Tratsch im Mehrparteienhaus

von | 21.10.2023 | Belletristik, Buchpranger

Radiomoderator Andreas Altenburg hat mit „Man darf ja wohl noch fragen“ den zweiten Roman aus seiner Ralf Prange-Reihe veröffentlicht. Protagonist Prange stellt sich innerhalb der Geschichte als schwierigen Charakter dar, mit dem Seitentänzerin Michelle-Denise ihre Schwierigkeiten hatte.

Peter Prange wohnt seit seiner Geburt in einem Mehrfamilienhaus in Barmbek-Süd und hatte eigentlich nicht vor, etwas an diesem Zustand zu ändern. Als jedoch der Vermieter wechselt, muss Prange nervige Wohnungsbesichtigungen über sich ergehen lassen. Eigentlich will er doch nur seine Ruhe haben, aber in der Nachbarschaft ist immer etwas los.

Altenburgs Protagonist Ralf Prange lebt in einer skurrilen Hausgemeinschaft mit insgesamt zehn Parteien. Von einer lauten WG über eine alleinstehende alte Dame und einem streng ökologisch lebenden Junggesellen bis hin zum ständig streitenden Pärchen oder einer multikulturellen Familie – die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses bieten allerhand Konfliktpotential.

Anhand dieser einleitenden kurzen Beschreibungen der Nachbarn habe ich mich auf ein kurzweiliges Leseerlebnis aus Hamburg gefreut. Es kam aber anders als erwartet. Ich brach die Lektüre des Buches nach vier Kapiteln ab.

Prange empfand ich als äußerst anstrengenden Protagonisten. Stets in seinen Erinnerungen schwelgend, fiel es mir schwer, die jeweils aktuelle Handlung zu verfolgen. Vergangenheit und Gegenwart waren durch die plötzlichen Zeitsprünge oft schwer auseinanderzuhalten. Prange hat viel zu erzählen und scheint stets genervt von allem und jedem in seinem Umfeld zu sein. Seien es die Angestellten im Postshop, die die Retouren nicht so stapeln, wie er es sich wünscht, oder seine Schwester Silke, die nicht so handelt, wie er es tun würde. Es gibt immer einen Grund sich zu ärgern und selbstverständlich liegt das immer an den anderen. Diese negative Grundstimmung begann mich bereits auf den ersten Seiten zu stören, aber dennoch wollte ich dem Roman noch eine Chance geben. Vielleicht lag es ja nur daran, dass ich den ersten Band dieser Reihe nicht kannte und mir die Vorgeschichte fehlte.

Letztendlich beendete ich das Buch vorzeitig, weil ich einfach nicht den Humor des Protagonisten teilen konnte. Ich wurde nicht warm mit Prange und seinen plumpen Witzen, über die ich nicht lachen konnte. Ebenso wie er genervt von den Menschen in seinem Umfeld ist, so war ich es wohl auch irgendwann von ihm. Sicherlich gibt es Menschen, die sich an dieser Geschichte erfreuen und den Humor teilen, aber mir war es nicht möglich.

Man darf ja wohl noch fragen. Andreas Altenburg. Rowohlt. 2023.

Michelle-Denise Oerding

Michelle-Denise Oerding

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