Auf der Suche nach der Motivation

von | 16.02.2024 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

In „Heute fange ich an“ geht die Autorin und Illustratorin Alissa Levy der Frage nach, „Warum […] die Motivation eigentlich eine so miese Verräterin und genauso schnell wieder verschwunden [ist], wie sie da war?“ Eine Frage, die sich Satzhüterin Pia auch oft genug stellt und daher interessiert nach dem Buch gegriffen hat.

Just als ich für eine kleine Reise über Silvester die Tasche packe, erreicht mich das Rezensionsexemplar von „Heute fange ich an“ – spontan packe ich es mit ein und lese es noch auf der Fahrt nach Dänemark zur Hälfte durch. Die zweite Hälfte folgt am ersten Tag im Ferienhaus, so interessant finde ich den Inhalt. Auf fast allen Seiten kann ich etwas entdecken, das eins zu eins von mir hätte stammen können: Kopfchaos und zu viel auf einmal wollen, Pläne und To-Dos aufschreiben und ob der Masse die Motivation verlieren und eher ein „Morgen ist auch noch ein Tag“ vorschieben zum Beispiel.

Ich, die Anderen und der Alltag

Das Buch ist in drei Bereiche unterteilt: „Ich und Ich“, „Ich und die Anderen“ und „Ich und der Alltag“. Vom ersten Sortieren der groben Grundproblematik – beispielsweise dem Chaos und der Ordnung im eigenen Kopf – über die Herausforderungen, die die Komponente „andere Menschen“ mit sich bringt, bis hin zu den Problemen, die uns im Alltag begegnen und uns ordentlich demotivieren können, führt uns Alissa Levy mit Humor und Leichtigkeit durch ihr Buch. Übrigens, wer wie ich zuerst darüber stolpert und sich denkt „Der Esel nennt sich zuletzt“: Nein, hier nicht, hier steht das eigene Ich immer im Vordergrund. Nicht andere oder der Alltag sind das Problem, sondern Änderungen und Umdenken sind immer bei sich selbst nötig. Vor dem Hintergrund ist der sprichwörtliche Esel besser zu verknusen.

„Stolz blicke ich auf meine Liste mit Vorhaben, schließe fest die Augen und warte. Vielleicht kommt die Motivation ja dieses Mal durch den Schornstein, weil ich einen Wunschzettel geschrieben habe.“ (S. 29)

Aufgelockert werden die leicht zugänglichen Texte mit Illustrationen, die eine „cosy“-Atmosphäre schaffen, und überwiegend mit hellen und freundlichen Farben gestaltet sind. Dabei werden nicht nur Tee-Katze-Pflanze-Buch-normschöner-Mensch-Situationen dargestellt, an die der Zeichenstil und die Farbgebung tendenziell erinnern. Stattdessen gibt es auch verschiedene Hautfarben und Körpertypen (allerdings ist dieser Part noch ausbaufähig) in ihren jeweils ganz alltäglichen Situationen oder aber in filigran-inszenierten Szenen, die etwas aus dem Text verbildlichen sollen. Die Menschen (überwiegend Frauen) sind zudem auffallend oft auch nackt dargestellt. Die Darstellungen sind dabei selbstliebeorientiert und nicht anzüglich oder anstößig.

„Hilfe, ich habe frei!“

Insgesamt geht es in dem Buch um sehr viel mehr Themen, als der Titel vermuten lässt. Kapitel wie „Es gibt viel zu fühlen“ oder „Endgegner Kommunikation“ vertiefen Inhalte, mit denen es sich für das Mehr an Leichtigkeit im Leben lohnt, auseinanderzusetzen. Die Inhalte holen Leserinnen wie mich nicht nur mit Situationen ab, in denen man sich so gut wiedererkennt, sondern bergen auch viele Vorschläge, die eine Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen. Das reicht von Fragen, die zur Selbstreflexion anregen, bis hin zu handfesten Tipps, wie Rezept-Karten, die bei der Menüplanung helfen und den Mental Load reduzieren sollen.

Immer wieder gibt Alissa Levy konkrete Listen, Fragen oder Impulse an die Hand, mit Hilfe derer wir eigene Strukturen hinterfragen und im nächsten Schritt optimieren können. Ich behaupte, hier ist für jede*n etwas dabei, für manche mehr, für manche weniger. Aber ein kleiner hinterfragender Blick auf unser Leben – wie der Essensplanung, dem Haushalt und den eigenen Finanzen – kann sich unter Umständen sehr lohnen.

„Heute fange ich an“ ist ein Buch, das man immer wieder in die Hand nehmen sollte. Gewohnheiten ändert man schließlich nicht innerhalb von zwei Tagen Lesezeit.

Heute fange ich an. Alissa Levy. Knesebeck. 2023.

Pia Zarsteck

Pia Zarsteck

Pias Liebe zur Literatur hat sie vor Jahren an die Uni Bremen geführt, wo sie bis zum Masterabschluss Germanistik studierte. Heute ist sie Vorsitzende im Bücherstadt e.V., Mama einer Vierjährigen und beruflich ganz woanders unterwegs - aber immer noch vernarrt in Bücher und Spiele. Ein Leben ohne die Bücherstadt kann sie sich nicht vorstellen.

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