Filmabenteuer aus dem echten Leben

von | 14.02.2022 | Filme, Filmtheater

Kürzlich hat Zeilenschwimmerin Ronja ihre Festplatte etwas aufgeräumt und dabei auch ein paar vergessene Texte wiedergefunden. Unter dem Titel „Filmabenteuer“ hat sie eine Weile lang ihre Gedanken zu allen Filmen aufgeschrieben, die sie in der Zeit geschaut hat. Darunter waren auch einige, die nach wahren Geschichten oder zumindest realitätsnah erzählt werden.

Schindlers Liste (1993)

Mehrfacher Oscar-Gewinner, ein Meisterwerk von Steven Spielberg und Klassiker unserer Zeit, besetzt mit bekannten Schauspielern wie Liam Neeson, Ben Kingsley und Ralph Fiennes. Aufgrund seiner Thematik ist natürlich davon auszugehen, dass dieser Film schwerverdaulich ist. Ein so monumentaler Drei-Stunden-Film über die Judenverfolgung der Nazis, ihre Gräueltaten und das Leben in Ghettos und Arbeitslagern lässt sich nicht einfach mal so ansehen. Und ich muss sagen, die drei Stunden haben sich auch angefühlt wie drei Stunden. Was ich normalerweise bei einem Film negativ beurteilen würde. In diesem Fall jedoch nicht. Den Film kürzer zu fassen, wäre nicht unmöglich, es würde allerdings bedeuten, zugunsten der Spannung all jene Szenen zu streichen, die den Film ausmachen: Es ist die detaillierte Darstellung des Alltags, der Grausamkeit und Berechnung, die „Schindlers Liste“ erst so tief beeindruckend und ergreifend macht.

Zu den Bildern, die sich mir besonders eingeprägt haben, gehören die jüdischen Grabsteine, die als Straßenpflaster missbraucht werden, und der Soldat, der beim Anblick all der Opfer beginnt zu schreien. Nach diesem Film war ich nicht dazu in der Lage, irgendetwas zu denken. Selbst am nächsten Morgen war ich immer noch leicht benebelt. Seltsamerweise fiel mir mitten im Film auf: Ralph Fiennes hat sehr schöne Hände.

Schindlers Liste. Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Steven Zaillian. Mit Liam Neeson, Ben Kingsley & Ralph Fiennes. Universal. USA. 1993. FSK 12.

La La Land (2017)

„La La Land“ hat bei den Oscars abgeräumt und viel Lob bekommen. Nachdem ich ein langjähriges Musical-Trauma überwunden hatte, wollte ich mir diesen Film unbedingt ansehen. Und ich wurde überrascht.

Erwartet hatte ich ein komisches Liebesdrama mit etlichen Gesangs- und Tanzeinlagen. Und auch wenn es ein Liebesdrama war und auch mal gesungen und getanzt wurde (aber für ein Musical doch sehr wenig), war er überhaupt nicht komisch. Er war im Gegenteil ziemlich ernst und überraschenderweise nicht mit einem typischen Happy-End. Als Film war er gut, wenn auch keiner, den ich mir ein zweites Mal ansehen würde. Als Musical fand ich ihn eher enttäuschend. Nicht nur, weil im Verhältnis ziemlich wenig gesungen und getanzt wurde, sondern auch, weil der Gesang zwar gut, aber nicht sehr gut war. Insbesondere Ryan Gosling scheint kein geborener Sänger zu sein. Sehr überzeugend ist dagegen die farbenfrohe, träumerische Optik und Nostalgie des Films.

La La Land. Regie & Drehbuch: Damien Chazelle. Mit: Ryan Gosling, Emma Stone & John Legend. Studiocanal. USA. 2017. FSK 0.

Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014)

Es ist nicht die erste Verfilmung von Stephen Hawkings Leben, die ich gesehen habe. (Zuvor hatte ich bereits eine mit Benedict Cumberbatch gesehen, an die ich mich allerdings kaum noch erinnern kann.) „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ist ein gelungenes biographisches Drama. Der Film ist ergreifend, insbesondere durch die erstaunliche Darstellung Stephen Hawkings von Eddie Redmayne.

Die Entdeckung der Unendlichkeit. Regie: James Marsh. Drehbuch: Anthony McCarten. Mit: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox & David Thewlis. Universal. Großbritannien. 2014. FSK 0.

Verborgene Schönheit (2016)

Ein Film mit Star-Besetzung, der wirklich gut funktioniert, sehr berührend ist und trotz allem auch mal ein Lachen verursacht. Will Smith wieder einmal in einer so ernsten Rolle zu sehen, ist nach all den Action-Filmen eine angenehme Abwechslung, denn für diese Art Rolle ist er durchaus auch geschaffen. Trotz aller Schönheit des Films, sowohl inhaltlich als auch in der Darstellung, folgt er doch bekannten Mustern, sodass das Ende keine Überraschung für mich war. Dennoch ein guter Film.

Verborgene Schönheit. Regie: David Frankel. Drehbuch: Allan Loeb. Mit: Will Smith, Keira Knightley, Kate Winslet & Helen Mirren. Warner Brothers. USA. 2016. FSK 6.

The Book of Henry (2017)

Ich hatte selbst nachdem ich den Trailer gesehen hatte, nicht wirklich einen Plan, worum es in diesem Film geht. Allerdings musste ich beim Ansehen feststellen, dass das nicht mein Problem war, sondern eines, das sich aus der thematischen Überladenheit des Films ergibt. Es wäre schon genug, einen zweistündigen Film mit einem hochbegaben Jungen zu füllen, der entdeckt, dass das Mädchen von nebenan, in das er verliebt ist, von ihrem Stiefvater misshandelt wird, und der dagegen selbstverständlich etwas unternehmen will.

Man möchte meinen, eines von beidem (Hochbegabung oder Misshandlung) wäre schon genug. Allerdings erwartet uns noch mehr: eine Mutter, die ihre Mutterrolle erst noch finden muss; ein kleiner Bruder, der das Gefühl hat, immer im Schatten des Genies seines großen Bruders zu stehen; der hochbegabte Bruder, der an Krebs erkrankt und bei der Hälfte des Films stirbt und seiner Mutter einen Plan zur Ermordung des Nachbarn hinterlässt, um das Mädchen zu retten, da die Behörden nichts tun wollen, weil der Nachbar der mächtige Polizeichef ist. Und schließlich versteckt sich in allem auch noch eine angedeutete Liebesgeschichte zwischen der Mutter und dem behandelnden Arzt im Krankenhaus, die allerdings unter all den anderen Themen nicht nur völlig verloren ist, sondern auch wie aus dem Nichts kommt und auch im Nichts verläuft.

Der Film hat etwas riskiert, da die Titelfigur nach einer Stunde stirbt und gleich mehrere Themen und Genres miteinander verwoben werden. Leider will er damit viel zu viel und kratzt überall nur an der Oberfläche. Dennoch ist der Film nicht schlecht. Es gibt zahlreiche berührende Momente, gerade zwischen den beiden Brüdern, insbesondere die schauspielerische Leistung des kleinen Bruders rührt zu Tränen. Dennoch war ich am Ende unbefriedigt. In diesem Fall wäre der abgedroschene Ratschlag „Weniger ist mehr“ durchaus angebracht gewesen.

The Book of Henry. Regie: Colin Trevorrow. Drehbuch: Gregg Hurwitz. Mit: Naomi Watts, Jaeden Lieberher & Lee Pace. Universal. 2017. FSK 12.

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