus erwünscht. Kommunikation ist mir wichtig.
Was sich auch an meinem zweiten Angebot zeigt. Da ich selbst gerne Krimispiele spiele, ich mich aber oft darüber geärgert habe, dass ich zum Beispiel als Gastgeber schon von Beginn an weiß, wer der Täter ist oder ich meistens mindestens 6-8 Leute zusammenkriegen muss, um spielen zu können, begann ich, meine eigene Krimispielreihe zu schreiben. Mein „Mordsspaß“ lässt sich – je nach Spiel – bereits zu viert spielen. Außerdem erfährt der Täter frühestens zu Ende des Spiels, dass er das Verbrechen begangen hat.
Last but not least biete ich individuelle Kurzgeschichten als Geschenk an. Das ist auch für mich immer ganz besonders. Mein Auftraggeber trifft sich mit mir, wir unterhalten uns über denjenigen, dem die Kurzgeschichte gewidmet werden soll und dann bin ich dran: die Informationen verarbeite ich zu einem ganz einzigartigen Geschenk.
2. Wie bist du auf die Idee gekommen, ein solches Projekt zu starten?
Wie ich schon sagte, ist mir Kommunikation wichtig. Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen. Wenn sie dann noch eine gute Zeit haben – umso besser! Bei meinen Krimispielabenden wird gelacht, gekeift, geflirtet. Bei den Lesungen diskutiert und reagiert. Unsere Zeit ist so schnelllebig und die Menschen müssen sich nicht mehr im selben Raum befinden, wenn sie kommunizieren wollen. Aber für mich ist dieses Beieinandersein wichtig. Einander in die Augen sehen, Körpersprache und Mimik lesen.
Bei den individuellen Kurzgeschichten geht es mir darum, den Beschenkten glücklich zu machen. Etwas Unvergessliches für sie oder ihn zu schaffen. Wenn jemandem beim Lesen der Geschichte Tränen in die Augen steigen, kriege ich Gänsehaut. Das ist für mich der schönste Moment.
3. Welche Schwerpunkte setzt du dir bei deiner Arbeit?
Als ich vor fünf Jahren die Idee zur LauschCouch entwickelte, gingen die Überlegungen noch in eine andere Richtung. Ich hatte vor, Kurzgeschichten – hübsch verpackt – als kleines Mitbringsel zu vertreiben. Leider bin ich überhaupt nicht begabt, wenn es ums Basteln und Erdenken von Verpackungen geht und so starb die Idee bald darauf. Im Laufe der Zeit landete ich bei dem, was die LauschCouch heute anbietet und fühle mich sehr wohl damit. Meinen Schwerpunkt könnte man in drei Worte zusammenfassen: analog zum Dialog.
4. Hast du für deine Kurzgeschichten literarische Vorbilder oder Genres, an welchen du dich orientierst?
Nicht wirklich. Ich lese für mein Leben gerne, habe aber keine direkten Vorbilder. Es gibt Autoren, die ich für Ihre Fähigkeiten bewundere, so zum Beispiel die leider schon verstorbene Maeve Binchy. In ihren Büchern traten unglaublich viele Charaktere auf, aber als Leser weiß ich dennoch immer, wer wer ist. Es ist eine hohe Kunst, so zu schreiben. Der Humor von Colin Cotterill spricht mich auch sehr an. Oder die Kriminalromane von Ian Rankin. Da zeichnet sich gerade ein roter Faden ab, oder? Ich mag britische Autoren.
Was Genres angeht, probiere ich alles aus. Ich lese gerne Krimis, also schreibe ich auch mit Vorliebe makabre Kurzgeschichten. Aber auch Nachdenkliches oder Lustiges bereitet mir Freude. Es gibt nur ein Thema, das mir nicht wirklich liegt: Liebe. Ich habe zwei, drei romantische Kurzgeschichten verfasst. Sie gehören jedoch nicht zu meinen Favoriten.
5. Was inspiriert dich außerdem?
Wörter. Oft ist es so, dass ich ein interessantes Wort sehe oder höre und mir dazu sofort eine Idee kommt. Dann schreibe ich einfach drauf los und schaue, was am Ende rauskommt.
6. Durch deine sehr persönliche Arbeit mit Zuhörern oder Mitspielern bist du Lob und Kritik direkt ausgesetzt. Gibt es denn kritische Stimmen oder trennst du dich überwiegend mit einem positiven und erfolgreichen Gefühl?
Ich erlebe beides, wobei zum Glück die positiven Momente überwiegen. Mittlerweile habe ich fünf Krimispiele geschrieben. Da ich in jeder Rolle unmittelbar drinstecke, müssen sie testgespielt werden, um zu sehen, ob die Verknüpfungen, Hinweise und Charaktere zueinander passen. Nach diesen Testspielen gab es immer wieder kritische Stimmen. Allerdings immer konstruktive Kritik, die mich voranbringt und mir Fehler aufzeigt.
Oder wenn ich an meine ersten beiden Probelesungen denke… Ich hatte sie veranstaltet, um zu schauen, wie meine Geschichten ankommen und ob sie zum Beispiel geschlechterspezifisch sind. Es gab Geschichten, die fielen gnadenlos durch. Das tut manchmal weh. Besonders, wenn ich genau solch eine Geschichte für ein Kleinod halte. Aber Geschmäcker sind verschieden.
Bisher habe ich jedoch viel Glück mit meinen Zuhörern gehabt. Wenn ich beispielsweise für eine Geburtstagsgesellschaft lese und sehe und höre, wie die Menschen reagieren, ist das ein unglaubliches Gefühl. Wenn plötzlich alle lachen. Oder ich die Betroffenheit in ihren Augen sehen kann. Genau das sind die Momente, die auch mich berühren.
Am Allerschönsten ist jedoch, wenn ich eine individuelle Kurzgeschichte auf zum Beispiel einer Feier vortrage. Dieser Moment, wenn der Beschenkte erkennt, dass es in der Geschichte um sie oder ihn geht. Die darauf folgende Aufmerksamkeit. Und dann – ganz oft – die Tränen. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht mitweine.
7. Beim „Mordsspaß“ geht es dir um die Interaktion der Mitspieler und Beteiligten. Woher kommen die Ideen für die Rollenhefte?
Aus dem Leben. Ich beobachte die Menschen um mich herum und blättere gerne im lokalen Käseblatt. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, entdeckt man so einiges. Oder ich grabe tief in meinen negativen Erfahrungen und Emotionen – da werde ich auch fündig. Meistens habe ich zuerst das Motiv oder das Umfeld, in dem das Verbrechen stattfinden soll. Dann schreibe ich die Rollen und kreiere die Charaktere.
8. Oberflächlich sieht es ja oft so aus, als würden solche Ideen und Aufgaben spielend von der Hand geben. Wie kann man sich die Arbeit – Vorbereitung, Organisation und so weiter – für ein solches Projekt vorstellen? Wo sind die versteckten Zeitfresser oder Hürden, die man nicht direkt sieht?
Die Idee der LauschCouch bekannt zu machen, ist schwierig. Wenn man nicht weiß, dass es dieses Angebot gibt, sucht man natürlich auch nicht danach. Eine weitere große Hürde ist, dass die Menschen nicht wissen, was es bedeutet, zum Beispiel eine individuelle Kurzgeschichte zu verfassen. Dementsprechend sind einige nicht gewillt, den Preis dafür zu bezahlen. Doch für mich bedeuten diese Geschichten, dass ich mir die Zeit nehme, mich mit dem Auftraggeber ausführlich zu unterhalten, mir Gedanken zum Beschenkten und dem Genre und Thema der Geschichte zu machen. Dann recherchiere, schreibe, korrigiere ich. Danach geht ein erster Entwurf an den Auftraggeber, um zu sehen, ob die Richtung stimmt. Meist folgen weitere Änderungen. Bis zur Fertigstellung einer Geschichte vergeht also einiges an Zeit.
Der Auftraggeber muss mir da vertrauen, dass ich auch wirklich arbeite. Genau aus diesem Grund gibt es aber auch einen Festpreis. So weiß der Auftraggeber, womit er rechnen kann. Da ich bei den Krimispielen bisher frei schalten und walten kann, ist für mich die einzige Hürde die Produktion. Das ist der Teil, den ich am Wenigsten mag.
Am Einfachsten sind die Lesungen. Ich setze mich immer wieder im Alltag hin und schreibe. Wenn ich dann für eine Lesung gebucht werde, muss ich nur vorher ein wenig üben, damit die Betonung sitzt. Dann die Geschichten einpacken und los geht’s.
Zum Glück kenne ich so etwas wie Schreibblockaden nicht. Ich habe kreatives Schreiben von der Pike auf gelernt und kann es jederzeit abrufen. Das ist auch der Grund, warum ich mich traue, individuelle Kurzgeschichten anzubieten. Ich muss nicht warten, bis mich die Muse küsst.
9. Gibt es denn Wünsche, Ziele oder Projekte, die du noch machen bzw. erreichen möchtest?
Da gibt es so einiges. Ich möchte mich gerne mit anderen Kreativen vernetzen und gemeinsam weitere Ideen entwickeln. Um die Ecke denken, Neues auf die Beine stellen. Gemeinsam ist man mutiger und erreicht mehr. Deshalb fände ich auch ein regelmäßiges Treffen hier in Krefeld toll. Als freiberufliche Autorin bin ich viel alleine, was manchmal gar nicht schön ist. Für die LauschCouch wünsche ich mir Menschen, die mir zuhören mögen und denen ich etwas Besonderes schenken möchte. Menschen, die Worte schätzen. Ja, das fasst es ganz gut zusammen.
Ein weiterer Traum wäre es, einen Verlag zu finden, der meine Spiele produziert und vertreibt. Ich könnte mich dann voll und ganz aufs Schreiben des „Mordsspaß“ konzentrieren. Da schlummern noch viele, viele Ideen in meinem Kopf.
Im Moment arbeite ich außerdem an der Planung für den 1. bundesweiten „Jackpot“. Das ist ein 24-Stunden-Event der deutschen Kreativwirtschaft. Jeder, der kreativ tätig ist, kann am 4. September seine Kunst vorstellen, Kurse anbieten, sein Atelier öffnen oder – wie in meinem Fall – an verschiedenen Orten lesen. Was es alles geben wird, findet man auf www.kreativ-jackpot.de. Vielleicht sehen wir uns ja bei einer meiner Lesungen in Krefeld!
10. Und zu guter Letzt: Stell dir vor, du wärst ein Buch. Welches wäre es?
Wahrscheinlich wäre ich ein Hörbuch mit auffälligem Cover. Mich hört und sieht man immer schon von Weitem.
Dieses Interview erschien erstmals in der 18. Ausgabe des Bücherstadt Kuriers.
Foto: privat
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