Urban Fantasy – Ist das nicht das mit den Vampiren und den Schnulzen? Seit dem Erfolg von Twilight verbinden viele mit „Urban Fantasy“ die übernatürlichen Schnulzen, die eigentlich dem Genre „Romantic Fantasy“ oder auch „Romantasy“ zuzuordnen sind. Dass Urban Fantasy viel mehr zu bieten hat, zeigen Romane, die actionreich und humorvoll eine spannende Fantasygeschichte in der realen Welt erzählen; ganz ohne romantischen Kitsch. „Gehetzt“ von Kevin Hearne ist einer davon. – Von Sätzchenbäckerin Daniela
Eigentlich ist der Druide Atticus schon über zweitausend Jahre alt, dennoch hat er sich in der Erscheinung eines Einundzwanzigjährigen in Arizon zurückgezogen und führt dort seinen Tee-Laden. Als Feenwesen ihn angreifen und zu allem Überfluss die Göttin des Todes plötzlich nackt in seinem Laden steht, weiß Atticus, dass er sich nicht länger verstecken kann: Denn jemand will das Schwert, das vor Jahrhunderten in seinen Besitz gelangte, wiederhaben. Doch dafür muss er erst einmal an Atticus vorbeikommen.
Beim ersten Mal, wenn die Göttin nackt und anzüglich im Laden des Druiden steht, wundert man sich als Leser noch. Wenn aber anschließend die Göttin der Jagd in der Küche versucht sich einen Smoothie zu machen, weiß man, womit man es hier zu tun hat: Herrlich trashige, aber gut gemachte Urban Fantasy.
Im Laufe des Buches kommt es immer wieder zu komischen Momenten. Daran ist Atticus‘ Side-Kick, sein Wolfshund Oberon, maßgeblich beteiligt, der durch Telepathie mit Atticus reden kann. Oberon ist ein typisch aufgedrehter Hund mit liebenswürdigen Macken, der damit die meisten Lacher des Buches auf seiner Seite hat. Immer wieder tauchen auch Anspielungen in dem Buch auf, die Nerd-Herzen höher schlagen lassen.
Neben den witzigen Momenten folgt das Buch jedoch einer spannenden und soliden Geschichte, die gute Wendungen und actionreiche Kämpfe vorzeigen kann. Auch wenn man sich nicht in der irischen Göttermythologie auskennt, erklärt einem das Buch gerade so viel, dass man sich sehr schnell hinein findet. Aufgrund der unterschiedlichen Charaktere bleibt es nicht bei den irischen Göttern, man liest auch über Hexenkult, Werwölfe, Vampire und andere exotische Götter.
Dem Protagonisten kauft man sein Alter leider nicht ab, findet seine Geschichten aus einer weiter entfernten Vergangenheit aber durchaus spannend. Auch ist er nicht der typische Actionheld. Denn meist handelt er überlegt, zu seinem Vorteil, muss aber auch Rückschläge zurückstecken. Im Vergleich zu anderen übernatürlichen Wesen scheint er nicht übermächtig, was ihn sympathisch macht. Eine herrliche Unterhaltung für Zwischendurch, witzig und spannend zugleich.
Gehetzt – Chroniken des eisernen Druiden. Kevin Hearne. Übersetzung: Alexander Wagner. Klett-Cotta. 2014.
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