Mehr Fontane wagen

von | 16.02.2020 | Buchpranger

Geschichtenbewahrerin Michaela hat einige Autorinnen und Autoren in der Schule behandelt, Theodor Fontane war leider nicht dabei. Oder zum Glück? Es scheint, dass vielen durch die Schule die Lust an dem Autor genommen wurde. Geschichtenbewahrerin Michaela bricht eine Lanze für Theodor Fontane.

„Kirchlein im Grünen“ in Alt Placht

Letztes Jahr wurde der 200ste Geburtstag von Theodor Fontane begangen. Vor allem in Berlin und Brandenburg gab es zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Anlass, viele seiner Bücher wurden neu aufgelegt, neue Biographien publiziert und die Post gab eine Sondermarke heraus.

Theodor Fontane wagen

Um ihn besser zu verstehen, empfehle ich, sich mit seiner Zeit zu beschäftigen. Das würde ich bei allen Autorinnen und Autoren aus vergangenen Zeiten so machen: sich anschauen, wie die Menschen ihr alltägliches Leben lebten und in die Welt von damals eintauchen. Was beschäftigte sie, was an technischen Neuerungen oder Erfindungen gab es, wie sah das Straßenbild aus, wie waren sie gekleidet, wie waren die Umgangsformen und die Kindererziehung? Man sollte sich Fotos von damals ansehen. So bekommt man einen Zugang zu den Autorinnen und Autoren und ihren Geschichten. Und dazu, was sie mit ihren Büchern sagen wollten. Aber vielleicht wollte Fontane das nicht immer. Vielleicht wollte er mit „Unter dem Birnbaum“ einfach nur einen Krimi schreiben und unterhalten.

Wer war Theodor Fontane?

Er heiratete eine unehelich geborene Frau, war Apotheker von Beruf, übte jedoch verschiedene Berufe aus, wie Journalist, Theaterkritiker und Kriegsberichterstatter, gab diese aber immer wieder auf. Schließlich wurde er Verfasser von Reiseberichten, reiste nach London, Kopenhagen, Paris, durch Österreich, Spanien und Italien. In Paris unter Spionageverdacht verhaftet, hatte er die Aufgabe, in London deutsche Emigranten für die Preußische Politik zu gewinnen. Er übersetzte Shakespeare, war Demokrat und Barrikadenkämpfer. Und Humor hatte er auch. Das klingt doch nach einem interessanten Menschen.

Doch ich musste feststellen, dass zahlreiche Menschen Theodor Fontane nichts abgewinnen können. Im Gegenteil. Sie alle haben Fontane in der Schule behandelt und wie auch immer der Unterricht gestaltet gewesen sein mag, er hat den Schülern Fontane gründlich verleidet. Das ist sehr schade. Traut euch. Wagt Fontane und entdeckt ihn neu. Überwindet euer Schultrauma und wagt euch an Theodor Fontane. Es muss ja nicht „Effi Briest“ sein.

Foto: Volker Schering

 

Michaela Kieckheim

Michaela Kieckheim

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