Weihnachten in vergangenen Zeiten

von | 14.12.2023 | #litadvent, Belletristik, Buchpranger, Specials

Pferdeschlittenfahrten und Schlittschuhlaufen, weihnachtliche Vorbereitungen, leuchtende Kinderaugen: Das Büchlein „Weihnachten bei Goethe“ stimmtGeschichtenbewahrerin Michaela auf Weihnachten ein.

In diesem Büchlein wird von den Weihnachtsfesten Goethes berichtet. Seine Kindheit in Frankfurt, die Studentenzeit in Leipzig, zwei Jahre in Rom und schließlich in Weimar.

Werner Völker hat Auszüge aus Briefen Goethes und Briefen und Berichten der Familie des Dichters und seiner Weggefährten und Weggefährtinnen zusammengetragen. Ergänzt hat er das dünne Buch mit Bildern von Orten und Personen, die mit Goethe in Verbindung standen, und einige Gedichte hinzugefügt. Das Bild „Die Stadtschlittenfahrt am Jakobsplan“ auf dem Einband macht einen anheimelnden Eindruck. „Weihnachten bei Goethe“ führt die Leserinnen und Leser in die Zeit der Weimarer Klassik und versprüht den Zauber vergangener Weihnachten.

„Kinder müssen Komödien haben und Puppen.“

Weihnachten war für die Familie Goethe immer eine besondere Zeit. Schon als Kind erlebten Johann Wolfgang von Goethe, seine Schwester Cornelia und sein früh verstorbener Bruder Hermann Jacob herrliche Weihnachtsfeste bei der Großmutter. Unvergesslich blieb Goethe das Weihnachten, an dem die Geschwister ein Puppentheater geschenkt bekamen. Das hat die Kinder sehr beeindruckt und jahrelang wurde es erweitert, die Puppen ergänzt und immer neue Geschichten erfunden.

Als Student in Jena feierte Goethe amüsante Weihnachten und in Rom erlebte er katholische Gottesdienste zu Heiligabend. Er war zu protestantisch geprägt, um den Riten etwas abgewinnen zu können.

Später in Weimar fehlte es auch nicht an Weihnachtsschmuck, gutem und reichlichen Essen, Wein und Geschenken – und Gästen, die zum Fest eingeladen wurden. Goethe war ein großer Kinderfreund und sie waren für ihn das Wichtigste an Weihnachten. Ihre leuchtenden Augen, ihr Lachen und ihre Freude beim Auspacken und hingebungsvollem Spielen mit ihren Geschenken erfreuten Goethe. Im Jahr 1800 schenkte er seinem Sohn August auch ein Puppentheater, das er mit einem ehemaligen Diener hergestellt hatte. Die unterschiedlichsten Szenerien mit den vielen Requisiten boten seinem Sohn unbegrenzte Möglichkeiten und er war begeistert. 1829 macht Goethe seinen Enkeln Wolfgang und Walther (Enkelin Alma war noch zu klein), ein ganz außergewöhnliches Geschenk: eine Spielzeugeisenbahn aus England. Es war so besonders, weil in Deutschland die erste Eisenbahn erst 1835 fuhr.

Doch so sehr Johann Wolfgang von Goethe Kinder liebte und Weihnachten ihn freute, war es für ihn ein Arbeitstag. Nach der Bescherung und dem Essen zog er sich nicht selten am Abend mit einer Flasche Wein in sein Arbeitszimmer zurück. Weihnachten findet sich immer wieder in seinen Werken, wie in „Die Leiden des jungen Werthers“ oder „Wilhelm Meisters Lehrjahre“.

„Goethes Geist war anwesend. Das genügte.“

Nach Goethes Tod 1832 lud seine Schwiegertochter Ottilie, die bei ihrem Schwiegervater lebte, ihn pflegte und bei seiner Arbeit unterstützte, Gäste zu Heiligabend ein. Der Bildhauer Franz Woltreck schrieb in seinen Erinnerungen: „Goethes Geist war anwesend. Das genügte. Im Jahr darauf wurde das Haus von der Familie für Besucher geschlossen.“

Weihnachten bei Goethe. Werner Völker. Insel Verlag. 2018.

Michaela Kieckheim

Michaela Kieckheim

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