„Das Buch der tausend Türen“

von | 27.12.2024 | Buchpranger

Eine Welt mit einer komplexen, aber nicht komplizierten Geschichte – inklusive magischer Bücher: „Das Buch der tausend Türen“ hat Satzhüterin Pia nicht mehr losgelassen – ein Page Turner, der seinesgleichen sucht.

Die junge Cassie Andrews ist Buchhändlerin in New York und lebt ein beschauliches Leben in einer WG mit ihrer besten Freundin. Als ihr eines verschneiten Winterabends ein Stammkunde ein besonderes Buch hinterlässt, gerät ihr Leben in Bewegung – doch nicht ganz so magisch-schön, wie sie anfangs annimmt. Schnell zeigen sich die Gefahren, die damit einhergehen und Cassie und ihre Freundin Izzy aus ihrem langweiligen Leben reißen. Zeitreisen, magische Bücher, eine versteckte Bibliothek, Buchjäger und -sammler – spannende und überraschende Wendungen …

Facettenreich und individuell

Freundschaft und Verbundenheit sind große Themen des Buches, die sich immer wieder in verschiedenen Konstellationen zeigen. Dabei sind die Figuren sehr individuell und stark erzählt. Sie haben Ecken, Kanten, Tiefe und wirken nahbar und echt. Immer wieder wechselt der erzählerische Fokus, so dass man neben Cassies Sicht auch mehr über die anderen Figuren des Buches erfährt, in ihren Blickwinkel schlüpft, mehr über ihre Geschichte, ihre Beweggründe und ihre Gefühlslage erfährt. Dennoch bleibt Cassie der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte – erst am Ende begreift man dabei das ganze Ausmaß.

Sabine Hübner hat mit ihrer Übersetzung den bildhaften, flüssigen Stil Gareth Browns erfolgreich adaptiert. Bücher, denen es gelingt, dass man den Text vor Augen vergisst, und förmlich in der Welt abtaucht, sind etwas ganz Besonderes. „Das Buch der tausend Türen“ schafft das sogar auf über 500 Seiten. Die Geschichte hat viele Stellen, die mich als Leserin sehr berührt haben, die ich besonders gemocht habe, wo ich mitgefiebert und mitgelitten habe. Der Plot ist beeindruckend gut durchdacht und die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet, so dass die Lesestunden nur so dahinfliegen. Die Geschichte kommt ohne Klischees und Romantik aus, rückt Freundschaft, Spannung und Bücherliebe in den Vordergrund und wirkt am Ende wirklich komplett rund und stimmig.

Komplex, aber nicht kompliziert

Als ich nach der Lektüre das gesamte Buch betrachtet habe, wirkt der Showdown am Ende geschickt erzählt, spannend in der Chronologie verändert, aber im Vergleich zum Großteil des Buches auffallend knapp erzählt. Das ganze Buch ist so komplex in seiner Erzählung (ohne je kompliziert oder unverständlich zu sein), dass es quasi nur noch darum geht, alles sinnvoll zu Ende zu bringen. Die großen Überraschungen und Spannungsmomente finden sich bereits zu Genüge im Rest des Buches. Denn die Erzählung springt immer wieder in den Orten und auch der Zeit umher, in welchem Ausmaß, wie und warum, das ist hier aber nicht weiter wichtig – ich habe über das Buch nur den Klappentext gekannt und bin sehr positiv überrascht worden.

Große Leseempfehlung für alle, die mal wieder ein richtig gutes Buch für Bibliophile lesen möchten oder einfach Lust auf gut durchdachte Fantasy haben. Die Geschichte von „Das Buch der tausend Türen“ holt Leser*innen in eine besondere Welt, aus der man nur ungern wieder auftauchen möchte.

Das Buch der tausend Türen. Gareth Brown. Übersetzung: Sabine Hübner. Heyne. 2024.

Pia Zarsteck

Pia Zarsteck

Pias Liebe zur Literatur hat sie vor Jahren an die Uni Bremen geführt, wo sie bis zum Masterabschluss Germanistik studierte. Heute ist sie Vorsitzende im Bücherstadt e.V., Mama einer Vierjährigen und beruflich ganz woanders unterwegs - aber immer noch vernarrt in Bücher und Spiele. Ein Leben ohne die Bücherstadt kann sie sich nicht vorstellen.

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