5. Türchen

von | 05.12.2014 | #litkalender, Kreativlabor

Der lustige Hase und seine Freunde

von Nana Adamia-Churzilava

Vögel sitzen auf wunderschönen Bäumen und pfeifen ihre Melodien. Ein Igel sucht nach klitzekleinen Äpfeln und duftigen Blumen. Ein Hase läuft und springt auf dem grünen, weichen Gras herum. Ein Eichhörnchen sitzt auf dem Tannenbaum und webt eine Jacke. Und der Bär in seinem Haus schläft süß.
Alle gehen unterschiedlichen Tätigkeiten nach. Jeden Morgen macht sich der Igel auf den Weg, um wilde Äpfel zu sammeln. Das Eichhörnchen webt immer Hüte, Taschen, Kleidung für die Tiere. Es ist sehr klug und fleißig. Der Bär hat einen Teppich vom Eichhörnchen bekommen und er ist sehr zufrieden. Der lustige Hase läuft immer hin und her. Er kann nicht an einem Ort bleiben, läuft ständig davon. Aber in den tiefen Wald zu gehen traut er sich nicht, weil er große Angst hat. Dabei hegt er den tiefen Wunsch, in den weiten Wald zu erkunden. Dort blühen kunterbunte Blumen und fantastische Schmetterlinge fliegen umher. Alles ist schön, die Sonne scheint, der Hase sitzt da und genießt diese Vorstellung.
Der Igel, das Eichhörnchen und die Vögel beobachten den Hasen. Sie wissen um seinen Wunsch, in den Wald gehen zu wollen.

„Was nun?“, fragt der Igel und die anderen schütteln den Kopf. „Was können wir tun?“ Alle beginnen, darüber nachzudenken.
Da fällt dem Igel ein: „Wollen wir alle gemeinsam gehen?“
„Das ist super“, sagen die anderen und gehen mit.
Der Hase freut sich. Im Gras ruht er sich aus, begrüßt die Blumen und atmet ihren süßen Duft ein. Die Sonnenstrahlen berühren die Tiere. Die Bäume rascheln und erzählen alte Geschichten. Hin und her geht der Hase. Als er weiter weg wieder den Blick hebt, ist das Feld noch immer bewegend, die Vögel zwitschern und klatschen, es erklingen wunderschöne Stimmen. Doch plötzlich fällt vom Himmel ein Schatten auf die Erde. Die Stimmen verstummen, Ruhe kehrt ein. Dem Hasen wird unheimlich. Er schaut sich um, kann die anderen Tiere nicht mehr entdecken.

„Wo ist denn der Hase?“, fragen sich die Tiere bald.
Der Igel sagt: „Keine Angst, unser Hase ist mutig und wird bald wieder nach Hause kommen!“ Das beruhigt die anderen Tiere.

Aber der Hase hat Angst. „Wo bin ich?“, flüstert er. Wahrscheinlich sind die anderen jetzt traurig und besorgt, denkt er. Dann hört er einen Laut. „Bum, Bum“, macht es. Plötzlich ist alles finster, weder Sonne noch Mond scheinen am Himmel.
„Oh, Häschen, Häschen“, hört der Hase jemanden sagen. Der Hase erstarrt, zitternd flüstert er: „Ich… ich…“
„Keine Angst, ich bin der Bär!“ Der Hase blickt sich um und ist erleichtert, als er den Bär erkennt.
„Bitte komme in mein Haus und morgen kannst du nach Hause gehen. Jetzt ist es dunkel und gefährlich“, sagt der Bär. Der Hase geht mit ihm in seine Höhle. Aber die anderen Tiere suchen und suchen, alle mit Tränen in den Augen.
Da fällt dem Eichhörnchen ein: „Wollen wir zum Bär gehen und ihn um Hilfe bitten?“ Die anderen sind einverstanden.
Als sie sich dem Bärenhaus nähern, sehen sie Licht. Das Eichhörnchen klopft an die Tür und der Bär öffnet sie.
„Was ist denn los, liebes Eichhörnchen?“, fragt er, als er die traurigen Tiere sieht.
„Oh, Herr Bär, wir sind…“
„Was ist los?“, fragt der Bär nochmal, als das Eichhörnchen nicht weiterspricht.
„Wir sind die Freunde vom Hasen. Er ist verschwunden…“ Wieder weinen die Tiere.
Der Bär aber beruhigt die Tiere: „Oh, der Hase! Ich habe ihn im Wald gesehen und habe ihn mitgenommen. Es war dunkel und gefährlich da draußen.“
Die Tiere freuen sich, das zu hören.
„Ihr seid gute Freunde, wenn ihr euch so um ihn sorgt! Kommt doch rein!“, sagt der Bär. In seiner Höhle bietet er seinen Gästen süßen Honig an. Alle sind zufrieden. Dann gehen sie nach Hause und singen fröhliche Lieder. Und alles ist wieder wie immer.

Der Igel ist fleißig,
das Eichhörnchen klug.
In der Luft singen Vögel Lieder,
und der Hase läuft hin und her.

Über die Autorin:
Nana Adamia-Churzilava lebt mit Mann und Tochter (8 Jahre) in Georgien. Sie hat Germanistik studiert, ihren Doktor in Philologie gemacht und sich mit georgischer und deutscher Literatur befasst. Sie schreibt Lyrik, Essays, Kindererzählungen und Märchen.

Bild: Lara

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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