Es ist nun schon ein paar Jahre her, seitdem das Goethe-Institut zu einem Wettbewerb aufgerufen hat. Schlussendlich haben mehr als 4000 Menschen, Bücherratten, um es anders auszudrücken, teilgenommen und über ihr Lieblingsbuch berichtet. Die schönsten Buchempfehlungen sind in einem Sammelband erschienen. – Von Zeilenschwimmerin Ronja
Was ist ein Lieblingsbuch? Muss es Goethe oder Schiller sein, schließlich fragt das Goethe-Institut? Oder sind es doch die Leseeindrücke aus unserer Kindheit, die uns stärker prägen? Eine Frage davon kann beantwortet werden: Nein, es muss nicht Goethe und nicht Schiller sein, auch nicht Thomas Mann oder Hermann Hesse. Kann es aber.
Man kann staunen, welche Bücher Lieblingsbücher sind. Einiges wird man sofort verstehen und bei anderen stellt sich vielleicht die Frage: Warum? Da gibt es doch bessere! Aber das ist ja das Schöne daran: Über Lieblingsbücher lässt sich nicht streiten. Jede und jeder hat eben ihr oder sein eigenes und das Warum ist oft sehr persönlich. Umso schöner ist es, dass viele Beiträge Einblick in die Gründe für das Lieblingsbuch geben, sodass man danach vielleicht besser versteht, warum Faust möglicherweise doch nicht so schrecklich ist, wie nach der Schullektüre gedacht.
Aber wie bei den meisten Sammelbänden, deren Beiträge aus den Händen vieler verschiedener Leute (so verschieden wie ihre Lieblingsbücher) stammen, spricht nicht jeder Text gleichermaßen an. Der eine ist gut, der andere besser, einer lustig, andere nachdenklich, wieder einer ist anstrengend oder langweilig oder auch einfach nur – subjektiv betrachtet – schlecht. Das ist nur natürlich und auch zu erwarten, zumal die Auswahl der Texte von ein oder mehreren Personen mit ganz eigenen Vorlieben getroffen wurde. Es ist ja auch kein Roman, den man von vorne bis hinten einmal durchliest.
„Gerade eben in der individuellen Subjektivität der Bewertung liegt der Reiz und die Vielfalt des Unterfangens.“
Hier nun meine ganz subjektive Meinung über diesen Sammelband: Dieses Buch gelangte in meinen Besitz, weil – wie so oft – die Lektüre eines Buches zu einem weiteren führte. „Mein Lieblingsbuch“ wurde dort warm empfohlen. Eine begeisterte Empfehlung, die ich jetzt nach der Lektüre leider nicht uneingeschränkt weitergeben kann. Das hat vor allem mit meinem persönlichen Lesegeschmack zu tun und für diesen waren die außergewöhnlichen, ansteckenden und packenden Beiträge zu rar gesät. Aber weil das, wie schon gesagt, reine Geschmackssache ist, will ich hier keine Bewertung über die Qualität der Texte abgeben.
Vielmehr hat die Gestaltung des Buches auch eine Erwähnung verdient. Der knallrote Leineneinband mit eingestanzten Buchtiteln macht schon etwas her und auf fast jeder Doppelseite gibt es eine kunstvolle Photographie zu bestaunen. Die Schrift ist angenehm zu lesen. Einzig die Schwere und Größe des Buches machen sich schnell unangenehm bemerkbar.
Bei Buchliebhabern aller Art ist „Mein Lieblingsbuch – Die Geschichte(n) einer Freundschaft“ bestimmt in den richtigen Händen. Und für alle, die lieber ihr eigenes Lieblingsbuch aufschlagen als über die Lieblinge anderer Leser zu lesen, hier noch ein Ratschlag vom Ende des Buches: „Nutzen Sie die Gelegenheit und schauen Sie mal wieder nach Ihrem besten Freund. Es lohnt sich allemal!“
Mein Lieblingsbuch – Geschichte(n) einer Freundschaft. Herausgeber: Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann. Hueber Verlag. 2010.
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