Typisch Künstler: Armut, Liebschaften und Berühmtheit erst nach dem Tod

von | 15.11.2017 | Filme, Filmtheater

Der zu bestreitende Lebensweg eines Künstlers ist meist hart und steinig; damals wie heute. Auch der bedeutende französische Maler Paul Gauguin (1848 – 1903) hatte es nicht leicht. Geschichtenzeichnerin Celina hat sich seine aktuelle Filmbiografie von Regisseur Edouard Deluc auf großer Leinwand angesehen.

Paul Gauguin wurde am 7. Juni 1848 in Paris geboren und starb am 8. Mai 1903 in Atuona auf Hiva Oa (Französisch-Polynesien). Der autobiografische Film befasst sich ausschließlich mit seinem Werdegang Anfang der 1890er Jahre. Hier beschließt er, trotz seiner Familie – bestehend aus seiner Frau und fünf Kindern – alleine nach Tahiti zu gehen. Er stellte sich dort ein exotisches Paradies vor, in dem er in Ruhe malen und ein ursprüngliches, glückliches, kostenfreies Leben würde führen können. Doch weit gefehlt: Das Land ist nun geprägt von der Christianisierung, dem Handel und der Kolonialherrschaft – Tahiti ist seit 1880 französische Kolonie. Die Missionare unterdrücken alte Traditionen und Religionen. Zudem ist man hier nun ebenso vom Geld abhängig, sodass Gauguin auch in Tahiti weiterhin in Armut lebt.

Gauguin geht ins Dorf Mataiea, wo er die 13-jährige Tahitianerin Tehura kennen lernt und mit ihr kurz darauf in einer Beziehung zusammenlebt. Tehura steht ihm häufig Modell; generell sind die Gemälde mit ihrem Motiv heutzutage wohl die bekanntesten des Malers. Landschaftlich gibt Gauguin nicht das Tahiti wieder, was ihn zu jener Zeit umgibt, sondern die farbenprächtige, exotische Welt, die er sich erträumte. Ebenfalls fertigte er in den 1890er Jahren Holzschnitte an, wovon einige im Film zu sehen sind.

Stilistische Mittel des Films

Der in Frankreich produzierte Film erzählt seine Geschichte langsam. Jeder Ort, an dem sich Gauguin aufhält, ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet, sodass ein grandioses Bühnenbild entsteht. Das lässt den präsentierten biografischen Raum authentisch wirken. Vor allem die tahitianischen Landschaften sind wunderschön in Szene gesetzt. Die Entstehung von Gauguins Werken ist ebenso realistisch wiedergegeben wie Vincent Cassel („Die Purpurnen Flüsse“, „Blueberry“) authentische Darstellung des Malers selbst. Gerade seine Verzweiflung und seine trotzdem vorhandene innere Willensstärke werden überzeugend vermittelt. Auch Schauspielerin Tuheï Adams, die hiermit ihr Filmdebüt gibt, spielt ihre Rolle der Tehura überzeugend. Allerdings wirkt sie um einiges älter als 13 Jahre. Da ihr Alter im Film auch nicht erwähnt wird, erscheint Tehuras Beziehung zu Gauguin, nach recherchieren des tatsächlichen Alters, in einem anderen Licht.

Wissenswertes über Gauguins Kunst

Gauguin war Mitbegründer des Synthetismus und wurde zu einem Wegbereiter des Expressionismus. Der Synthetismus ist eine Kunstrichtung innerhalb der post-impressionistischen Kunst. Diese kann als eine Gegenbewegung zum Pointillismus gesehen werden. Sie wurde um 1888 begründet von Künstlern wie Paul Gauguin, Émile Bernard und Louis Anquetin. Die synthetistischen Künstler strebten einerseits danach, die äußerlichen Erscheinungen der Natur sowie die Gefühle, die diese im Künstler auslösen, in den Werken aufzugreifen. Andererseits sollten Linie, Farbe und Form ästhetisch einbezogen werden. Expressionistische Anleihen lassen sich bei Gauguin etwa in den relativ markanten Formen finden.

Abspann

Der seit dem zweiten November laufende Kinofilm präsentiert einen Künstler, der Vertrauen in sich selbst zeigt und in die Kunst, welche er erschafft. Allerdings sollte bedacht werden, dass hier nur ein bestimmter Lebensabschnitt von Gauguin beleuchtet wird – vielleicht der künstlerisch prägendste. Alle Kunstliebhaber oder Freunde ästhetisch schöner Filme, werden bei Gauguin auf ihre Kosten kommen.

Gauguin. Regie: Edouard Deluc. Darsteller: Vincent Cassel, Tuheï Adams et al. StudioCanal. Frankreich. 2017.

Bücherstadt Magazin

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