Wortklauberin Erika hat Julian Barnes‘ „Flaubert’s Parrot“ gelesen und ihre Gedanken in deutscher und englischer Sprache niedergeschrieben.
Man sagt, Flaubert hätte einen Papagei namens Loulou gehabt, der ihm in den letzten Jahren in Croisset Gesellschaft geleistet habe. Durch Zufall findet der Geschäftsmann Geoffrey Braithwaite heraus, dass da etwas falsch läuft: Es gibt zwei ausgestopfte „Loulous“ in Frankreich und um nun herauszufinden, welcher der richtige ist, begibt er sich auf eine Reise durch die Lebensgeschichte des französischen Schriftstellers Flaubert.
In 15 Kapiteln, die sich um den Protagonisten Geoffrey Braithwaite drehen, geht es eigentlich viel mehr um die Kunst, der eigenen Realität zu entfliehen: Geoffrey besucht Flauberts Heimathäuser in Rouen und Croisset und findet heraus, dass sich die ausgestopfte „Loulou“ in zwei Museen befindet. Die Besessenheit mit der sich Geoffrey auf die Suche nach der echten „Loulou“ begibt, führt die Leser auf einen ironischen, sehr kreativen Pfad durch Flauberts Briefe, Stimmen von Kritikern, Freunden und Geliebten, hinein in ein vergangenes Leben. (In einem Kapitel stolpert man über den Tod seiner untreuen Ehefrau, die ein wenig an Madame Bovary erinnert.)
„Flauberts Papagei“ ist ein sehr komplexer Roman, was ihn für ein breites Publikum ansprechend macht, sowohl für ‚normale‘ als auch für literarisch versiertere Leser geeignet. Wohl gerade deshalb verdiente sich Barnes damit den Geoffrey Faber Memorial Prize 1985 sowie einen Nominierung für den Man Booker Prize ein Jahr zuvor. Trotz aller Schwierigkeit, sich anfangs in den Roman einzufinden, verfasste Barnes hiermit eine grandiose biographische Metafiktion (ein Subgenre, das in den letzten Jahren immer mehr Beliebtheit erfuhr und die traditionelle Thematik und Bedingungen des „life writing“ in der traditionellen Biographie vorführt) und ein wunderbares Buch mit vielen Strängen, die zunächst in der Luft hängen und schließlich doch drei Kapitel später noch verknüpft werden.
Die Rezension auf Englisch:
It’s said that Flaubert had a parrot named Loulou that pestered his last years in Croisset. By chance business man Geoffrey Braithwaite discovers a supposed fraud: there are two “Loulous” – stuffed parrots – in France. To find the truth he goes on a journey of discovering the French writer’s life story.
It’s a book in 15 chapters evolving around the protagonist Geoffrey Braithwaite and of the art of escaping reality. Geoffrey visits Flaubert’s homes in France (Rouen and Croisset) and discovers that there were stuffed parrots in two museums. His obsession to find the ‚real‘ parrot named „Loulou“, that kept Flaubert’s company for some time, leads the reader through a very ironic, very creative path, created out of quotations of Flaubert’s letters, voices of his critics and friends and lovers in an essayist style to meander through the famous writer’s life. (And one chapter through the death of his adulterous wife that reminds the reader quite a bit of Madame Bovary.)
“Flaubert’s parrot” is very complex and therefore a story more suitable for literary critics and literary scientists than ordinary readers. That is why Barnes earned the Geoffrey Faber Memorial Prize in 1985 and a nomination for the Man Booker Price in 1984. Nonetheless Barnes produced a great biographical metafiction (an up-and-coming meta-genre that stages the traditional themes and modalities of writing a traditional biography) and did a nice job bringing together a lot of story strings that seem to swing loosely until they are connected two or three chapters later.
Flaubert’s Parrot. Julian Barnes. Picador. 1984.
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