Im Rahmen des Specials Kunterbunt haben sich Geschichtenerzähler Adrian, Federschreiberin Kristina, Zeilenschwimmerin Ronja und Wortklauberin Erika auf ein cineastisches Blind Date eingelassen. Wie es ihnen ergangen ist, erfahrt ihr in vier Teilen. Im dritten Teil stellt Federschreiberin Kristina den Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ vor.
Für ihr Blind Date hat sich Federschreiberin Kristina für den Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ entschieden. Basierend auf dem Buch von Jane Hawking, der ersten Ehefrau von Stephen Hawking, werden weniger dessen Erkenntnisse auf dem Gebiet der theoretischen Physik beleuchtet, sondern den Fokus auf das Leben rund um die Krankheit, der damit verbundenen Pflege und Belastungen gesetzt.
Sie entscheidet sich ganz bewusst für Stephen mit seiner Krankheit und die Liebe, die sie für ihn empfindet. Dies wird sie 25 Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen führen, drei Kinder mit ihm haben und eine Doktorarbeit schreiben.
In starken Bildern wird verdeutlicht, wie hart der Alltag eines zu pflegenden Angehörigen sein kann. In unkommentierten Szenen wird die ungeschönte Wahrheit präsentiert, wenn Jane versucht, den Rollstuhl einen matschigen Weg entlang zu rollen oder Stephen, der während eines gemütlichen Essens bei Freunden fast an einer Erbse erstickt, das Leben rettet. Gleichzeitig wird auch die fortschreitende Krankheit von Stephen und die Bewältigung seines Alltags beleuchtet. Dies hinterlässt bei beiden mit der Zeit Spuren. Ein deutlicher Appell daran, dass Liebe nicht alles bis in die Unendlichkeit aushält und Menschen sich verändern.
Stephen Hawking selbst gilt als brillanter Geist, gleichzeitig wird im Film aber auch eine andere Seite an ihm deutlich. Er ist bisweilen herablassend, lehnt Hilfe (außer die von Jane) lange Zeit ab und zieht sich immer mehr in die Wissenschaft zurück, so dass für seine Frau und Kinder kaum noch Platz vorhanden ist. Sieht man ihn im Anfangsstadium der Krankheit noch häufig gemeinsam mit den Kindern spielen und seiner Frau zugewandt, ändert sich dies im Laufe der Jahre. Dies trägt nicht unerheblich dazu bei, dass Jane Hawking schließlich an ihre Grenzen stößt. Sie trennen sich einvernehmlich, so dass sie sich auf einer anderen Ebene wieder annähern können und sie ihn am Ende des Films zur Audienz bei der Königin von England begleitet. Eine nicht unwesentliche Geste von Stephen an Jane, dass er das, was sie für ihn getan hat, wertschätzt.
Ich kann den Film sehr empfehlen. Da ich selbst aus einer Familie komme, in der wir uns um ein Mitglied sehr lange zuhause gekümmert haben, habe ich diesen Film unter anderem insbesondere im Hinblick auf die pflegende Jane Hawking betrachtet, die hiermit aus dem Schattendasein heraustritt und gewürdigt wird. Ich habe sehr großen Respekt vor dem, was sie geleistet hat und werde auch ihr Buch lesen.
Ganz zum Schluss ein Zitat aus dem Film, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: „Man kann immer etwas tun und etwas erreichen. Wie schlimm das Leben auch sein mag, wo Leben ist, da ist auch Hoffnung.“ (Stephen Hawking)
Die Entdeckung der Unendlichkeit. Regie: James Marsh. Drehbuch: Anthony McCarten. Mit: Eddie Redmayne, Felicity Jones u. a., Universal Pictures. Vereinigtes Königreich. 2014.
Ein Beitrag zum Special #Kunterbunt. Hier findet ihr alle Beiträge. Erster Teil des cineastischen Blind Dates: „Barockes Korea?” Zweiter Teil: „Milk macht Männer mutig„.
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