Eine geheime Kraft, befeindete Reiche, die Guten, die Bösen, die Zwielichtigen, die man nicht einordnen kann und die ihre eigenen Ziele verfolgen. Ein Verwirrspiel an Verbündeten und Gegnern, fremde und neu entworfene Wesen und Monster und dazu eine ordentliche Portion Magie. Eigentlich ein standardisiertes Rezept, um einen Fantasy-Roman zu entwerfen. Und doch lässt sich der erste Teil der „Chroniken von Hara“ nicht so leicht in ein bestimmtes Raster drängen. – Von Bücherbändigerin Elisabeth
Zum Inhalt
Lahen und Ness sind alles andere als normal. Abgesehen davon, dass sie ein eingefleischtes Paar sind, sind sie Auftragskiller. Und untergetaucht. Lahen hütet ein Geheimnis in sich, den Funken, eine magische Kraft, die stark genug ist, um einigen Leuten Ärger zu bereiten. Genau deswegen gibt es einige, die ihren Funken und Ness‘ Kopf wollen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, feindliche Truppen und Nekromanten fallen in das Reich des Imperiums ein, unter ihnen Magiewirkende, die seit den letzten schweren Kriegen verbannt waren. Die Verdammten sind zurück: Scharlach, Typhus und andere epidemische Namen tragen diese im Volksmund, mehr Legenden denn Wirklichkeit, bis sie in den Städten gesichtet werden. Kurz darauf taucht eine davon bei Lahen und Ness auf. Machthungrig und gierig nach dem Funken ist die Verdammte bereit, alles zu geben, um an ihr Ziel zu gelangen. Den beiden Mördern bleibt nur noch die Flucht – falls ihnen diese gelingt, eingekesselt inmitten eines von Feinden verseuchten Reiches.
Ein spannender Roman mit Schwächen
„Wind – Die Chroniken von Hara“ ist eine Geschichte, die ungewöhnlich beginnt. Nachdem der Klappentext studiert ist, erwartet man ein ähnlich gestricktes Schema, wie es in den meisten Fantasybüchern vorherrscht. Doch dahingehend soll man überrascht werden. Zugegeben, die Erzählung beginnt etwas schleppend. Man wird sofort inmitten einiger Charaktere geworfen, die recht schwer zuzuordnen sind. Diese wirken nicht sehr greifbar, wenig beschrieben, aber dennoch nicht sehr außergewöhnlich. Ebenfalls etwas verwirrend ist der Erzählstil. Die Geschichte wird von Ness erzählt, dem Auftragsmörder, um den es neben seiner Begleiterin Lahen geht. Doch nicht immer kann er aus seiner Perspektive erzählen. Andere Handlungen, die sich nicht direkt um Ness drehen, sondern an anderen Orten stattfinden, werden durchaus in einer übergeordneten Erzählperspektive beschrieben, während die Geschehnisse um Ness herum wieder in die Ich-Perspektive wechseln.
Das Buch nimmt jedoch schnell an Fahrt auf, wird spannend und ist sehr flüssig zu lesen. Hat man die anfänglichen kleinen Verwirrungen und die etwas zerstückelt wirkende Handlung erst hinter sich und die eigenwillige Erzählperspektive verstanden, werden die Charaktere gut ausgebaut, deren Eigenarten gut beschrieben und die Handlung von mehreren Orten fügt sich stimmig zusammen. Auch die Antagonisten bekommen einen ansehnlichen und interessanten Charakter, der diese absolut interessant macht. Lediglich die Hauptdarsteller der Geschichte wirken für mich persönlich manchmal etwas zu begabt und stark. Das mag auch ein wenig an der interessanten und ungewöhnlichen Wortwahl und Ausdrucksweise liegen, die sich manchmal zwischen die Handlung quetscht. Nach den ersten 60 Seiten hätte ich das Buch nicht weiter empfohlen, nun bin ich ganz anderer Meinung und warte schon mit Spannung auf den zweiten Band, um weiter zu erfahren, wie es den verschiedenen Charakteren und deren Schicksal ergeht.
Zum Autor
Alexey Pehov wurde 1978 in Moskau geboren und studierte Medizin. Gleichzeitig verfasst er als Autor erfolgreich Fantasy- und Science Fiction-Romane. Mit den „Chroniken von Siala“ wurde er zum Bestseller-Autor. Das Werk wurde in Russland millionenfach verkauft und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Seine aktuelle Fantasyreihe ist „Chroniken von Hara“, zu dem 4 Bände erschienen sind. Neben Sergej Lukianenko ist er heute der erfolgreichste russische Fantasy-Autor. Alexey Pehov lebt heute mit seiner Frau – ebenfalls eine Autorin – in Moskau.
Wind – Die Chroniken von Hara 1. Alexey Pehov. Übersetzung: Christiane Pöhlmann. Piper. 2012.
[tds_note]Ein Beitrag zum Leseprojekt “Russische Literatur”.[/tds_note]
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