Worteweberin Annika, Zeichensetzerin Alexa und Satzhüterin Pia freuen sich jedes Jahr auf die Liste der Titel, die mit dem Lesekompass ausgezeichnet wurden. Da ihre Kinder im passenden Alter sind, haben sie sich durch die Kategorie „2 bis 6 Jahre“ gelesen.
„Wo ist Theatrine?“
Im Opernhaus wird ein geheimnisvolles Paket abgegeben. Adressiert ist es an Theatrine, und weil sein Papa, der Pförtner, gerade schläft, macht sich kurzerhand Mattheo auf die Suche nach der Unbekannten. Mattheo nimmt uns mit hinter die Kulissen des Theaters: in den Malersaal, zum Damenschneider, in die Kantine … Doch nirgendwo kennt man Theatrine! Dafür können wir Leser*innen viel entdecken und über die Welt des Theaters lernen. Und zum Schluss werden wir doch noch fündig!
„Wo ist Theatrine?“ ist in lustigen Reimen geschrieben, so dass man es toll vorlesen kann und Kinder gut folgen können. Die Illustrationen in Blau- und Rottönen sind witzig, detailverliebt und zeigen die Vielfalt der (Bühnen-)Welt. Die Macherinnen kennen sich beide gut im Theater aus. Genau das richtige Buch also für neugierige Entdecker*innen ab 4 Jahren oder früher – mein Kind liebt es schon mit 20 Monaten! (wa)
Wo ist Theatrine? Die Welt rund um die Bühne. Text: Cornelia Boese. Illustration: Dorota Wünsch. Gerstenberg Verlag. 2021. BK-Altersempfehlung: Ab 3 Jahren.
„Hat der Bagger einen Po?“
So ein Schulweg kann schon langweilig werden – jeden Tag die gleiche Strecke, die gleichen Dinge, die man zu sehen bekommt. Der Protagonist in „Hat der Bagger einen Po?“ ist aber eine neugierige kleine Person und stellt auf besagtem Schulweg seinem Papa viele Fragen – damit kommt Schwung in den Spaziergang: „Heute will ich von ihm wissen: Wer hat alles einen Po?“
Ob Schmetterlinge, Buntstifte, Wolken oder Geister, der kleine Junge fragt zu so ziemlich allem, ob dieses oder jenes einen Po habe, und sein Papa hat zu jeder Frage eine schlagfertig gereimte Antwort. Dabei geht es nicht um (anatomisch) korrekte Infos und Darstellungen, sondern um eine erfrischende Wahrnehmung der Welt. Auch das vordere und hintere Vorsatzpapier symbolisiert diese Veränderungen des Blickwinkels: Zuerst sehen wir die alltäglichen Dinge, wie einen Mülleimer, eine Taube oder eine Parkbank. Am Ende jedoch sehen wir auch Hintern in diesen Gegenständen. Dabei ist das Buch grandios lässig illustriert (gezeichnet und getuscht) und zeigt Menschen unterschiedlicher Hautfarben sowie viele Gimmicks wie einer Pride-Flagge oder einem Black-Lives-Matter-Schild. Und natürlich jede Menge Hintern! (sp)
Hat der Bagger einen Po? Text: Derick Wilder. Illustrationen: K-Fai Steele. Übersetzung: Hans-Christian Schmidt. Klett Kinderbuch. 2022. Ab 3 Jahren.
„Kann ich bitte in die Mitte?“
Das Kind ruft: „Kommt, wir lesen ein Buch!“ Und natürlich sind der Hamster, das Zebra, der Löwe, die Katze und der Storch sofort begeistert. Aber bis es losgehen kann, warten noch einige Überraschungen auf die Freund*innen – ist ja klar bei einer Geschichte von Susanne Straßer! Das Pappbilderbuch „Kann ich bitte in die Mitte?“ über das Vorlesen ist gewohnt witzig und turbulent und lädt zum Mit- und Nachsprechen ein. Nicht nur, dass es darin ums Lesen geht, außerdem zeigt es schön, wie man auch aus einer scheinbar unglücklichen Situation etwas Tolles machen kann. Außerdem sind die Figuren erneut geschlechtsneutral dargestellt, so dass sich jede*r wiederfinden kann. An meinen Favoriten „Fuchs fährt Auto“ kommt das Buch für mich nicht ganz heran: Etwas weniger verspielt sind die Texte und in den Illustrationen versteckt sich dieses Mal kein entscheidendes Detail, wohl aber ein Hinweis auf den Ausgang der Geschichte. Trotzdem ist „Kann ich bitte in die Mitte?“ bei meinem Kind sehr beliebt – und ich mag es mit jedem Vorlesen noch lieber! (wa)
Kann ich bitte in die Mitte? Text/Illustration: Susanne Straßer. Peter Hammer Verlag. 2021. BK-Altersempfehlung: Ab 1,5 Jahren.
„Karlchen und der Kapuzen-Klub“
„Karlchen und der Kapuzen-Klub“ ist ein Wimmel- und Suchbuch von Rotraut Susanne Berner, dessen klassische Buntstiftillustrationen dem Kind und mir gut gefallen. Die Geschichte darin ist einfach: Karlchen kann morgens das Küken nicht finden und zieht mit seinen Freunden los, um es überall zu suchen: im Garten, in der Stadt, am See, im Wald … Dabei ist es doch eigentlich immer in seiner Nähe! Neben dem Küken kann man auf jeder Seite andere Tiere wie Marienkäfer und Eichhörnchen entdecken. Abgesehen davon ist aber wenig los, was als Gesprächsanlass zum Beispiel über Emotionen oder Aktivitäten dienen kann. Für meinen fast Zweijährigen ist das ausreichend, allerdings begeistern ihn andere Wimmelbücher wie „Wo ist Coco, die Katze?“ mit mehr Action mehr. Für Fans der seit 2001 sehr erfolgreichen Karlchen-Reihe ist dieses Buch eine schöne Ergänzung, jedoch hätte man beim Lesekompass auch ein diversitätsbewussteres, aktivierenderes Wimmelbuch auszeichnen können. (wa)
Karlchen und der Kapuzen-Klub. Ein Such- und Wimmelbuch. Text/Illustration: Rotraut Susanne Berner. Hanser. 2021. Ab 2 Jahren.
Hier findet ihr den zweiten Teil der Bilderbücher zum Lesekompass 2022.
Ebenfalls ausgezeichnet in der Kategorie „2-6 Jahre“: Ein kleiner blauer Punkt. Text/Illustration: Maren Hasenjäger. Magellan. 2021. Ab 5 Jahren.
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