Ein charismatisch drein blickender junger Mann schaut einen vom Cover an. Mit seinen Locken und seinem wilden Bart kann er nur ernste Absichten haben, da er ja anscheinend sein Äußeres aus Zeitgründen dafür opfern muss. Nicht Che Guevara prangt über dem in goldgelben Lettern geschriebenen Titel „Revolution“ – es ist das Buch von Russell Brand. Bekannt, berüchtigt und begnadigt durch Film und Fernsehen. Allein dieser ironische Akt der Coverwahl lässt einen ins Grübeln kommen.
Russell Brand ist ein recht erfolgreicher Stand-up Comedian aus Großbritannien. Doch „richtige“ Bekanntheit erlangt er vor allem durch Drogen-, Sex und Psychodelic-Exzessen. Mit dieser Tatsache als Hintergrund bewaffnet, muss man schon schmunzeln, wenn man die ersten Seiten liest. Doch die wirkliche Überraschung kommt erst noch: Er scheint es wirklich ernst zu meinen und das macht Russell dem Leser überdeutlich.
Erfrischend frei erzählt er über seine Kindheit und seine Erfahrungen, welchem Wahn der Konsumgesellschaft er selbst erlegen ist. Außerdem welche schwachen Charakterzüge ihn antreiben und gegen welche Dämonen er heute noch kämpft. Unverblümt erzählt er dabei von Drogenkonsum und Erfahrungen, die auch der als Kind angestrebte Wohlstand mit sich bringt und welche Bürde man auf sich nimmt, ständig im Mittelpunkt zu stehen.
Dabei zieht er eine berühmte Galionsfigur nach der anderen aus dem Hut, wie z.B.: Julian Assagne, den er rein zufällig irgendwo in einer Botschaft getroffen und zum Plausch aufgerufen hat. Und genauso liest sich das Buch auch. Es ist ein stetiger Erfahrungsreport von Russell Brand, untermalt mit Anekdoten und einer Aneinanderreihung von Interviews.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass sich die knapp 500 Seiten flüssig und geschmeidig lesen lassen. Die Wortwahl und die farbenfrohe Sprache ist ebenso erheiternd wie manche Erfahrung. Auf der anderen Seite fehlt einem ein wenig die Ansicht vom Autor selbst. Er wirkt dabei wie jemand, der alle guten Ideen aufklaubt, sie in einem bunten Päckchen verpackt und als tolles neues Geschenk präsentiert. Ob das am Ende reicht, muss jeder selbst entscheiden.
Revolution, Russell Brand, Heyne, 2015
0 Kommentare