Was Verlage von neuen Autoren erwarten, erklärte uns Sabine Ebert, Bestsellerautorin für Historienromane und praktizierende Walter-Scott-Expertin, im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Leipziger Buchmesse. Bücherstädter Paul hat sich die Diskussion angehört.
Sabine Ebert beginnt ihre desillusionierende Arbeit sofort. Rückbindung an die graue Realität ist leider notwendig, wenn man sich jahrelang als Autor einen Palast in Form eines Romans gezimmert hat. Als angehender Schriftsteller sollte man ein bis zwei Jahre für die Verlagssuche einplanen. Außerdem sollte man auch Fortuna auf seiner Seite haben. Es läge nicht an der Bösartigkeit der Verlagshäuser – nur zum Teil ˗ aber es ist der Tatsache verschuldet, dass Verlage im Schnitt mit 3000 Manuskripten im Jahr geflutet werden. Diese werden nicht gelesen, außer das Exposé erregte Aufmerksamkeit.
Um ihre Aufgabe Bücher zu drucken leichter erfüllen zu können, verlangen Verlage folgendes: Das bereits erwähnte Exposé sollte einen kurzen Abriss der Handlung darstellen, ein „Warum genau diesen Text drucken“, ein „Was unterscheidet ihn von den anderen Texten?“ und somit den geplanten Umfang der ganzen Erzählung enthalten. Eine Vita sollte außerdem beigelegt werden, bei der man eventuelle Vorkenntnisse erwähnt, wie journalistische Tätigkeiten, Ghostwriterschaften für die letzten 1000 Krimis von X oder ähnlichem. Dem Umstand der Überlastung der Verlage ist es auch verschuldet, dass oft nicht einmal ablehnend geantwortet wird. Nach der ersten Absagewelle sollte man zuerst einmal seine Wunden lecken und es dann im Abstand von ungefähr einem halben Jahr erneut in Angriff nehmen.
Dies waren die Tipps, die Frau Ebert für Fortgeschrittene gab, also Personen, die bereits über ein Manuskript verfügen. Danach gab sie auch noch Hinweise für diejenigen, die gerade mit der ernsthaften Beschäftigung als Schriftsteller beginnen. Sie lassen Träume platzen. Schreiben ist eine harte Arbeit und erfordert viel Zeit, oft Jahre, bis ein Manuskript fertig ist, falls man nicht gerade Fjodor Dostojewski ist. Bevor man sich ans Schreiben wagt, sollte man tausende Bücher lesen. Nichts Neues im Westen. Sie bestätigt damit, dass es noch nie einen großen Autor gab, der nicht auch ein großer Leser war.
Es sind aber auch noch andere Vorarbeiten zu tätigen. Genaue Recherche in verschiedenen Genres, wie Historienromanen, Krimis, Science-Fiction etc. bleibt einem nicht erspart. Auch im Bereich der Fantasy wollen die Welten in sich logisch gestaltet sein. Die Fans werden dem angehenden Erfolgsschriftsteller den erholsamen Schlaf des Homers nicht gönnen. Entgegen der landläufigen Meinung, nicht jeder Autor mit Schreibblockade aus Main wird vom Bösen heimgesucht, sind Autoren langweilige Menschen. Der Erstling sollte nicht zu stark autobiographisch inspiriert sein. Die Blüte des Surrealismus ist vorüber und daher rät die Bestsellerautorin auch davon ab, berauscht von Genussgiften zu arbeiten. Solltest Du, lieber Leser, jedoch Ernest Hemingway oder Hunter Stockton Thompson sein, ignoriere bitte diese Hinweise und gestatte mir die Frage: Warum suchst Du einen Verlag?
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