„Ja, renn nur nach dem Glück, doch renne nicht zu sehr! Denn alle rennen nach dem Glück, das Glück rennt hinterher!“ (Bertolt Brecht)
„Keentied“ ist Plattdeutsch und bedeutet „Keine Zeit“. Wir neigen schnell dazu, zu sagen, dass wir keine Zeit haben, wenn wir im Stress sind oder viel zu tun haben. Aber wie kann man keine Zeit haben, wenn man sie noch nicht einmal besitzen kann? Im Bilderbuch von Miriam Koch ist „Keentied“ der Name eines Wattvogels. Er hat es sehr eilig, denn es steht die große Reise in den Norden an. Nur leider kommt er zu spät – alle anderen sind bereits davongeflogen. Auf einen Zettel haben sie geschrieben: „Wir konnten nicht länger auf Dich warten und sind gestartet!“ Verständlich, dass Keentied nun traurig ist. Doch dann fasst er einen Entschluss und macht sich schnell auf den Weg…
Wie zu erwarten ist der Schwerpunkt dieses Buches die „Zeit“. Zeit haben, sich beeilen, warten. Keentied erlebt die Zeit auf verschiedene Weise und auch der Betrachter merkt den Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Man sieht Tiere, an denen Keentied vorbeifliegt, und die ihm zurufen, er sei spät dran. Die Zeit hat Keentied aber auch dank seiner Uhr im Blick, die er an einer Kette befestigt hat. Doch bald merkt er, dass es Glück war, dass er zu spät gekommen ist…
Die Illustrationen sind anfangs noch als Collagen bearbeitet, zum Ende hin werden die Fotos vom Meer durch Farbe ersetzt. Passend zum Sand und Meer dominieren die Farben Blau, Grau, Gelb und Beige. Wenn man sich die Sachinformationen anschaut, wird schnell klar, woher die Inspiration zu diesem Buch kam: Der Sanderling wird an der norddeutschen Küste aufgrund seiner flinken Bewegungen „Keentied“ genannt. Er ist ca. 18 cm groß und besitzt im Winter ein helles Gefieder. Im Fluge kann der Vogel eine Geschwindigkeit von 60-70 km/h erreichen.
Zeichensetzerin Alexa
Keentied. Text & Illustration: Miriam Koch. Gerstenberg. 2010.
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