Vom mordenden Pflanzenmuffel zum Zimmerdschungelexperten?

von | 10.10.2019 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Foto: Bücherstädterin Kathrin

Wäre es nicht traumhaft, den eigenen Zimmerdschungel immer weiter und weiter wachsen zu lassen und das praktisch für lau? Wie das geht, lest ihr in dem Buch „Plant it – Love it! Zimmerpflanzen erfolgreich teilen“ von Caro Langton und Rose Ray nach. Bücherstädterin Kathrin – ehemaliger Pflanzenmuffel – hat das Buch einmal genauer unter die Lupe genommen und auch gleich praktisch getestet.

Zunächst einmal möchte ich eine Beichte ablegen: Ich hatte nie einen grünen Daumen. Pflanzen schienen bei mir nie glücklich zu sein. Sogar einen vermeintlich unkomplizierten Kaktus habe ich zugrunde gerichtet. Er ist eines Tages mit Wurzeln tot aus dem Topf gekippt – ein Trauerspiel, ich weiß, und der Grund dafür, warum ich mich vor Jahren dazu entschloss, keine wehrlosen Zimmerpflanzen mehr zu massakrieren.

Doch vor einiger Zeit überkam mich dann der starke Wunsch nach ein wenig Grün in meinem bescheidenen Heim. Sollte ich es wirklich wagen, in weitere Opfer zu investieren? Nun, einen letzten Versuch werde ich starten, dachte ich mir. Wenn das nichts wird, dann war es das mit mir und den Zimmerpflanzen.

Tag 87 und noch keiner verstorben …

Nach meiner erfolgreichen Pirsch und wohlüberlegten Auswahl an neuem Grünzeug läuft es ganz gut, denke ich. Was soll ich sagen? So etwas wie Tag 87 und noch keiner verstorben, trifft es wohl am besten. Immer noch alles grün! Mittlerweile bin ich optimistisch. Nennt mich verschroben und merkwürdig, aber meine Bindung zu den neuen Mitbewohnern ist mit ihrem Nicht-Ableben sehr gewachsen und so haben einige Pflanzen bei mir individuelle Namen bekommen. Es gibt zum Beispiel die Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia) Chuck, meine Peperomia Raindrop heißt Udo, es gibt eine Monstera deliciosa namens Sully und eine kleine Bergpalme (Chamaedorea elegans) mit dem unfassbar kreativen Namen Palmela. Und dies sind nur einige meiner neuen Grünlinge.

In meiner Zuversicht ziehen immer weitere Pflanzen bei mir ein und bisher hat keine einzige das Zeitliche gesegnet. So überlege ich nun, wie ich meinen ganz persönlichen Dschungel erweitern kann. Doch die teilweise recht hohen Preise für neue Pflanzen lassen mich stirnrunzelnd zurück. Was das wieder kostet, denke ich mir. Warum also nicht mit dem Material arbeiten, das schon zur Verfügung steht?

Bücher vermitteln ja bekanntlich Wissen und so rüste ich mich mit allerhand Lektüre aus, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Einige Bücher sind hilfreich, andere weniger. Ein großartiges und besonders hervorzuhebendes Buch, das mich von nun an im Projekt Pflanzenvermehrung unterstützen wird, stelle ich euch hier vor.

Plant it! Love it!

Und hier kommt das wundervolle Buch „Plant it – Love it!“ von Caro Langton und Rose Ray ins Spiel. Die beiden Autorinnen widmen den gesamten Inhalt der Vermehrung von Zimmerpflanzen. Wer an dieser Stelle an komplizierte Bestäubung und dergleichen denkt, liegt falsch, denn es geht viel einfacher. Es werden zahlreiche Verfahren genau beschrieben und durch Bilder unterstützt, die selbst einen Neuling wie mich dazu ermuntern, es einfach mal zu versuchen.

Wer hätte gedacht, dass es so viele Optionen gibt, zu Hause aus seinen bereits vorhandenen Pflanzen neue zu ziehen? Die klassische Bewurzelung in Substrat wie auch die Wasserbewurzelung kann je nach Pflanze auf verschiedenste Weisen durchgeführt werden. So besteht natürlich die Möglichkeit, Stecklinge zu schneiden. Je nach Pflanzenart sind zum Beispiel Kopf-, Blattstiel-, Blattader- oder Blattstückstecklinge möglich. Des Weiteren lassen sich manche Pflanzen einfach teilen. Einige Pflanzen produzieren auch ganz ohne unser Zutun Ausläufer, Ableger und Kindel. Neben diesen genannten Verfahren werden noch diverse weitere von den Autorinnen erläutert und vorgestellt.

Was für Stecklinge? Hilfe! Wo genau soll ich jetzt das Messer ansetzen?

Das klingt aber kompliziert, wird hier bestimmt der eine oder andere denken. Aber keine Angst, hier gilt das Motto: Nicht gleich die Flinte oder besser gesagt die Rosenschere ins Korn werfen, denn alle Verfahren werden Schritt für Schritt genau erklärt. Zusätzlich werden diese von Fotos begleitet, die deutlich zeigen, wie vorgegangen werden sollte. Außerdem gibt es eine sehr hilfreiche Pflanzenvermehrungstabelle, die die gängigsten Pflanzenarten auflistet und die jeweilige beste Form der Vermehrung vorschlägt. Des Weiteren werden viele nützliche Tipps zum Beispiel zu den besten Gießmethoden gegeben oder Anleitungen zu diversen DIY-Projekten vorgestellt. So muss man für einen selbstbewässernden Topf nicht etwa unnötig viel Geld ausgeben, sondern kann ihn mit einigen Mitteln selbst bauen.

Auch auf Abfallvermeidung und Recycling wird eingegangen. Für einen guten Bewurzelungsstart braucht es nicht immer chemische Mittel. Auch im Küchenschrank lassen sich Dinge finden, die den Pflänzchen helfen können. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Zimt ein ganz hervorragender Wurzelbeschleuniger sein kann? Wie Zimt dabei genau verwendet wird, wird ebenfalls mit weiteren Fotos verdeutlicht, die das gesamte Buch und die Anleitungen ausgezeichnet unterstützen.

Die Autorinnen wissen, wovon sie sprechen, denn sie führen am Broadway Market im Osten von London einen kleinen Laden, in dem sie allerlei exotische Zimmerpflanzen anbieten. Ich kann den beiden definitiv nur zustimmen, wenn sie sagen, dass ein Leben mit Grün zweifellos ein besseres sei. Die in diesem Buch verwendeten Tricks und Kniffe sind bereits von den beiden erprobt und verfeinert worden.

© Erika Raxworthy (Fotos) aus: Plant it – love it!, Gerstenberg Verlag, 2019

Mach doch einfach malBisherige Erfolge?!

Das Buch und vor allem seine Autorinnen schaffen es, mich als ehemaligen Pflanzenmuffel zu motivieren, es einfach mal selbst zu versuchen. Und genau das habe ich auch getan. Bisher habe ich die einfachste der Methoden – die Wasserbewurzelung – ausgetestet und erziele damit erste Erfolge. Die Pflänzchen sehen auch nach einigen Wochen noch frisch und lebendig aus und zeigen kleine Würzelchen. Dies ist für einen ungeduldigen Menschen wie mich eine wunderbare Methode, denn durch das durchsichtige Schokocremeglas (dem dadurch ebenfalls zu einem zweiten Leben verholfen wird) kann ich immer wieder nachschauen, ob meine Bemühungen Früchte tragen.

Das Kindel einer Sukkulente ist bereits deutlich gewachsen. Es hat im Substrat gewurzelt (zumindest gehe ich sehr stark davon aus, da es innerhalb kürzester Zeit wie verrückt gewachsen ist und nicht wie mein damaliger Kaktus – eine kurze Schweigeminute – wieder aus dem Topf kippte), ebenso wie das Kindel zweier Grünlilien, die sich bester Gesundheit erfreuen.

Der Beginn einer grünen Ära

In Zukunft werde ich weitere Verfahren aus diesem Buch testen, für die einige meiner Pflanzen aber zu klein sind und noch etwas Zeit benötigen. Ebenso freue ich mich auf fortgeschrittenere Techniken wie das Abmoosen. Ich blicke meiner Zimmerpflanzenkarriere positiv entgegen – das wird der Beginn einer grünen Ära – und bin gespannt darauf, meinem Wohnungs-Dschungel beim Wachsen zuzusehen. Dieses wundervolle Buch wird mich mit seinen hilfreichen Tipps und Tricks auf diesem Weg definitiv unterstützen – eine klare Empfehlung für alle mit und auch ohne grünen Daumen.

Also ran an die Pflanze – versucht es doch einfach mal selbst!

Plant it – Love it! Zimmerpflanzen erfolgreich teilen und vermehren. Caro Langton, Rose Ray. Aus dem Englischen von Anke Albrecht. Gerstenberg. 2019.

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner