Alissa Levys illustriertes Sachbuch „Chips im Bett und Yoga im Park“ verspricht im Untertitel „Self Care ganz entspannt“. Das klang für Worteweberin Annika vielversprechend, denn wer will sich schon mit Selbstfürsorge weiteren Stress aufhalsen?
Ratgeber? Lese ich eigentlich nicht. Wenn ich ein Sachbuch zur Hand nehme, dann eines über Natur- oder Gesellschaftsthemen oder ein Kochbuch. Und über Self Care dann auch noch? Ist das nicht einfach nur ein Modebegriff? Vielleicht, aber wenn es Mode ist, auf sich selbst zu achten, kann daran doch nichts verkehrt sein, dachte ich. Und griff zu „Chips im Bett und Yoga im Park“. Seit einigen Jahren habe ich nämlich verlernt, mich selbst im Blick zu behalten. Spätestens seit ich Mama bin, aber auch schon vorher im Studium, war immer weniger Zeit für Punkte, die nicht auf meiner To-Do-Liste stehen.
Nur ein weiteres To Do?
Alissa Levy lädt in ihrem Buch dazu ein, sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die glücklich machen – und herauszufinden, welche das eigentlich sind, ohne Erwartungsdruck. Für sie ist Self Care, Chips im Bett zu essen oder Yoga im Park zu machen (beides Punkte, die für mich momentan eher nicht in Frage kommen):
„Was für die eine von euch nur Krümel im Bett bedeutet, ist für die andere vielleicht genau das Richtige. Achtsamkeit und Zeit für sich selbst sehen für jeden Menschen anders aus. Für mich heißt Self Care am Montag, eine riesige Pizza für mich alleine zu bestellen und am Freitag bedeutet es vielleicht genau das Gegenteil.“ (S. 7)
Von A wie Ausmisten bis Z wie Zuhören führt Alissa Levy durch ein Alphabet des achtsamen Umgangs mit sich selbst. Im Mittelpunkt stehen dabei ihre eigenen Erfahrungen und keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Stattdessen laden Mitmachseiten die Leserinnen und Leser dazu ein, ihre eigenen Antworten zu finden. Welche Zutaten gehören für dich zum perfekten Faulenztag? Wofür bist du dankbar? Kombiniert ist das mit Ausmalbildern und Rezepten.
Bunt illustriert
Je nachdem, wie bewandert man in Sachen Selbstfürsorge ist, kann „Chips im Bett und Yoga im Park“ mehr oder weniger hilfreich sein. Für mich hätte es gerne einen ausführlicheren Einführungsteil über das Konzept Self Care geben dürfen. Trotzdem konnte ich einige interessante Denkanstöße aus der Lektüre mitnehmen, insbesondere im Kapitel „Offline gehen“: Statt ständig die Uhrzeit auf meinem Handy zu checken und „aus Versehen“ nebenbei durch irgendwelche Apps zu scrollen, möchte ich mir wieder eine Armbanduhr zulegen.
Am besten gefallen haben mir an diesem Buch aber die Illustrationen. Eigentlich kein Wunder, denn vorrangig ist Alissa Levy kein Self Care Guru, sondern Illustratorin. Auf den Seiten zeigt sie Tiere (hauptsächlich Katzen), Pflanzen und vor allem Menschen: mit unterschiedlichen Hautfarben, unterschiedlichen Körpermaßen und oft nackt. Völlig entspannt auf der Schaukel, im Goldfischglas oder am Strand machen die abgebildeten Figuren vor, wie man sich in der eigenen Haut wohlfühlt.
Auch wenn mich Alissa Levys „Chips im Bett und Yoga im Park“ nicht vollkommen überzeugen konnte, hat es mich doch dazu motiviert, mich weiter mit Selbstfürsorge zu beschäftigen und herauszufinden, was meine Variante von Chips im Bett sein könnte. Wer ins Thema Self Care hereinschnuppern möchte und Lust auf bunte Illustrationen hat, liegt mit diesem entspannten Ratgeber vielleicht genau richtig.
Chips im Bett und Yoga im Park. Self Care ganz entspannt. Text & Illustration: Alissa Levy. Knesebeck. 2021.
Weiterlesen: „Heute fange ich an“
0 Kommentare