„Starke Heldinnen“

von | 07.11.2022 | #Heldinnen, Digitale Spiele, Specials, Spielstraße

„Starke Heldinnen“, optionale Heldinnen, emotionale Heldinnen – Zeichensetzerin Alexa wirft einen kritischen Blick darauf, wie Frauen in Videospielen präsentiert werden.

Heldinnen in Videospielen, wo seid ihr? Ich suche und warte und erwarte, aber bis heute sind Frauen in Videospielen, die eine größere Rolle spielen als nur die der Hilflosen und Schwachen, eher eine Seltenheit. Aloy („Horizon: Zero Dawn“) und Elli („The Last of Us“) haben uns gezeigt, dass sie als Heldinnen genauso gut funktionieren wie ihre männlichen Kollegen. Aber es reicht nicht. Mir reicht es nicht, um diese wenigen Beispiele zu wissen und gleichzeitig zu beobachten, wie unterrepräsentiert sie sind. Aber die Lösung ist nah.

Eigene Held*innen kreieren?

Das Problem mit der Quote lässt sich scheinbar einfach beseitigen, denn die Lösung lautet: Charakter-Editor. Ich will eine Frau spielen? Dann bastele ich mir eine. Ich will mehr Diversität? Dann passe ich meine*n Held*in an. Natürlich sind meine Möglichkeiten begrenzt, aber zumindest habe ich mit einem Charakter-Editor die Wahl zwischen Frau und Mann. Das ist schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Aber auch das reicht mir nicht.

Ja, ich habe große Ansprüche. Aber denkt doch mal an all die vielen Videospiele, in denen wir Männer spielen, in den verschiedensten Rollen und Genres und wie selbstverständlich es ist, dass es ein Mann sein muss, wenn es ums Kämpfen geht: „Zelda“, „The Witcher“, „God of War“, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Warum müssen wir uns damit zufriedengeben, die Frau als Heldin optional wählen zu können? Wie viele Spieler*innen entscheiden sich dann tatsächlich für eine Frau? Und wie viele wählen bewusst oder unbewusst einen Mann?

Stark, schwach usw.

Und damit wären wir bei einem Punkt, der noch immer ein großes Problem darstellt: Geschlechterstereotype. Während es vollkommen auszureichen scheint, Männer als Helden zu bezeichnen, muss die Stärke bei Frauen erst noch betont werden. Aloy ist also nicht einfach nur eine „Heldin“, sondern eine „starke Heldin“. Der Begriff „Heldin“ wird im Gegensatz zu „Held“ nicht gleichgesetzt mit Stärke.

Dass Frauen und Männer nicht gleichgestellt sind, wird auch an den Rollen deutlich, in denen sie sich befinden. Viele Heldinnen in Videospielen sind abhängig von Männern oder in einer Handlung, in der es um Emotionen beziehungsweise das Gefühlsleben geht: „Florence“, „Gris“, „Lost Words“, „Sea of Solitude“ … Frauen übernehmen also eher die Rolle der Emotionalen.

Sicher ist sicher

Heldinnen so darzustellen, dass es keine Kritik regnet, kann herausfordern – und so geht man lieber auf Nummer sicher: einfach mit Avataren arbeiten, denen kein Geschlecht zugeordnet werden kann. Das hat viele Vorteile. Dazu gehört, dass die Körperlichkeit in den Hintergrund und die Story in den Vordergrund rückt. Ich kann einfach eintauchen in eine Welt voller Abenteuer, ohne mir Gedanken über die Rolle der Held*in zu machen. Aber dies ändert nichts am eigentlichen Problem, nämlich der mangelhaften Diversität in Videospielen. Mir bleibt nur zu hoffen und warten und erwarten, dass Heldinnen in Videospielen immer präsenter werden. Und da bin ich, trotz all meiner Kritik, ganz zuversichtlich.

[tds_info]Wer mehr über Körperlichkeit in digitalen Spielen erfahren möchte, kann gerne hier vorbeischauen.[/tds_info]

[tds_note]Ein Beitrag zur Themenreihe „Heldinnen in Videospielen“. Vom 7. bis zum 13. November 2022 stellen wir euch in der Spielstraße Spiele mit weiblichen Hauptrollen vor. Hier werden alle Beiträge gesammelt. Wir wünschen allen viel Freude beim Lesen und sind gespannt auf eure Kommentare![/tds_note]

Alexa Sprawe

Alexa Sprawe

Alexa ist als Chefredakteurin an den verschiedensten Orten der Bücherstadt anzutreffen, vor allem dort, wo die Redaktionsmitglieder an neuen Ideen tüfteln, ein kritischer Blick auf Texte gefragt ist oder es um Gestaltungsfragen geht. Sie hat Germanistik und Kunst-Medien-Ästhetische Bildung an der Uni Bremen studiert und den Bücherstadt e.V. mitgegründet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Halle an der Saale und ist als freiberufliche Kunst- und Medienpädagogin in unterschiedliche Projekte eingebunden.

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