Tragödie im finnischen Bürgertum

von | 09.10.2015 | Belletristik, Buchpranger

„Hiltu und Ragnar“ ist ein Kurzroman des finnischen Autors Frans Eemil Sillampää. Hiltu entstammt seiner Erzählung „Frommes Elend“, welche er 1919 verfasst hatte. 1923 verfolgt er in literarischer Form das Schicksal Hiltus bis zu ihrem tragischen Höhepunkt weiter. 2014 wird „Hiltu und Ragnar“ von Reeta Karjalainen übersetzt. – Von Bücherbändigerin Elisabeth

Hiltu ist ein einfaches Mädchen, das in die Stadt geschickt wird, um dort als Dienstmädchen in einem strengen, gutbürgerlichen Haus zu arbeiten. Die eher misstrauische Hausherrin findet Gefallen an dem jungen und naiven Mädchen, sodass sie es wagt, für ein paar Tage außer Haus zu reisen. Ihr lebenshungriger, aber überbehüteter Sohn Ragnar bleibt allerdings zu Hause. Er giert nach Abenteuern und Lebenserfahrung, während sich Hiltu in ihrem jugendlichen Unwissen vorsichtig aber unaufhaltsam in der Leidenschaft des jungen Mannes verfängt. Schlussendlich ist es auch ihr Unwissen über die Natürlichkeit des Lebens, welches der Erzählung bald eine tragische Wendung verleiht.

Sillampää beschreibt das Wesen seiner Akteure in sehr menschlicher Art und Weise, durchleuchtet deren Beweggründe und Handlungen mit fast schon psychologischem Feingefühl. In seiner kaum 100 Seiten langen Geschichte bedient er sich keiner Ausschweifungen und Ausschmückungen, erzählt den Fortlauf der sich zuspitzenden Tragödie in schöner und direkter Sprache. Es fällt nicht schwer, mitzufühlen, zu verstehen, warum Hiltu so handelt und versucht bis zuletzt, das Schicksal abzuwenden, das Hiltu unweigerlich ereilen muss.

Hiltu und Ragnar. Frans Eemil Sillampää. Übersetzung: Reeta Karjalainen. Guggolz-Verlag. 2015.

 

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