Nora Mellings „Schattenblüte – Die Verborgenen“ beginnt damit, dass Luisa ihrem Leben ein Ende setzen will, weil sie mit dem Tod ihres Bruders nicht umgehen kann. Nachdem dieser an einer Krankheit gestorben ist, ist sie mit ihren Eltern nach Berlin gezogen, wo diese nun so tun, als sei nichts gewesen. Diese scheinbare Gleichgültigkeit schmerzt Luisa. Sie spricht kaum noch mit ihren Eltern und schwänzt die Schule.
Als sie beschließt Selbstmord zu begehen, hält sie ein fremder Junge namens Thursen auf und nimmt ihr das Versprechen ab, weiterzuleben. Es ist Liebe auf den ersten Blick und Luisa will ihn unbedingt wiedersehen. Doch Thursen versucht sie von sich und dem Lager fernzuhalten, da er sie nicht in Gefahr bringen will. Dort befinden sich nämlich die Verborgenen, die – wie der Klappentext bereits verrät – Werwölfe sind.
Auch wenn Luisa und Thursen sich immer näherkommen, kann man die Gefühle der Protagonisten nicht nachempfinden. Man kann sich nicht in Luisas Lage hineinversetzen und ihre Handlungen verstehen. Unentschlossenheit und Verlustängste plagen sie, weshalb sie immer wieder zu Thursen zurückkommt, obwohl sie jedes Mal meint, sie würde diesmal für immer gehen. Dieses Verhalten ändert sich erst, als sie beschließt ihn zu retten. Denn Thursen verliert langsam, aber scheinbar unaufhaltsam seine Erinnerungen an das menschliche Dasein und wird dabei immer mehr zum Werwolf.
Das Thema Tod wird zwar dramatisch, aber nicht tiefgründig genug dargestellt. So manches Mal verfällt die Protagonistin in Selbstmitleid, und doch lässt es einen beim Lesen kalt, weil das, was Luisa beschäftigt, auf eine so nervtötende Art beschrieben wird, dass man froh ist, wenn das Ende des Buches naht. Da muss man doch tatsächlich an das Zitat von John Osborne denken: „Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte!“
Zeichensetzerin Alexa
Schattenblüte – Die Verborgenen. Nora Melling. Rowohlt. 2010.
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