Mors vincit omnia – der Tod besiegt alles

von | 12.03.2021 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Die acht geheimen Studentenverbindungen Yales haben ihren großen Einfluss auf die Wirtschaft und Politik einer Sache zu verdanken – dunkler Magie, die ganz eigenen Regeln folgt. Ist so viel Macht überhaupt noch kontrollierbar und kann man die acht Häuser für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen und dabei auch noch überleben? Das wird Alex Stern in „Das neunte Haus” von Leigh Bardugo früher oder später herausfinden müssen. – Von Bücherstädterin Jasmin

Alex ist alles andere als eine typische Yale-Studentin und doch hat sie es, wie durch ein Wunder, an eine der begehrtesten Universitäten in den Vereinigten Staaten geschafft. Für sie war dieses Wunder, die Nacht im Club Ground Zero, ein alles andere als schönes Erlebnis. Trotzdem hat sie einen Studienplatz bekommen, aber nicht für ihre Leistungen, sondern für ihre Gabe, die „Grauen“ zu sehen. So nennen die neun „Häuser hinter dem Schleier“ die Geister. Alex wird Teil von Haus Lethe, dem neunten Haus, das als eine Art Polizei fungiert und für ein friedvolles Miteinander sorgen soll, damit die gefährlichen Machtspiele nicht die Sicherheit der Studenten gefährden. Auf einmal findet sich Alex in einer Welt voller Magie, Intrigen und dunkler Geheimnisse wieder, doch dies ist ihre letzte Chance, sich beweisen zu können.

Als dann auch noch ein Mädchen ums Leben kommt, hat Alex keine andere Wahl, als alles dafür zu geben, den Fall aufzuklären. Unterstützung bekommt sie hierbei von ihrer Freundin Pamela Dawes und widerwillig auch von Detective Turner. Doch sie muss vorsichtig sein, denn die verschiedenen Häuser sehen es nicht gerne, wenn sich jemand ungefragt in ihre Angelegenheiten einmischt und sie wissen sich zu verteidigen.

Eine Karte wäre schön

Um den Lesern die Umgebung etwas näher zu bringen, sind viele, teilweise übertrieben detaillierte, Wegbeschreibungen vor allem zu Anfang des Romans zu finden. Doch leider wirken diese, besonders durch die Benennung jeder einzelnen Ecke, eher verwirrend als hilfreich. Meiner Meinung nach fehlt hierbei eine visuelle Unterstützung wie zum Beispiel eine Karte. Diese kontraproduktive Genauigkeit betrifft allerdings nicht nur die Wege. Durch das ganze Buch zieht sich eine gewaltige Ladung an Informationen, die man unmöglich aufnehmen kann und die auch größtenteils irrelevant für die Handlung sind. Das erschwert nicht nur den Einstieg, sondern wird, wie die vier verschiedenen Handlungsstränge, die nach jedem Kapitel wechseln, auch zum Leidwesen für den roten Faden.

Ungewöhnliche Geschehnisse benötigen außergewöhnliche Persönlichkeiten

Trotz dessen schafft die Autorin es, die Leserinnen und Leser in spannenden Szenen mitzureißen und die durchgängig düstere Atmosphäre macht deutlich, dass es sich hier um dunkle Magie handelt. Befindet man sich in einer der spannenden Szenen, liest sich „Das neunte Haus“ sehr flüssig und man kommt schnell voran, da man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht.

Ein absoluter Pluspunkt für mich war die starke Protagonistin. Alex ist kein hilfebedürftiges Mädchen, das darauf bedacht ist, niemanden zu verärgern und bloß nicht aufzufallen. Nein, sie ist eine selbstbewusste junge Frau, die weiß, was sie will und gelernt hat, sich durchzusetzen. Man merkt ihr ihre schwere Vergangenheit deutlich an. Manchmal muss sie sich wieder sammeln, aber sie findet immer einen Weg, was meiner Meinung nach sehr inspirierend ist und ich wünsche mir gerne mehr solche Charaktere. Auch findet man keine überflüssige, gezwungene Romanze, wie sie mich in anderen Büchern oft stört, da Alex sehr selbstständig weiß, sich auf Wichtigeres zu konzentrieren.

Reale Verschwörungen

Die Welt des Romans ist nicht nur geheimnisvoll, sondern besitzt auch wahre Elemente. Die Häuser sind reale Studentenverbindungen und besonders um „Skull & Bones“, einer der ältesten Orden, ranken sich so einige Verschwörungstheorien. Diese Geschichten sind äußerst interessant und es macht Spaß, sich nach „Das neunte Haus“ damit zu beschäftigen.

Abschließend muss ich sagen, dass es nicht das beste Buch der Autorin ist, ich es aber trotzdem weiterempfehlen würde. Insbesondere das Ende war sehr stark und ich bin neugierig, wie es im zweiten Teil weitergeht. Dadurch, dass ich die Welt nun schon kenne, hoffe ich, dass ich nächstes Mal auch weniger Einstiegsschwierigkeiten habe und somit der Anfang ebenfalls nicht so anstrengend wird.

Das neunte Haus. Leigh Bardugo. Übersetzung: Michelle Gyo. Knaur. 2020.

Mehr über Leigh Bardugos Bücher:

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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