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Insgesamt 286.000 Besucherinnen und Besucher hatte die Leipziger Buchmesse und das Lesefest Leipzig liest dieses Jahr. Vom 21. bis 24. März konnten Literaturbegeisterte erneut Literatur in vielfältigen Formen erleben. Auch das Wetter hat mitgespielt. Zeichensetzerin Alexa und Seitenkünstler Aaron sind zusammen mit Cäcilia und Thilo von schraeglesen am Donnerstag und Freitag vor Ort gewesen.
Unsere Messezeit begann im Musikcafé der Halle 4: Es ging um das „algorithmische Klanglabor“, bei dem Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse der Neuen Nikolaischule Leipzig mit verschiedenen Instrumenten den Rhythmus vorgaben. Angeleitet von Ekkehard Vogler und später unterstützt vom A-cappella-Männerchor, konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer mitmachen, indem sie im Rhythmus klatschten, stampften und mitsprachen. So wurde nach und nach ein Musikstück erarbeitet, das verdeutlichen sollte, was Algorithmus und Musik gemeinsam haben: Beide folgen einem bestimmten, vorgegebenen, sich wiederholendem Schema.
Beim Laufen durch die Gänge und Stöbern bei Verlagsständen stießen wir schließlich auf den Kleinverlag „Matabooks“ (matabooks.de), der damit warb, „vegane Bücher“ aus Graspapier herzustellen – frei von tierischen Bestandteilen. So solle einerseits ein Beitrag zum Tierschutz geleistet werden, und andererseits zum Umwelt- und Klimaschutz im Sinne der Nachhaltigkeit. Wir fanden das sehr interessant und haben mal genauer nachgefragt – was der Geschäftsführer uns erzählt hat, erfahrt ihr an anderer Stelle.
Theater, Hörbuch, Film
Neben des Mediums Buch präsentiert die Buchmesse jedes Jahr auf vielfältige Weise unterschiedliche andere Formate der Literatur: praxisorientierte oder informierende Präsentationen zu Theater, Hörbuch und Film zum Beispiel. So erfuhren wir von Gabi Scherzer etwas über die „Erzählschiene“, mit der Figurentheater ermöglicht wird. Kinder können damit kreativ werden, Figuren für die Schiene herstellen und ihre eigenen Geschichten erzählen. Der Einsatz der Erzählschiene in der pädagogischen Praxis kann nicht nur Spaß machen, sondern auch die Fantasie anregen und die Feinmotorik sowie die Sprache fördern.
Die Präsentation zum Thema „Hörbuch trifft Film“, bei dem der Versuch, „sperrige Klassiker“ multimedial zu erklären, vorgenommen wird, stellte sich als enttäuschend heraus. Die Frage, wie „Faust“, „Kabale und Liebe“ und andere Klassiker im Unterricht interessant und zugänglich gestaltet werden können, wurden mit einer „Doku“ beantwortet. Einzelne Ausschnitte, die präsentiert wurden, geben zwar Einblicke, Hintergrundinformationen sowie Interpretationsansätze, überzeugen jedoch nicht als innovative Methode für den Einsatz im Unterricht. Dokus werden schon lange in der Schule zur Informationserweiterung herangezogen und stellen daher kein neues Format dar. Was hier fehlt, ist der kreative Ansatz: Sinnvoller wäre es, wenn Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten könnten, eigene Dokus zu drehen, Hörspiele zu gestalten und sich auf diese Weise intensiver und auf kreative, multimediale Weise mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Buchkunst und Illustration
Viel zu entdecken gab es wie jedes Jahr in den kreativen Ecken: Buchkunst, Präsentationen der Kunsthochschulen, Skulpturen, Illustrationen. Hier haben wir die Illustratorin Ilkay Unay-Gailhard kennengelernt. Die Künstlerin hat unter anderem an der Burg Giebichenstein in Halle studiert und besitzt ein Atelier im Künstlerhaus 188 in Halle. Einige ihrer Arbeiten hat sie auf der Buchmesse ausgestellt, darunter „Wine Dreams“, „Let it dry“ und „Future Wishes“. Auf ihrer Website ilkayunaygailhard.com können ausgewählte Werke betrachtet werden.
Sehr interessant war außerdem die Podiumsdiskussion zum Thema „Covergestaltung, Satz und Illustrationen“ mit Kerstin Schürmann (formlabor.de) und Rita Fürstenau (Mitgründerin Rotopol Verlag, rotopolpress.de). Hier wurde aus zwei Perspektiven erzählt, worauf hinsichtlich der Gestaltung eines Covers oder einer Illustration geachtet wird: zum Beispiel auf Farbe, Motiv und Zielpublikum. Schürmann und Fürstenau berichteten von ihren Erfahrungen und gaben abschließend den Tipp für angehende Illustratorinnen und Illustratoren, den Weg über ein Studium zu gehen, da dieses die Möglichkeit bieten würde, sich zu erproben und so den eigenen Stil zu finden.
Für mehr Diversität
Ein Highlight der Leipziger Buchmesse war die Podiumsdiskussion zu „Diversität ist mehr als sexuelle Orientierung und Hautfarbe“. Zum gleichen Thema erschien letztes Jahr ein Beitrag von Anne Zandt im Rahmen unseres Kunterbunt-Specials, ein „Plädoyer für mehr Authentizität und eine Mischung an unperfekten Charakteren in Filmen, Serien und Büchern“. Die Diskussion führten Anne Zandt, Michelle Janßen und Eleonore Laubenstein, moderiert von Barbara Weiß. Sie sprachen über Diversität nicht als Form der Andersartigkeit, denn „divers“ bedeute nicht „anders“, sondern „vielfältig“ und sei „überall“. Auch ginge es in Geschichten nicht darum, Quoten zu erfüllen. Es reiche nicht, jemanden im Rollstuhl darzustellen; auch die Umsetzung – wie und in welchem Kontext eine Figur präsentiert wird – spiele eine Rolle. Anne plädiert dafür, die „Buntheit unserer Welt auch in unsere Geschichten ein[zu]binden“.
Rück- und Ausblick
Auch dieses Jahr war das Programm der Leipziger Buchmesse vielfältig und international und bot viele Möglichkeiten, sich über Literatur auszutauschen – sei es an den Verlagsständen, bei Podiumsdiskussionen oder bei Lesungen. Anders als im letzten Jahr wurde der Besuch der Messe nicht dadurch behindert, dass urplötzlich der kälteste Winter ausgebrochen war. Im Gegenteil: Mit der Leipziger Buchmesse wurde der Bücherfrühling eingeläutet und dieser hat die Besucherinnen und Besucher nicht nur in die großen Hallen der Messe gelockt, sondern auch auf die Terrassen und auf Veranstaltungen im Rahmen des Lesefestes Leipzig liest. Zu schnell ist die Messezeit an uns vorbeigerauscht und nun gilt es, die vielen Eindrücke und Inspirationen zu verarbeiten und umzusetzen. Bis es im nächsten Jahr vom 12. bis 15. März wieder heißt: Auf nach Bücherstadt Leipzig!
[tds_info]Die Antiquariatsmesse fand nun schon zum 25. Mal im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. In Halle 3 hat sie die Blicke der Besucherinnen und Besucher durch ihre ausgestellten Bücherregale auf sich gezogen. / Gastland der Buchmesse war diesmal übrigens Tschechien. Etwa 60 AutorInnen und Kunstschaffende sind nach Leipzig angereist, um sich über Literatur und Kultur auszutauschen. Mehr Informationen gibt es hier. Und auf: ahojleipzig2019.de[/tds_info]
Fotos: Zeichensetzerin Alexa
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