Buchstabensuppe
oder
Die etwas andere Art, Geschichten zu schreiben
Schwer und wuchtig
hängt kohlschwarz
der Kessel
aschfahl
überm Feuer
wo gierig lechzend
orange-rote Flammen
um die Wette züngeln
emporstreben
und selbst den kühlsten Kopf
kochend und kämpfend
zur Weißglut bringen
bis es nur so dampft
ohne Ende
Viermal gerührt
im Uhrzeigersinne
dann links herum bitte
und nachwürzen gleich
eine Prise Satzzeichen
ein Häufchen Metaphern
vom Stile am meisten
fünf Esslöffel voll
doch nicht übertreiben
Schlussendlich
alles gut vermischen
und schließlich
erst dann
kommt die Hauptzutat rein:
nacheinander
purzeln
die Buchstaben
miteinander
ineinander
untereinander
drunter und drüber
bis oben und unten
nicht mehr
unterscheidbar sind
voneinander
Achtung! Vorsicht bitte
es spritzet und blubbert
es brodelt und braust
und siehe da
eine Seifenblase
steigt empor
schwebt darüber
ewig kurz
bis mit einem „Plop!“
ein weiterer Traum
zerplatzt
wie Schall und Rauch
im Nichts vergeht
doch meiner ist es nicht
nicht heute
bald
sprühen Funkenlichter
freudig spritzend
hier und dort
und Blitze schießen
auseinander
magisch zaubernd
wie von selbst
Dann eins, zwei, drei
noch einmal rühren
rechtsrum, linksrum
Ohren auf:
ein Britzeln
und Zischeln
lässt neugierig werden
was hier wohl entsteht (?)
Mit einer Kelle
zinnoberrot
schöpfe ich
welterschaffend
den Mischmasch-Trank
in Formen nun
und gieße mir
Wörter
die einzeln
zu vielen werden
bis Singsang singend
daraus wächst
eine weitere Geschichte
wunderbarlich
Text: Verseflüsterin Silvia
Illustration: Federschreiberin Kristina
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