Wenn nach einem anstrengenden Kita-Tag die Gefühle verrücktspielen, wirken Bilderbücher oft Wunder. Besonders gerne liest Worteweberin Annika mit ihren Kids dann Bücher über Emotionen – zum Beispiel das Silent Book „Der Riese und die großen Gefühle“ von Charlotte Bellière und Ian De Haes.
In einem kleinen, beschaulichen Dorf inmitten der Natur leben die Bewohner*innen harmonisch zusammen, sie spielen entspannt, dösen in der Sonne, malen, backen, essen gemeinsam. Doch plötzlich wackelt die Erde: Ein Riese erhebt sich aus dem Boden! Risse ziehen sich über das Pflaster und durch die Fassaden. Angst und Furcht machen sich breit, dann richtiger Ärger, als einige Häuser kaputtgehen. Die Menschen folgen dem Riesen wutentbrannt aus dem Dorf hinaus. Wie können jetzt alle noch zusammenfinden und eine gemeinsame Lösung finden?
Ein Erzähl-Vergnügen
Im Bilderbuch erhält jede Emotion eine Doppelseite. Alle (oder die meisten) Figuren sind also zum Beispiel wütend, erstaunt oder beschämt … Erzählt werden die Handlung und die Emotionen fast ausschließlich über die Illustrationen von Ian De Haes. Nur ein versteckter Schriftzug kann Vorleser*innen auf die Sprünge helfen, welches Gefühl jeweils dargestellt wird. In der Regel lässt sich dies aber über die Gesichtsausdrücke, Gesten und Handlungen der Figuren sowie Farbstimmungen auch schon von Kindern ablesen.
„Der Riese und die großen Gefühle“ ist dafür prädestiniert, dialogisch gemeinsam mit Kindern gelesen zu werden. Sie können selbst beschreiben, was auf den Seiten passiert, wie die Menschen reagieren und sich fühlen, was der Riese tut und warum. Um sich die Szenen zu erschließen, ist es besonders hilfreich, einzelne Figuren von Seite zu Seite zu verfolgen. Dafür sind diese im Vor- und Nachsatz abgebildet und mit Namen versehen. Beim Blättern und Immer-wieder-Betrachten entfalten sich nach und nach Geschichten und es entstehen jedes Mal neue Gespräche.
Bilder-Reise
Die Illustrationen von Ian De Haes stecken voll kleiner Details, die entdeckt werden können. Dazu kommen sehr sympathisch gezeichnete Figuren mit niedlichen Gesichtern. Weil es sich um ganz unterschiedliche Typen handelt, lassen sich die Dorfbewohner*innen auch von Kindern gut auseinanderhalten. Zumeist bewegt sich die Farbpalette der Illustrationen zwischen Grün- und Gelb-Braun-Tönen, wodurch die Bilder sehr harmonisch und gesättigt wirken. Die Formen bleiben organisch – wenig rechte Winkel, viele Rundungen und dazu klare Blickachsen. Trotz der Fülle an Bildelementen kann das Auge so auf den Seiten auch Ruhe finden.
Bei einigen Gefühlen färben sich die Szenen und sind wie mit einem Farbschleier überzogen, zum Beispiel blau auf der Seite der Furcht oder rosa auf der Seite der Liebe. Zwar werden die Gefühle so betont und hervorgehoben, das Entschlüsseln der Gesichtsausdrücke wird an einigen Stellen aber auch erschwert.
Eine riesige Empfehlung!
Das Bilderbuch von Charlotte Bellière und Ian De Haes ist eine riesige Freude! Es aktiviert die Kinder beim Betrachten, wird nicht langweilig und funktioniert bei jungen Kindern ab circa 2,5 Jahren – es holt aber auch ältere noch ab. Das Thema Gefühle ist einfach ein Dauerbrenner!
Der Riese und die großen Gefühle. Charlotte Bellière. Illustration: Ian De Haes. Tulipan Verlag. 2025. Ab 3 Jahren.
Mehr Bilderbücher über große Gefühle:
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