Prison Break für Fantasy-Fans

von | 05.02.2018 | Belletristik, Buchpranger

Buchstaplerin Maike hat sich den ersten Teil einer neuen Fantasy-Reihe von Leigh Bardugo vorgenommen. „Das Lied der Krähen“ fesselt durch vielschichtige Charaktere, ein originelles Setting und gleichzeitig düstere und amüsante Action.

Dunkle, neblige Gassen, gefährliche Schatten in den Häfen, hochherrschaftliche Kaufmannshäuser: Das ist Ketterdam. Eine neue Droge auf dem Markt bringt das politische Gefüge aus dem Gleichgewicht. Denn mit der neuartigen Substanz vervielfachen sich die Kräfte der magiebegabten „Grischa“ und die Mächtigen wollen das ausnutzen. Kaz Brekker, der charismatische Chef einer Verbrecherbande, wird angeheuert, um den Erfinder der Droge zu befreien. Der Haken: Dieser sitzt im sichersten Gefängnis, das es gibt. Aber für Kaz gibt es keine unmöglichen Situationen. Mit tollkühnen Plänen und fünf Außenseiter_innen begibt er sich auf die gefährliche Reise.

„Sechs Menschen, aber eintausend Möglichkeiten, wie dieser wahnwitzige Plan schiefgehen konnte.“

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase zieht „Das Lied der Krähen“ seine Leser_innen in die Geschichte. Gerade die Ausgestaltung der jugendlichen Hauptfiguren trägt zu der Sogwirkung bei. Abwechselnd aus der Sicht von fünf Figuren erzählt, ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild über Hintergrundgeschichten, Geheimnisse und Motivationen. Die Diversität der Figuren tut ihr Übriges: Neben Kaz gesellen sich die Spionin Inej, der spielsüchtige Scharfschütze Jesper, die Grischa Nina, der Grischa-Jäger Matthias und der Kaufmannssohn und Bombenleger Wylan zum zwielichtigen Befreiungstrupp. Positiv anzumerken ist auch, dass die Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben und Sexualitäten ausgestattet sind. Mit Inej und Nina werden zudem zwei starke Frauenfiguren eingeführt, die sich gegen Klischees sperren.

Auch Bardugos Worldbuilding fesselt: Mit Schauplätzen, die an Amsterdam und an Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnern, verlässt sie die scheinbar immer gleichen Fantasy-Settings. Die zum Verständnis der Welt notwendigen Informationen sind selten langatmig, im Gegenteil: Meist helfen sie, die Hauptfiguren besser zu verstehen und ihre Handlungen einzuordnen.

Der Roman lebt von seiner straffen Zeitorganisation: Das Einbruchsszenario spitzt sich immer rasanter zu und wartet mit plötzlichen Wendungen und Twists auf. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen: Der Cliffhanger am Ende des Buches macht sofort Lust auf die Fortsetzung. Insofern spiegelt sich hier Kaz‘ Metier: Die Leser_innen fühlen sich mitunter von dem Buch getäuscht, betrogen – aber eben auch sehr gut unterhalten. Schnell, spannend, schlau: „Das Lied der Krähen“ ist mein Tipp für den Winter.

Das Lied der Krähen. Leigh Bardugo. Übersetzung: Michelle Gyo. Knaur. 2017.

 

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Trackbacks/Pingbacks

  1. Rache ist süß – Bücherstadt Kurier - […] wird das Gesche­hen, wie auch schon in „Das Lied der Krä­hen“, abwech­selnd aus der Sicht von Kaz, Inej, Jas­per,…

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner