Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein weiterer Jugendroman von John Green in die Kinos kommen würde, nachdem sein Roman „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ein Weltbestseller und auch die Verfilmung ein Erfolg an den Kinokassen war. Der Film „Margos Spuren“, im Original „Paper Towns“, erschien Ende Juli in den USA und läuft nun auch in Deutschland erfolgreich. Worteweberin Annika hat sich mit Buch und Film auf eine verrückte Reise durch die USA und das Leben gemacht.
„Aber wenn man alle unwahrscheinlichen Dinge, die passieren könnten, zusammennimmt, ist es wahrscheinlich, dass jedem von uns zumindest einmal etwas davon passiert.“ (John Green, Margos Spuren)
Quentins Wunder ist seine Nachbarin Margo Roth Spiegelman. Seit seiner Kindheit ist er mit Margo befreundet, mit der Margo, die Vinyl-Platten sammelt, die Gedichte liest, die es liebt, Rätsel zu lösen und die manchmal einfach verschwindet. Inzwischen aber gehört Margo zu den beliebtesten Kids an der Highschool, während Quentin, genannt Q, froh sein kann, wenn er nicht verprügelt wird.
Eines Nachts steht Margo trotzdem vor Qs Fenster und nimmt ihn mit auf eine Tour durch Orlando, die längste Nacht in Quentins Leben. Drei tote Fische, eine abrasierte Augenbraue und einen Schlangenbiss später glaubt er, dass sich zwischen Margo und ihm etwas verändert hätte. Doch nachdem die beiden sich im Morgengrauen verabschiedet haben, verschwindet Margo einfach. Quentin folgt nun ihren Spuren, durch Orlando, einen Gedichtband und halb Amerika.
John Greens Roman steckt voller Herz, skurrilen Einfällen und großen Sätzen. Er erzählt eine wunderbare Geschichte über die Liebe, Lebensentwürfe und die falschen Vorstellungen, die wir uns von den Menschen in unserem Leben machen. Vor allem aber ist es eine Geschichte über das Gefühl, jung zu sein, und das schlägt einem aus vielen Zeilen ganz echt und unverblümt entgegen. Das alles macht den Roman zu einer Geschichte zum Lachen, Weinen und Lieblingssätze-Markieren. Wer sich darauf einlässt, kann sogar noch eine Menge über die wichtigen Dinge im Leben lernen.
Der Film von Regisseur Jake Schreier wurde von John Green mit produziert. Vielleicht liegt es daran, dass die Verfilmung unglaublich nah am Buch ist und fast wie eine lebendige Bebilderung der Worte Greens wirkt. Schon die Besetzung wird der Romanvorlage mehr als gerecht. Cara Delevigne als Margo ist vielleicht keine klassische Schönheit, aber faszinierend und trifft so den Kern der Margo im Buch – ihr kauft man die verrückten Einfälle gerne ab. Nat Wolff als Quentin spielte auch schon in der ersten Green-Verfilmung und macht seine Sache hier wieder sehr gut.
Besonders gut gelungen ist die Umsetzung des jugendlichen Gefühls, das das Buch vermittelt. Das geschieht dank der tollen Schauspielleistungen, der witzigen, dichten Dialoge und des Strudels aus einnehmender, gefühlvoller Musik ab der ersten Minute. Letztendlich ist die Komödie zu 110 Minuten abgefilmter Jugend in Farbe geworden und macht dadurch auch jenseits der Zielgruppe 12+ noch viel Spaß. Da verzeiht man auch gerne die üblichen Kürzungen an der Geschichte, selbst wenn dadurch die längste Nacht in Quentins Leben etwas zu kurz und weniger zauberhaft ausfällt.
Buch: Margos Spuren, John Green, Sophie Zeitz (Übersetzung), Hanser, 2010
Film: Margos Spuren, Jake Schreier (Regie), USA 2015, FSK 6
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